Clara Archer
Atmen!
Meine Augen sind auf mein Handy fixiert, während ich steif auf meinem Bett sitze und tippe. Also ab und zu. Jetzt gerade warte ich auf seine Antwort.
Was denkt er jetzt von mir?
Da steht, dass er schreibt und es zerreißt mich beinahe, dass ich ihn nicht sehen kann. Dann wüsste ich viel eher, was er denkt. Aber dann würde ich ihm auch nicht schreiben können, weil das einfach nicht möglich wäre. Ihn zu sehen, in meiner Nähe zu haben und ihm zu schreiben, das schaffe ich noch nicht.
„Randon: Danke."
Was?
Irgendetwas stimmt da nicht, das sagt mir nicht nur mein Kopf, sondern auch mein Bauch. Er hat etwas, vielleicht geht es ihm nicht gut.
„Clara: Alles in Ordnung?" Mir stockt das Herz, als die Nachricht sofort raus geht. Aus Gewohnheit habe ich auf den Senden-Button getippt, ohne nachzudenken.
Das muss ich mir unbedingt abgewöhnen.
„Randon: Ich denke nicht, dass ich dir das erzählen sollte." Das verletzt mich. Mir ist durchaus klar, dass wir keine besten Freunde sind und er sich einfach bei mir ausspricht, aber das ist dann doch ziemlich hart. Obwohl er natürlich Recht hat. Ich würde auch niemandem meine Sorgen aufzählen, den ich nicht kenne. „Randon: Nicht böse gemeint", schreibt er als nächstes und schriebt auch noch weiter, darum warte ich. Vermutlich will er seinen ersten Satz erklären und ihm die Härte nehmen. Zumindest hoffe ich das. „Randon: Wir kennen uns nicht und du kümmerst dich trotzdem auf deine Weise um mich und dafür bin ich dir wirklich dankbar. Ich weiß einfach nicht, ob ich mit dir reden sollte und eben auch nicht, ob ich dir vertrauen kann. Auch das ist nicht böse gemeint." Es freut mich wirklich, dass er sich wieder bedankt und mir auch mal sagt, was er denkt. „Randon: Ich hoffe, du weißt, wie ich das meine." Mit einem Lächeln fange ich an zu tippen und verbiete mir darüber nachzudenken. Wenn ich zu lange schreibe oder zu viel nachdenke, schreibe ich garantiert nichts, was ihm helfen kann. Oder richtig rüber kommt.
„Clara: Das ist ganz dir überlassen. Ich kann dir nur versichern, dass ich niemandem erzählen werde, was du mir anvertraust und wenn ich dir helfen kann, mache ich das sehr gerne. Außerdem vertraust du mir doch jeden Tag, indem du meine Brote isst, die alle hoch giftig sein könnten", versuche ich ihn zum Lächeln zu bringen und setzte noch ein grinsendes Emoji dahinter, bevor ich es weg schicke.
„Randon: Die sind zu lecker, ganz egal, ob sie giftig sind. Sie retten mir täglich das Leben." Mit einem breiten Grinsen lasse ich mein Handy auf die Matratze fallen, ziehe mein Kissen in die Arme und vergrabe mein Gesicht darin.
So etwas kann er doch nicht einfach schreiben.
Meine Wangen sind ganz warm, so verlegen bin ich.
>Was machst du da?< Mein Kopf fährt zu Tristan herum, der den Kopf in mein Zimmer gesteckt hat.
>Mein Kissen kuscheln.<
Ist schließlich nicht gelogen.
Er hebt eine Braue, mustert mich ausgiebig. Von meinem unordentlichen Pferdeschwanz, über mein brillenloses Gesicht zu meinen klammernden Armen und schließlich auch zu dem schwarzen T-Shirt.
>Hast du etwa mein Adidas Shirt an?< Er klingt gereizt, was mich lächeln lässt.
Wie ich es liebe, ihn zu provozieren.
>Niemals, liebster Bruder. Ich weiß doch, dass ich das nicht haben darf.< Meine Stimme trieft vor Sarkasmus.
Aus irgendwelchen Gründen hängt er an seinem komischen Adidas Shirt, welches er mal aus einem Urlaub mitgebracht hat. In einer Diskussion vor ungefähr zwei Jahren hat er mir erlaubt seine Shirts und Klamotten zu tragen, wenn es unbedingt sein muss. Abgesehen von einigen Ausnahmen, wie eben besagtes Shirt.
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Unscheinbar
RomanceRandon Banks ist einer der beliebtesten Jungs in der Oberstufe. Natürlich gutaussehend, klug, charmant, aber kein Aufreißer, wie seine Freunde. Er will die Richtige finden, sucht dabei überall Unterstützung, wo er sie vermutet, doch er findet sie un...