Clara Archer
Sonntags schlafe ich normalerweise bis mittags, aber diesmal bin ich schon um acht Uhr wach und kann nicht mehr schlafen.
Gestern Abend habe ich versucht den Kopf frei zu machen, an nichts zu denken, aber mein liebster Bruder hatte natürlich andere Pläne. Eigentlich wollte ich ihn ja noch zu Recht weisen, aber nach der knappen Geschichte mit Randon war mir nicht mehr danach. Zu viele Fragen und Ausflüchte füllen meinen Kopf.
Demnach halten mich meine gemischten Gefühle und all die Fragen wach und ich kann vermutlich deshalb nicht schlafen.
Dabei liebe ich meinen Schlaf.
Kurz entschlossen stehe ich auf, gehe an den Hamsterkäfig und halte nach Finn Ausschau. Er sitzt in seinem Futterschälchen und macht sich an einem Samen zu schaffen. Der kleine ist so süß, dass ich ihn einfach Stundenlang beobachten könnte, aber wenn ich wach bin, versteckt er sich viel lieber in seinem kleinen Häuschen.
>Ich habe gestern ganz vergessen dein zu Hause sauber zu machen<, erkläre ich dem winzigen, Sandfarbenen Ding, doch er ist völlig auf seinen Samen konzentriert.
Manchmal ist es für mich unbegreiflich, wie man so klein sein kann.
>Clara?<, höre ich meinen Bruder fragen, dann fliegt meine Zimmertür auf. Fragend sehe ich mich zu ihm um, doch er starrt mein leeres Bett an.
>Ja?< Überfordert sieht er zu mir, dann wieder zu meinem Bett.
>Wie ist es möglich, dass du schon wach und auf bist?<, will er wissen, woraufhin ich nur eine Braue hebe.
>Was willst du?< Er fährt sich durch die Haare, sieht noch einmal zu meinem leeren Bett, dann wieder zu mir.
>Kannst du mich zu Toni fahren?< Skeptisch mustere ich meinen durchgeknallten Bruder, seine unordentliche Frisur, dann seinen Pyjama. Offenbar will er da hin und etwas trinken, sonst bräuchte er keinen Taxifahrer.
>Warum sollte ich dich einfach so an einem Sonntagmorgen zu Toni fahren? Sie wohnt über hundert Kilometer weit weg.<
>Sie hat Geburtstag. Ich habe das total verpennt, bitte.< Mit einem Augenrollen wende ich mich wieder an meinen Hamster, stecke einen Finger durch das Gitter, versuche ihn zu erreichen.
>Na kleiner. Was sagt du? Bin ich eine nette Schwester, die all seine Schandtaten der Woche vergisst, oder bin ich heute Mal nachtragend?< Leider werde ich von Finn ignoriert, komme aber auch nicht an ihn ran. Was mich allerdings auch auf eine Idee bringt. >Wenn du morgen bei Finn sauber machst, fahre ich dich hin.< Er stöhnt auf, aber ich weiß, dass er den Deal annehmen wird.
>Von mir aus. Können wir in einer halben Stunde los?< Mit einem knappen Nicken wende ich mich von Finn ab, gehe an meinen Kleiderschrank.
>Wir treffen uns gleich unten.< Augenblicklich eilt er davon und ins Bad, dann geht die Dusche an und ich weiß genau, dass er niemals in dreißig Minuten unten ist.
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Um genau zu sein, sind wir erst eine Stunde nach dem Gespräch losgefahren, ich habe ihn abgesetzt und überlege jetzt, was ich machen soll. Ich habe überhaupt keine Lust wieder nach Hause zu fahren und dann noch mal her zu kommen, um ihn zu holen. Aber ich habe auch keine Idee, was ich hier machen soll. Und mit denen Feiern will ich auch nicht.
Da ich Toni ganz gut kenne, war ich kurz mit drinnen und habe ihr gratuliert, aber Partys sind nichts für mich. Nicht einmal dann, wenn viele bekannte Gesichter dabei sind.
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Unscheinbar
RomanceRandon Banks ist einer der beliebtesten Jungs in der Oberstufe. Natürlich gutaussehend, klug, charmant, aber kein Aufreißer, wie seine Freunde. Er will die Richtige finden, sucht dabei überall Unterstützung, wo er sie vermutet, doch er findet sie un...