Randon Banks
Müde reibe ich mir über das Gesicht, schalte meinen Wecker aus. Normalerweise würde ich jetzt aufstehen und ausprobieren, wie gut ich mich bewegen kann, aber ich bin einfach nur fertig. Mir fehlt sowohl die Kraft, als auch die mentale Motivation aufzustehen.
Noch zwei Tage, dann ist endlich Wochenende.
Es ist beinahe völlig dunkel hier, nur das gelegentliche Blinken von meinem Handy erhellt den Raum ab und an ein bisschen.
Aus dem alleinigen Grund, dass ich ihre Antwort lesen will, hebe ich mich aus dem Bett, gehe zu der Kommode, auf der mein Handy liegt. Tatsächlich fühlen sich meine Beine schwach an, der Muskelkater ist allerdings noch nicht da. Es passiert häufiger, dass ich erst zwei Tage später die ersten Anzeichen bekomme, deshalb bin ich jetzt grade einfach nur froh, dass ich laufen kann.
Beim ersten Versuch gebe ich den Pin falsch ein, was mich daran erinnert, dass ich ihn gestern geändert habe.
Das war ein richtig mieser Mittwoch.
Beim zweiten Versuch klappt es und ich öffne auch gleich die Nachricht, auf die ich gewartet habe. Es ist ein verdammt langer Text.
„Sie: Ich kann dich verstehen, keine Sorge. Leider kann ich dir nur allgemeine Sachen dazu sagen, Beziehungen sind nämlich nicht mein Fachgebiet. Du musst jede Frau für sich allein sehen, keine ist wie die Andere. Genau wie bei Männern und Menschen im Allgemeinen. Gut, bisher war vermutlich nichts Neues für dich dabei, aber egal. Es gibt auch immer Fragen, auf die es einfach keine richtige Antwort gibt. „Sehe ich gut aus?" Da kann man nur falsch antworten, denn die Frau will immer das hören, was der Mann nicht sagt oder sie glaubt nicht, dass er ehrlich war. Mach dir also keinen Kopf, wenn ihr deine Antwort auf solchen Fragen nicht gefällt. Sie sollte erwachsen genug sein, um damit umzugehen und dir nicht an den Kragen zu gehen, wenn ihr etwas nicht passt", schreibt sie. Die Nachricht ist noch nicht zu Ende, aber ein Klopfen an meiner Tür lenkt mich ab.
>Ja?<
>Wollte nur wissen, ob du schon auf bist<, höre ich meine kleine Schwester sagen, dann Schritte auf dem Flur. Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass ich tatsächlich ein bisschen spät dran bin, aber ich will die Nachricht noch zu Ende lesen.
„Sie: Das kann man gut oder schlecht finden, aber eine „Formel" gibt es da natürlich nicht. So wie ich das sehe ist sie mit irgendetwas grundsätzlich unzufrieden, will es dir aber nicht sagen. Oder weiß nicht wie, keine Ahnung. Würde ich sie kennen, könnte ich dir da vielleicht besser helfen, aber auch so hoffe ich, dass dir meine Antwort weiterhilft. Gute Nacht." Zu meiner Überraschung hat mir das wirklich geholfen. Ihre Worte haben etwas Aufbauendes und geben mir ausnahmsweise nicht das Gefühl alles falsch gemacht zu haben. Dank ihr weiß ich jetzt auch, dass Lesley irgendetwas stört. Dass sie jeden Tag ein neues Thema hat, über das sie sich auslässt, weiß ich. Das ist nicht zu überhören. Aber etwas Grundsätzliches ist mir nicht aufgefallen. Wenn ich so darüber nachdenke, kann das aber gut sein.
Seit letzten Freitag hat sie diese Stimmungsschwankungen und ihre Tage hat sie nicht, das weiß ich. Vielleicht muss ich einfach nur herausfinden, was da passiert ist und das korrigieren. Das heißt, mit ihr darüber reden und das klären. Aber erst muss ich wissen, was sie stört.
Am besten, ich frage sie einfach.
---
Es ist eine schlechte Idee gewesen, sie einfach zu fragen. Schon gar nicht draußen auf dem Parkplatz. „Was ist Freitag passiert?", habe ich sie gefragt, ganz neutral. In meiner Stimme waren kein Vorwurf, keine Drohung und auch kein schulbewusster Unterton. Trotzdem ist sie plötzlich bleich geworden, dann ist ihr die Röte ins Gesicht gestiegen.
DU LIEST GERADE
Unscheinbar
RomanceRandon Banks ist einer der beliebtesten Jungs in der Oberstufe. Natürlich gutaussehend, klug, charmant, aber kein Aufreißer, wie seine Freunde. Er will die Richtige finden, sucht dabei überall Unterstützung, wo er sie vermutet, doch er findet sie un...