Der nächste Tag bricht an und ich gehe meiner Wege. Andreas ist von der Idee, ein paar Tage auszusetzen begeistert. Er hat mir sofort erklärt, was er mit der neu gewonnenen Zeit alles anfangen will. Am Freitagnachmittag will er mit den Kindern in den Zoo fahren, denn da kommt auch Annika fürs Wochenende zu ihm. Und wenn er genügend Zeit hat, dann vielleicht sogar die nächste Woche. Während Andreas sich also einen schönen Tag Zuhause macht, beginne ich meinen zweiten Tag im Büro. Es sieht auch nicht wirklich schlimm aus, nur habe ich wieder zwei Stapel Papiere auf meinem Tisch liegen. Verwechselt mich hier irgendwer mit der Papiertonne? Nein? Gut, dann bin ich ja beruhigt. Mit ein bisschen Musik geht die Arbeit schließlich wie von Zauberhand und auch einige Telefonate konnte ich erfolgreich abschließen. Ein kleiner Check in den Mails, dann schreibe ich mir auch schon die Finger wund. Eine Mail an die Veranstalter, eine Antwort an die Regisseure. Dann beantworte ich wieder Anfragen für Interviews und TV-Auftritte. Unsere Managerin ist leider ausgefallen, deswegen bleiben auch solche Sachen an Andreas und mir hängen. Der einzige Vorteil, wir wissen mal Wochen im Voraus was uns erwartet. Nicht, dass wir uns das bis dahin merken könnten. Aber es ist schon besser, als wenn man nur stumm einen Kalender vorgesetzt bekommt in dem die Termine markiert sind und man sagen darf, auf welche man Lust hat. Oder welche gerade gut für die Presse und PR sind. Aber auch der Tag im Büro geht herum und so schließe ich es mal wieder um kurz nach sechs ab. Ich verabschiede mich von allen anderen Mitarbeitern, die noch da sind und mache mich auf den Heimweg. Zuhause koche ich schnell mir ein leckeres Abendessen. Ich habe richtig Hunger und fühle mich richtig gut. Als hätte ich wirklich etwas getan. Nun, vielleicht habe ich das auch. Den Abend lasse ich gemütlich mit einer Serie ausklingen, bevor ich mich dann nach einem vier Folgen-Marathon ins Bett verkrieche.
Der nächste Tag ist ein Freitag und ich freue mich irgendwie auf das bevorstehende Wochenende. Es wird wahrscheinlich das erste freie Wochenende seit Wochen und Monaten. Habe ich das schon mal gesagt? Doch der Freitag startet wie jeder andere Tag auch. Ich schiebe mich wie jeden Morgen aus dem Bett, mache mir mein Frühstück und verschwinde danach für meistens eine Stunde zum joggen. Dann dusche ich in aller Ruhe und danach fahre ich zum Arbeiten ins Büro. Die Tage im Büro sind meist total vollbepackt und so spürt man auch heute von eigentlichem Urlaub nichts. Aus ist es mit der Erholung, die ich eigentlich noch gar nicht hatte. Jedenfalls noch nicht so richtig. Und die nächsten Veranstaltungen sind ja auch schon in der Planung. Vor der Stadionshow hatten wir diese gar nicht mehr im Blick und haben uns nur auf diese eine Show konzentriert. Aber wir planen ja schon eifrig an einer neuen Tour. An neuen Illusionen und vielen Tricks. Auch mal wieder ein paar kleinere, die man super im Publikum aufführen kann. Die laufen dann wieder unter der Rubrik „Haut-nah-dicht-dran". Oh Mann, so ganz nah diese verwirrten und erstaunten Gesichter sehen zu können. Das war wirklich einfach nur unglaublich. Andreas schickt mir ganz viele liebe Bilder aus dem Zoo. Ihn so glücklich zu sehen ist ein unglaublich gutes Gefühl. Er kann den Tag einfach mit seinen Kindern genießen, ohne sich weitere Gedanken machen zu müssen. Sie sind schon ganz früh aufgebrochen, da die beiden Jungs schulfrei haben. Ich gönne es den vieren von Herzen. Auch die Kinder sollen die Zeit mit ihrem Vater mal richtig genießen. Auch wenn Lene ihn den Kontakt nicht verbietet und sie sogar darin unterstützt, wenn sie ihren Vater sehen wollen, sehen sie sich trotzdem alle nicht so oft. Wenigstens haben wir alle Weihnachten und Silvester gefeiert. Den Kindern zu liebe haben sich Andreas und Lene für ein gemeinsames Fest entschieden. Ich hatte anfangs noch die Hoffnung, dass sie sich beide wieder annähern werden. Doch sie hatten trotz all meiner Bemühungen keine ruhige Sekunde.
Ich seufze. Aber dann finde ich mich wieder in meinem kleinen Büro wieder, wo ich die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt habe. Hoffentlich hat mich keiner gesehen. Ich muss lächeln. Da habe ich wohl einfach angefangen zu träumen. Aber ab und zu muss das auch mal sein. Ein Klopfen an der Tür lässt mich zusammen zucken. Wer ist denn das? „Herein!", rufe ich und nur eine Sekunde später geht die Tür auf. „Hallo Chris, kannst du mal bitte kommen? Wir müssen da etwas besprechen. Außerdem haben wir für nachher um Sechzehn Uhr unser Team-Meeting der Abteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Wir würden dich gerne dabei haben. Schaffst du das?", fragt Sandra, eine Mitarbeiterin, und ich nicke. „Aber sicher, natürlich. Ich werde um Sechzehn Uhr da sein. Ist das andere dringend? Weil sonst würde ich erst hier an den Sachen weiterarbeiten.", erkläre ich. Sie neigt den Kopf. „Wenn dir was an den Merchandising-Projekten liegt, dann ja. Wenn nicht, dann lass dir ruhig Zeit.", grinst sie dann. Ich seufze und fahre mir mit den Händen durchs Gesicht. „Jetzt kommt's. Ich spüre da was.", brumme ich und ordne alle vertraulichen Dokumente weg. Dann fahre ich den Laptop noch schnell herunter. „Ich bin soweit.", sage ich und folge ihr dann. Im Tagungsraum haben sich bereits viele Vertreter der Abteilung für Merchandising versammelt. Scheint also etwas Ernstes zu sein. Ich bin gespannt. „Wir haben über die neue Ideen nachgedacht und auch schon eine als Prototyp bestellt. Jetzt haben wir zwei Probleme. Das erste, die Firma kann uns für dieses Projekt hier..." Ein Kollege reicht mir eine kleine Mappe und ich schaue mir die Bilder an. „... keine Massenanfertigung zusagen. So wie wir das brauchen würden, können die uns das nicht liefern. Da ist jetzt die Frage, ob wir jetzt da einfach mit beschränktem Verkauf rangehen und dann irgendwann mal nach bestellen. Oder ob wir uns eine andere Firma suchen, die uns die nötige Masse produzieren kann. Auch noch zu dem gewünschten Datum." Ich nicke. Sandra schaltet sich ins Gespräch mit ein und meint: „Das zweite Problem ist, dass wir ein neues Projekt nun in Bestellung geben wollten. Jedoch haben wir dann festgestellt, dass das auf jeden Fall nichts wird. Also, die Idee ist super, aber unsere Umsetzung hat Lücken so groß, wie die Löcher im Schweizer Käse." Ich nicke erneut. „Okay, dann haben wir zwei Probleme und zwei Lösungen.", schlussfolgere ich. Die Runde nickt. „Soll ich jetzt die Entscheidung treffen?", staune ich. Nun lacht der gesamte Raum. „Nicht wirklich. Wir wollten einfach nur mal deine Meinung dazu hören. Weil das ist ja dann auch schließlich Geld, was wir investieren. Und das wollte wir schon irgendwie mit dem Chef abklären.", sagt Sandra. Ich lache. „Also, soll ich doch entscheiden?" Die Meinungen sind verschieden. „Okay, ich finde, dass wir die Idee hier mit den kleinen Taschenkalendern notfalls auch noch verschieben können. Ich meine, wir haben schon eine krasse Menge an Sachen. Da macht uns das eigentlich nicht viel, wenn wir warten und zu einem späteren Zeitpunkt bestellen. Und dann auch eine kleinere Menge, dann gehen wir eben in den beschränkten Verkauf. Eine andere Firma würde ich wirklich nur dann suchen, wenn wir das unbedingt zum Jahresende brauchen.", teile ich meine Meinung den Kollegen mit. Einige nicken, andere runzeln noch die Stirn.
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Nothing else matters ~ Ehrlich Brothers
FanfictionDie Brüder Chris und Andreas Ehrlich, besser bekannt als die "Ehrlich Brothers", feiern nach knapp dreieinhalb Jahren ihren großen Tourabschluss in einer gigantischen Show. Doch nach den großen Feierlichkeiten geht es für die beiden Brüder wieder zu...