Also machen wir uns wenige Minuten später auf den Weg. Wir verabschieden uns von Andreas und ich beuge mich noch einmal zu ihm. „Hey Bruder. Mir wurde gesagt, ich darf nicht aufgeben. Versprich mir bitte, dass du das auch nicht tust.", hauche ich leise und dann verlasse ich mit Mama das Zimmer. Wir verlassen die Station, dann das Krankenhaus und kaum sitzen wir im Auto, da verlassen wir schließlich auch das Gelände. Knapp fünf Minuten nachdem wir gestartet sind, klingelt mein Handy. „Gehst du bitte einmal kurz ran und hältst es mir dann ans Ohr?", bitte ich Mama, die mein Handy sofort aus der Mittelkonsole holt und mir ans Ohr hält. „Reinelt?", melde ich mich. „Hallo Herr Reinelt, hier ist Regine Hartl. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass meine Abschlussuntersuchungen für morgen zehn Uhr angesetzt sind. Vermutlich werde ich dann gegen Elf Uhr oder erst hab Zwölf entlassen. Je nachdem, was die Untersuchungen ergeben.", erklärt mir Frau Hartl. Ich nicke und antworte dann: „Das klingt sehr gut. Dann werde ich morgen um Elf Uhr da sein. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Untersuchung und wir sehen uns dann ja auch schon morgen wieder." Frau Hartl stimmt dem zu und wir legen beide auf. „Wen willst du denn abholen?", ist Mama erstaunt und legt das Handy wieder weg. Ich grinse. „Tja, Mama. Das wüsstest du wohl gerne. Aber auch ich darf meine Geheimnisse haben.", sage ich dann. Mama verschränkt die Arme vor der Brust und schaut mich abwartend an. „Okay, ich sollte meine Geheimnisse natürlich mit meiner Mutter teilen." Die eben Erwähnte nickt und ich fahre fort: „Ich hole morgen nur meine Nachbarin aus dem Krankenhaus ab. Sie passt ja immer schön auf meine Wohnung auf, wenn Andreas und ich unterwegs sind. Jetzt möchte ich auch mal etwas für sie tun können und deswegen habe ich entschieden, dass ich morgen ihren Chauffeur spiele und sie nach Hause bringe." Ich bremse etwas ab und setze bereits den Blinker, um in unsere Straße abzubiegen. „Das finde ich sehr nett von dir. Ich habe euch also doch alle gut erzogen.", schmunzelt Mama. Ich nicke. Natürlich hat sie das. Dachte sie etwa etwas anderes? Ich bin empört! Ja, regelrecht fast beleidigt! Aber dann parke ich auch schon vor der Haustür. Ich stelle den Motor ab und steige zusammen mit Mama aus. „Ob die von Joe schon wieder hier sind?", fragt sie mich. Ich zucke mit den Schultern. Eigentlich denke ich schon, dass die wieder her sein mussten. „Wir waren jetzt auch schon echt lange weg. Wir schauen einfach mal.", beschließe ich und stiefle zur Tür. Mama folgt mir unauffällig.
Wir gehen gemütlich zum Haus und klingeln. Es dauert auch nur knapp eine Minute, dann geht die Tür auf. „OMA!", wird Mama fast umgerannt. Ich schmuggel mich heimlich an den Kindern vorbei und finde Lene im Wohnzimmer. Gerade räumt sie ganz viel Lego zurück in eine Kiste. „Sie machen nur Arbeit...", lächelt sie mich an und ich helfe ihr schnell. „Wie geht es Andreas?", will sie wissen. Ich weiche ihren Blicken aus. „Das ist kein gutes Zeichen, wenn du mich nicht anschauen willst.", stellt Lene fest. Doch in diesem Augenblick stürmen die Kinder auch schon ins Wohnzimmer und haben ihre Oma im Schlepptau. „Wir wollen noch mit Oma spielen!", betteln Felix und Annika, während sich Liam auf die Couch legt. Er zückt sein Handy und tippt dann eifrig darauf herum. „Alles klar, aber es wird alles wieder aufgebräumt, bevor ihr ins Bett geht.", mahnt Lene und wir stehen zusammen vom Teppich auf. „Dann gehen wir doch einfach in die Küche.", schlage ich leise vor. Sie nickt und dann haben wir das Wohnzimmer auch schon verlassen. Die Küche ist in den letzten Tagen wirklich der Raum für schlechte Nachrichten geworden. Auch heute muss ich Lene leider ein paar schlechte Nachrichten überbringen. Ich erkläre ihr alles, was Dr. Lendzian uns auch im Krankenhaus erklärt hat. Fragen, die sie stellt, versuche ich so weit es mir möglich ist zu beantworten. Und wieder fließen auch viele Tränen. Aber ich kann nichts machen. Selbst wenn ich ihr nun sagen würde, dass alles wieder gut werden würde, glaubt sie es mir dann? Ich schlucke. „Hey, Lene. Wir haben ihn doch noch nicht aufgegeben, oder? Er schafft das. Ganz sicher. Wir geben einfach nicht auf.", sage ich und erinnere mich an das Gespräch mit Frau Hartl. „Weißt du was? Ich fahre jetzt einfach zur nächsten Eisdiele und dann machen wir es uns bei einem lustigen Film auf der Couch gemütlich. Wir bringen uns mal wieder auf andere Gedanken. Meinst du nicht, dass Andreas das auch ziemlich mies fände, wenn wir bloß nur noch traurig herumlaufen?", schlage ich vor und ich räuspere mich. Okay, es dauert wirklich nicht mehr lange und ich fange auch wieder an zu heulen. „Das ist eine gute Idee. Nimmst du schon mal die Bestellung auf? Ich werde mich mal um ein kühles Bier aus dem Keller kümmern. Irgendwo muss Andreas ja noch etwas versteckt haben.", nimmt Lene meinen Vorschlag an und ich muss lachen. Aber natürlich, für Wein waren wir alle noch nie. Lieber ein kühles, frisches Bier aus dem Kühlschrank. Ich gehe ins Wohnzimmer und erkläre dort meine Idee. Alle sind einverstanden und es hätte mich auch gewundert, wenn nicht. Rasch habe ich die Bestellung aufgenommen und verabschiede mich von allen.
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Nothing else matters ~ Ehrlich Brothers
FanfictionDie Brüder Chris und Andreas Ehrlich, besser bekannt als die "Ehrlich Brothers", feiern nach knapp dreieinhalb Jahren ihren großen Tourabschluss in einer gigantischen Show. Doch nach den großen Feierlichkeiten geht es für die beiden Brüder wieder zu...