Randon Banks
Es kann sein, dass ich auf Schlauch stehe. Ob das so ist oder nicht, es gibt für mich keine Erklärung für ihr Verhalten. Clara sieht unglaublich wütend aus und Tristan hat wohl so viel Angst vor ihr, dass er uns hier sitzen lässt und uns jemand anders abholen soll. Vor wenigen Minuten noch haben sie herumgealbert, allerdings habe ich auch die Blutergüsse gesehen, die er wohl Clara zu verdanken hat. Zwar nur kurz, aber doch deutlich.
Warum wird sie bei einem einzigen Namen derart wütend?
Zu gern würde ich sie fragen, aber ich traue mich einfach nicht. Außerdem glaube ich, dass es mich nichts angeht.
>Kann ich euch noch etwas bringen?< Wir erschrecken beide ein wenig, sehen uns nach der Kellnerin um. >Randon?<, fragt sie überrascht, sieht mich mit großen Augen an.
>Ronja.< Mehr fällt mir nicht zu dem Mädchen ein, das vor ein paar Wochen ab und zu Mal etwas mit Max hatte. Wir haben nie viel miteinander zu tun gehabt oder auch nur mehr als ein paar Worte gewechselt.
Sie lächelt, streicht sie durch die langen, leicht gelockten, dunkelblonden Haare.
>Schön dich Mal wieder zu sehen. Was führt dich her?< Offenbar hat sie Clara vergessen, welche noch immer den Tisch umklammert. Allerdings scheint sie uns durchaus ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
>Wir wollten etwas frühstücken und das Café hier lag auf dem Weg<, lüge ich, denn eigentlich will ich ihr nicht mehr erzählen, als ich muss. >Seit wann arbeitest du hier?<
>Zwei oder drei Wochen<, meint sie locker, achtet noch immer nur auf mich. >Hast du heute Nachmittag Zeit?<, will sie dann gleich wissen, beißt sich auf die Lippe und ihre Augen sind auch nicht mehr nur auf mein Gesicht gerichtet.
Warum sind nicht mehr Frauen so zurückhaltend wie Clara? Das nervt.
>Nein, habe ich nicht. Ehrlichgesagt möchte ich auch gar nichts mit dir unternehmen.< Sie blinzelt ein paar Mal überrascht, starrt mich überrumpelt an.
>Was? Warum denn nicht?<, will sie wissen, versucht sich vor mir zu posieren.
>Wir haben nichts miteinander zu tun und ich finde, das kann so bleiben. Wir hätten gerne die Rechnung.< Sie sieht aus, als hätte sie mit allem gerechnet, nur nicht mit einer so klaren Abfuhr. Schnaubend wirft sie einen giftigen Blick zu Clara, bekommt aber nur einen stechenden Mörderblick zurück. Mit einem verwirrten Stirnrunzelnd geht sie dann endlich und macht hoffentlich unsere Rechnung zusammen. >Soll ich gehen?<, frage ich Clara vorsichtig, um ihre Wut nicht auf mich zu lenken, doch sie schüttelt den Kopf. Langsam löst sich ihre angespannte Haltung und ihr Blick wird weniger stechend.
>Vergiss einfach nur, was mein Bruder gesagt hat. Wenn wir bei mir sind, solltest du allerdings nach Hause fahren.< Sie sagt das ganz sachlich, löst ihre Hände von der Tischkante. Es ist schade, dass sie mich nach Hause schickt, aber das ist vermutlich besser so. Ein paar frische Sachen wären sicher nicht schlecht und abgesehen davon muss ich meinen Eltern auch noch erklären, warum ich ihnen nicht erzählt habe, dass ich woanders übernachte. Immerhin war das auch nicht geplant. Nichts in den letzten Stunden war geplant, aber ich kann nicht sagen, dass alles davon schlecht war.
---
Auf dem Rückweg war sie nicht mehr so verspannt wie gestern, wenn wir allein waren. Obwohl wir nicht wirklich allein sind, sitzen wir beide auf der Rückbank von Manuels Auto. Dafür scheint sie die ganze Zeit sehr abwesend zu sein. Fast so, als wäre ich gar nicht da. Natürlich macht mich das traurig, aber sie wird schon ihre Gründe haben.
DU LIEST GERADE
Unscheinbar
RomanceRandon Banks ist einer der beliebtesten Jungs in der Oberstufe. Natürlich gutaussehend, klug, charmant, aber kein Aufreißer, wie seine Freunde. Er will die Richtige finden, sucht dabei überall Unterstützung, wo er sie vermutet, doch er findet sie un...