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Am nächsten Morgen wache ich ziemlich früh auf. Ich weiß auch nicht warum und so schaue ich auf den Wecker. Naja, Viertel vor Zehn ist jetzt nicht sonderlich lange. Aber vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich gestern relativ früh ins Bett gegangen bin und auch vom Vortag noch ausgeschlafen war. Da kann ich mich ja wieder gemütlich hinlegen. Voll perfekt, dieser Mittwoch startet genauso entspannt wie der gestrige Tag. Ich strecke mich und genieße die Zeit. Die Zeit in der ich nichts machen muss. Heute habe ich ja auch nichts vor, das Büro wartet ja auch nicht. Und Andreas hat ja... Moment? Andreas? Verdammte Scheiße, ich wollte mich doch mit ihm um zehn Uhr treffen! Ich rolle mich schnell aus dem Bett. Für meinen Kreislauf vielleicht ein bisschen zu schnell, aber das interessiert mich gerade nicht besonders. Also sprinte ich, im Rahmen meiner Möglichkeiten, zum Fenster und ziehe die Jalousien hoch. Danach suche ich mir im Eiltempo frische Sachen aus dem Schrank. Während ich meine Morgentoilette erledige, schreibe ich Andreas an, dass ich mich aufgrund von Stau verspäten werde. Wenn ich ihm jetzt schreiben würde, dass ich verschlafen habe, dann muss ich mir das den ganzen Tag anhören. Und da habe ich wenig Lust zu. Also schnappe ich mir einen Apfel und den Schokobon. Auf den Kaffee werde ich heute verzichten, damit ich noch halbwegs pünktlich erscheinen kann. Also schiebe ich meinen Körper schnell in die Sachen, die ich mir zum Anziehen rausgesucht habe. Kurz noch in den sauren Apfel beißen und dann greife ich nach meinem Handy, den Schlüsseln und einer Portion guter Laune. Dann bewege ich mich zu meinem Auto, schmeiße mich hinein und düse davon. Also, ich werde es definitiv nicht bis um Zehn schaffen. Aber zum Glück ist das Team ja erst für Elf Uhr bestellt. Wenigstens etwas. Das macht die Sache ein bisschen entspannter. Aber auch nur ein bisschen.

Um pünktlich dreizehn Minuten zu spät, trete ich auf dem Parkplatz vor dem Haus meines Bruders die Bremse meines Wagens fast bis zum Anschlag durch. Dem entsprechend quietschen auch die Reifen. Hoffentlich denkt er jetzt nicht, dass ich mich seinetwegen beeilt habe. Das würde ihn in die völlig falsche Richtung meiner Sympathie ihm gegenüber bringen. Aber nun gut, wir wollen mal nicht so sein. Ich schließe meinen Wagen ab, nachdem ich ihn verlassen habe und mache mich auf zum Eingang des Hauses. Dort drücke ich auf den wunderbaren Knopf, der im Normalfall ankündigt, dass einer vor der Tür steht. Ich beiße genüsslich in meinen Apfel, den ich auch während der Fahrt immer mal wieder angeknabbert habe. Dann warte ich, bis mir Andreas die Tür öffnet. „Guten Morgen lieber Bruder.", begrüßt er mich und wir umarmen uns herzlich. „Stau? In den frühen Morgenstunden? Gott sei Dank hast du es noch geschafft.", grinst Andreas. Ich runzle die Stirn. Okay, weiß er jetzt, dass ich verschlafen habe? „Ja, das war wirklich die Hölle.", lüge ich und schüttle den Kopf. „Also dann, was haben wir heute vor?", wechsle ich das Thema und sehe meinen Bruder fragend an. Er lacht. Ich nicke. „Ja, schon klar. Das war mehr so ne rhetorische Frage. Natürlich weiß ich noch, was wir heute verrücktes vorhaben. Und ich bin mir sicher, dass der Tag dafür nicht reichen wird.", erkläre ich. Erneut lacht mein Bruder. „Hey, komm schon. Wir haben unser Team. Die lassen uns nicht hängen und zu so vielen schaffen wir das sicherlich.", meint er dann. Ich nicke. „Ist klar. Weißt du, ich habe eigentlich gar keine Ahnung, was du heute genau vorhast. Schon gut, du hast gesagt, du willst die Werkstatt ein bisschen auf Vordermann bringen. Aber was meinst du damit? Eine Grundreinigung? Ein bisschen Staub wischen? Möchtest du alle Schrauben nachziehen? Andreas, wie wäre es, wenn du mal ein bisschen mehr erklären würdest?", sage ich. Mein Bruder lächelt. „Ja, ich möchte die Requisiten überprüfen. Wir haben jetzt die Show hinter uns, aber ausgeräumt haben wir die Sachen auch noch nicht aus den LKWs.", sagt Andreas. Ich verstehe. Das stimmt tatsächlich. Die Sachen von der Show sind immer noch in einigen LKWs und die jetzt einfach in die Halle zu räumen. Das macht auch keinen Sinn. Ich muss zugeben, mein Bruder hat tatsächlich mal nachgedacht und es ist etwas Sinnvolles dabei herausgekommen. Ich bin stolz auf ihn. „Sehr gut, damit bin ich zufrieden. Aber jetzt reden wir mal Klartext. Wie fühlst du dich? Was macht die Schramme am Bein?", frage ich ihn und scanne ihn von oben bis unten. Andreas neigt den Kopf und duckst ein wenig unsicher herum. „Also, es tut natürlich noch weh, aber ansonsten ist alles super. Ich war auch heute früh beim Arzt und der meinte, es ist wirklich in Ordnung, wenn ich heute arbeite. Er meinte, dass du ihn sogar anrufen kannst, wenn du mir nicht glauben solltest.", antwortet Andreas und humpelt davon. Ich sehe ihm nicht wirklich überzeugt hinterher, denn er läuft noch schlechter als gestern.

Nothing else matters ~ Ehrlich BrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt