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Der nächste Morgen wartet schon und irgendwie ist etwas anders. Ich kann allerdings nicht behaupten, dass mich das stören würde. Heute werde ich nämlich ausnahmsweise mal selbst wach. Kein Kindergepolter, kein Lachen, kein lautes Rufen quer durch das Haus. Zwar noch ziemlich verschlafen, aber irgendwie doch verwundert, raffe ich mich auf und schaue auf die große Uhr, die im Wohnzimmer hängt. Es ist schon acht Uhr durch. Was ist also heute anders, als an den anderen Tagen? Ich erhebe mich von der Couch und laufe ziemlich unsicher in die Küche. Nein, hier ist auch nichts. Was ist denn los? Dann husche ich schnell die Treppe nach oben und gehe zum Schlafzimmer, in dem alle schlafen. Vorsichtig klopfe ich an und öffne die Tür einen Spalt. Zuerst erkenne ich nichts, doch dann sehe ich Lene. Durch das Öffnen der Tür scheint sie aufgewacht zu sein. „Chris, was ist denn los?", fragt sie völlig müde und gähnt aus tiefstem Herzen. Ich räuspere mich. „Naja, es ist schon acht Uhr durch und ihr seid alle noch hier...", bemerke ich und just in diesem Moment werden Lenes Augen groß. Ich habe so eine Vermutung. „Verdammt, Chris! Ich habe verschlafen!", stößt Lene aus und springt aus dem Bett. Ja, meine Vermutung hat sich soeben bestätigt. „Keine Sorge, ich mache schon mal Frühstück und dann fahre ich die Kinder gleich zur Schule. Kümmere du dich nur darum, dass sie gleich fertig sind.", erkläre ich und sie nickt. Dann scheut sie ihre Kinder alle aus dem Bett, während ich bei Liam an der Tür klopfe und somit Mama wecke. „Mama! Aufstehen, wir brauchen deine Hilfe!", rufe ich und stolpere dann die Treppe hinunter. In Windeseile habe ich die Brote für die Kinder geschnitten und schmiere ihnen nun eines mit Frischkäse und eines mit Wurst. Anschließend stelle ich jedem noch eine kleine Flasche Wasser daneben und flitze ins Wohnzimmer. Dort streife ich mir eine Sweatjacke über und quetsche mich in die ersten Schuhe, die ich finde.

Keine Sekunde zu früh, denn da ertönt auch schon das wohl vermisste Gepolter von oben. Die Jungs stürmen die Treppe hinunter und packen sich ihre Brote in die Taschen. Lene trägt die verschlafene Annika auf dem Arm hinunter und drückt sie mir in den Arm. „Tschüss mein Schatz. Ich habe euch alle lieb.", meint Lene und verteilt Küsschen an ihre Kindern. Aber dann müssen wir auch wirklich los. Ich scheue die kleine Meute zum Wagen und lasse sie alle einsteigen. Wir fahren ausnahmsweise mit Andreas großer Karosserie, weil ich keinen Kindersitz habe. „Hier, Liam.", sage ich und reiche dem Ältesten mein Portemonnaie. „Nimm dir mal fünf Euro raus und deinem Bruder auch. Falls euch die Brote nicht schmecken, dann holt ihr euch bitte etwas in der Mensa. Alles klar?", weise ich ihn an und schwinge mich hinter das Lenkrad. „Anschnallen nicht vergessen! Das wird jetzt der schnellste Start in die Schule, den ihr je hattet!", kündige ich an und starte den Motor. Dann fahre ich los und bin für die grüne Welle, die wir haben, sehr dankbar. In einer neuen Rekordzeit halte ich vor der Schule. „Viel Spaß heute! Und lernt was!", rufe ich den Jungs hinterher, als diese in das Gebäude sprinten.

„So, kleine Maus.", wende ich mich an Annika, die ganz verträumt in ihrem Kindersitz sitzt. „Jetzt bringen wir dich noch in den Kindergarten und dann haben wir es geschafft." Annika lächelt und ich ebenfalls. Ein bisschen langsamer und auch entspannter fahre ich den Weg zu ihrem Kindergarten. Dort angekommen hole ich sie aus dem Kindersitz und begleite sie bis in den Kindergarten. Der Erzieherin, die uns dort erwartet, erkläre ich noch kurz den holprigen Start in den Tag und bitte sie Annika heute mit Nachsicht zu behandeln. Sie versichert mir, dass Annika sich auch noch hinlegen kann wenn sie es möchte und dann verschwinde ich auch schon wieder. Auf dem Rückweg zum Haus halte ich beim Bäcker und kaufe noch ein paar Brötchen und Croissants ein. Dann schlage ich aber den direkten Weg zum Haus ein. Auf mich wird schon gewartet und als ich die Brötchen auspacke, fast wie ein Held gefeiert. Mama deckt zusammen mit Lene gemütlich den Tisch, während ich mich nun frisch machen kann und mir auch etwas Neues anziehen kann. Diesmal klaue ich mir Sachen von Andreas. Aber er wird sich schon nicht beschweren. Nachdem ich mich angezogen habe, setze ich mich zu Lene und Mama an den Tisch und wir frühstücken alle gemeinsam. „Vielen Dank, dass du die Jungs jetzt so schnell gefahren hast.", sagt Lene und ich nicke. „Aber doch nicht dafür. Du kannst gerne das Knöllchen bezahlen, falls ich geblitzt wurde.", grinse ich und Lene zwinkert mir zu. „Natürlich werde ich das." Mama lacht auch schon und dann ist es wieder eine Weile still. Jeder ist mit dem Brötchen auf seinem Teller beschäftigt und die Zeitung, die ich ebenfalls gekauft habe, wird eifrig gelesen.

Nothing else matters ~ Ehrlich BrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt