Clara Archer
Es tut weh. Auf dem Weg aus der Kantine zum Haupteingang habe ich meine Brotdose gefunden. Sie hat halb in einem vollen Mülleimer gesteckt. Ich verstehe das alles nicht. Ich verstehe nicht, warum Anna behauptet, sie wäre ich. Das Ziel ist klar, aber ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist. Ich hatte nie etwas mit ihr zu tun und jetzt nutzt sie diese Situation aus, um sich an Randon ran zu machen.
Wütend stoße ich die Tür vom Haupteingang auf, gehe nach draußen. Eigentlich habe ich noch Unterricht, aber ich kann mich da nicht reinsetzten. Nicht, wenn Randon im selben Raum sitzt und von einer anderen schwärmt. Nicht mehr.
Als er noch mit Lesley zusammen war, hat mich das nicht gestört. Ich war überzeugt davon, dass wir uns sowieso nie kennen lernen und es nichts nützt, eifersüchtig oder traurig zu sein. Ich wollte nur in seiner Nähe sein und wissen, dass er glücklich ist. Aber jetzt ist es anders.
Wir sind irgendwie Freunde geworden, haben uns besser kennen gelernt und ich bin noch mehr in ihn verknallt, als vorher schon. Jetzt reagiere ich nicht mehr wie ein kleines Kind, werde hysterisch oder drehe am Rad, sondern will einfach nur bei ihm sein. Mit ihm reden, ihn ansehen und Zeit mit ihm verbringen. Ich will ihn noch viel besser kennen lernen und ihm alles geben, was er braucht.
>Hey.< Erschrocken fahre ich herum, erkenne Max direkt hinter mir. Tränen verschleiern meinen Blick, meine Brust schnürt sich zusammen. Ich will nicht mit ihm reden und schon gar nicht, dass er mich so sieht.
>Lass mich bitte in Ruhe.< Knapp schüttelt er den Kopf, reicht mir meine Dose mit den übrigen Karotten.
>Tut mir leid, aber das kann ich nicht. Nächste Stunde schreiben wir eine Arbeit, die ich nicht verpassen darf, aber danach können wir reden. Oder ich haue Randon eine rein, damit er die Augen auf macht.< Fast muss ich lächeln, hebe meine Brille etwas nach oben, um mir dann mit meinem T-Shirt die Augen zu trocknen. Vorsichtig nehme ich ihm die Dose ab, verstaue sie in meinem Rucksack, wobei ich meine Schultern wieder deutlich zu spüren bekomme, obwohl es schon ein wenig besser geworden ist.
>Danke. Willst du Phil etwa Gesellschaft leisten?< Er lächelt, dann hebt er die Schultern.
>Wenn es hilft. Ich muss wieder rein. Soll ich ihm das mit Anna sagen oder gar nichts machen? Ich will mich nicht einmischen, wenn du das nicht möchtest.< Wieder steigen mir Tränen in die Augen, ich kann ein Schluchzen nicht unterdrücken. Er bietet mir hier seine Hilfe an, wie ein richtiger Freund und das überfordert mich.
Wann hat mir das letzte Mal jemand einfach so seine Hilfe angeboten?
>Ich weiß es nicht<, gebe ich zu, wische wieder meine Tränen weg. >Ich will nicht, dass er diese Lüge glaubt, aber ich will ihm auch nicht sagen, dass ich es bin. Wenigstens jetzt noch nicht.< Er nickt knapp, lächelt aufmunternd, was mich irgendwie beruhigt.
>Dann werde ich das klären. Natürlich ohne dabei zu erwähnen, dass du es bist.< Dankbar sehe ich zu ihm auf, in seine warmen, blauen Augen und versuche die Situation zu begreifen.
>Danke.< Er sieht weg, hebt die Schultern.
>Nichts zu danken. Freunde helfen sich gegenseitig und ich muss schon Mal Pluspunkte sammeln<, beginnt er zu erklären, sieht mich wieder an. >Früher oder später lande ich wieder beim Direktor und dann brauche ich mit Sicherheit deine Unterstützung.< Er lächelt mich an und ich erwidere es. Er hat einfach eine lockere, unbeschwerte Art an sich, die sehr ansteckend ist.
>Du kannst ihm auch einfach Nikotinkaugummis schenken. Die liebt er.< Mit einem leichten Lachen hebt er die Schultern, mustert mich kurz.
>Danke für den Tipp. Ich muss wieder rein, komm gut nach Hause. Ja?< Mit einem knappen Nicken hebe ich die Hand zum Abschied, was er mir nach tut, dann wendet er sich ab. >Ach, Moment.< Er dreht sich wieder zu mir um, reicht mir sein Handy. >Wir können uns nicht verabreden, wenn ich deine Nummer nicht habe.< Mein Herz schlägt schnell, zu erst kann ich ihn nur anstarren.
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Unscheinbar
RomanceRandon Banks ist einer der beliebtesten Jungs in der Oberstufe. Natürlich gutaussehend, klug, charmant, aber kein Aufreißer, wie seine Freunde. Er will die Richtige finden, sucht dabei überall Unterstützung, wo er sie vermutet, doch er findet sie un...