Clara Archer
Ich bekomme kaum Luft, so sehr ist meine Nase verstopft. Theo hockt vor mir und dem Sessel, hält mir die Packung Taschentücher hin, die ich seit einigen Minuten langsam leere.
>Er hat nicht aufgehört.< Meine Stimme klingt schrecklich. >Das war das erste Mal, dass ich wirklich dankbar war, Kickboxen zu machen.< Er sieht mich mitfühlend an, aber ich will sein Mitgefühl nicht. Das hilft mir überhaupt nicht und macht auch nichts besser oder erträglicher. >Es endet immer so. Sobald jemand weiß, wie ich aussehe, wird es komisch. Ich habe keine Ahnung, wie sie es herausgefunden haben, aber das alles war geplant. Das ganze Wochenende war auf dieses eine Ereignis ausgelegt. Und hätte er diesen einen Satz nicht gesagt, hätte er vielleicht bekommen, was er wollte.< Langsam werden die Tränen weniger, darum stellt er die Packung weg, bleibt aber bei mir.
>Ich verstehe dich jetzt viel besser<, sagt er langsam, als könnte ich ihn sonst nicht verstehen. >Dieses Erlebnis hat dich sehr verändert, nicht nur im Bezug auf deine Angst. Du hast dich in dich selbst zurückgezogen, du versteckst dich vor allem und jedem<, erklärt er, dabei weiß ich das alles. Ich lebe mein Leben selbst. Ich weiß, wie das alles abläuft. >Aber nicht jeder ist so.< Ich schüttle den Kopf, sehe weg.
>Das weiß ich, Theo. Aber wie kann ich es wissen? Wie kann ich wissen, ob der Mensch vor mir ehrlich ist, oder ob er mich belügt? Wie kann man das wissen?<, frage ich ihn, raufe mir die Haare. >Drei Monate. Viola hat mich volle drei Monate angelogen und war meine beste Freundin. Ich habe ihr alles anvertraut und die anderen haben alle mit gemacht. Sie alle haben davon gewusst oder den beiden geholfen.< Verzweifelt sehe ich Theo an, suche nach einer Antwort in seinem Gesicht. >Wie soll man denn Menschen vertrauen können, wenn man weiß, dass sie so lange lügen können? Ich bin jetzt wieder fast drei Monate auf der neuen Schule und alles wiederholt sich. Diesmal ist Max der Freund, der mir hilft und Randon der Typ, in den ich mich verliebt habe. Ich bin noch unscheinbar, aber es geht kaputt. Die Leute sehen mich, reden über mich. Es ist anders, aber gleichzeitig doch genau wie damals.< Sein Blick wird sanft, er hält mir seine Hand hin. Zögernd sehe ich ihn an, doch er schweigt. Wieder wische ich mir die Tränen mit einem Taschentuch weg, dann nehme ich seine Hand langsam.
>Vertrauen kostet Kraft und kann enttäuscht werden. Du hast da eine unglaublich schlechte Erfahrung gemacht, aber du kannst nicht einfach aufhören zu Leben. Nimm dir Zeit, vertraue den Menschen in deinem Leben nur so weit, wie du möchtest. So, dass du dich damit wohl fühlst<, erklärt er sanft, streicht mit dem Daumen über meinen Handrücken. >Deine Familie ist immer für dich da und wird dich niemals hintergehen und auch ich bin immer da. Im Leben wird man oft verletzt, auch ich habe solche Erfahrungen machen müssen. Aber genau die machen uns stärker.< Kopfschüttelnd will ich meine Hand aus seinem ziehe, doch er hält sie fest. Nicht so sehr, dass ich mich unwohl fühle, aber er gibt nicht einfach auf.
>Ich will nicht stark sein müssen.< Er lächelt, drückt meine Hand, dann lässt er sie los.
>Leider, liebe Clara, ist das unser Leben. Wir müssen alle stark sein.< Da kann ich ihm nur Recht geben.
Tief atme ich durch, nehme mir ein neues Taschentuch und putze mir die Nase. >Du hast jetzt einen neuen Namen, bist hunderte Kilometer von diesem Ort entfernt, mehr kann dir das Leben nicht geben. So viel haben die wenigsten, um neu anzufangen. Gib dich und deine Zukunft nicht auf, Valentina.< Stumm sehe ich ihn an, denke nach. Er hat mit all dem, was er sagt, vollkommen Recht. Nur weiß ich nicht, was mit mir passiert, wenn ich noch einmal verletzt werde. >Hab keine Angst<, bittet er mich, setzt sich auf seinen Sessel. >Das Leben ist zu kurz, um vor Dingen Angst zu haben, die sich nicht vermeiden lassen.< Langsam nicke ich, setzte mich ein wenig anders hin. Theo ist ein guter Psychologe, er beherrscht seinen Job. Letztes Mal hat er einen Fehler gemacht, aber ich vertraue tatsächlich darauf, dass dieser Rat ein guter ist.
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Unscheinbar
RomanceRandon Banks ist einer der beliebtesten Jungs in der Oberstufe. Natürlich gutaussehend, klug, charmant, aber kein Aufreißer, wie seine Freunde. Er will die Richtige finden, sucht dabei überall Unterstützung, wo er sie vermutet, doch er findet sie un...