Kapitel 28

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Randon Banks

Sie hat nicht sofort geantwortet, aber das ist normal. Im laufe des Tages wird sie das schon noch machen, aber jetzt bin ich erst einmal mit meiner Schwester und Clara hier.

Mit einem Schokoladeneis in der Hand komme ich zurück zum Bällebad, wo keine Spur von Dana oder Clara ist. Allerdings bin ich mir recht sicher, dass das ihre Schuhe sind, die davor stehen, darum suche ich das Bällebad ein zweites Mal nach ihnen ab.

>Ich war länger unten<, höre ich Dana zufrieden feststellen und finde sie auch gleich. Clara lacht mit ihr, wirft sie mit ein paar Bällen ab.

>Vielleicht bist du in Wirklichkeit ein Fisch<, mutmaßt Clara, woraufhin Dana sofort den Kopf schüttelt.

>Mein Bruder kann viel länger die Luft anhalten.< Kaum hat sie den Satz gesagt, sehen sich beide zu mir um. Clara lächelt mich verlegen an, Dana dagegen springt gleich auf, watet durch die Bälle auf mich zu. >Du hast mir ein Eis gekauft?<, fragt sie begeistert, kommt herausgeklettert und dann direkt zu mir.

>Hier.< Sie nimmt es entgegen, probiert sofort und ihre Augen leuchten.

>Das ist echt lecker<, schwärmt sie, lächelt zu mir auf. >Danke, Lieblingsbruder.< Ich mag es, wenn sie mich so nennt. Dabei spielt es für mich keine Rolle, dass ich ihr einziger Bruder bin.

Nun kommt auch Clara aus dem Bällebad, nimmt ihr Handy in die Hand, steckt es ein. Sie hat nachgesehen, ob sie eine Nachricht hat und ich bin mir sicher, dass das kleine Licht geblinkt hat, welches eine neue Nachricht anzeigt, aber sie ignoriert es. Stattdessen zieht sie ihre Schuhe an und ich frage mich, warum sie das macht.

Hey, du antwortest selbst nicht immer jedem sofort, also erwarte das auch nicht von anderen, Randon.

>Also, wie geht es weiter?<, frage ich die beiden Damen, wobei Dana wirklich nicht wie eine aussieht, mit dem ganzen Eis im Gesicht.

>Schuhe kaufen gehen<, sagt diese auch gleich und will davon spazieren, doch ich halte sie zurück.

>Erst aufessen, deine Schuhe anziehen und Gesicht waschen, dann können wir in das nächste Geschäft gehen.< Sie brummt missmutig, setzt sich an Ort und stelle hin.

>Dann müsst ihr eben warten.< Ich sehe zu Clara, will ihr versichern, dass meine liebe Schwester sonst nicht so stur ist, doch ich bekomme kein Wort heraus.

Clara hat ihre Haare grob zurückgebunden und wischt mit dem Saum von ihrem zu großen T-Shirt die Gläser ihrer Brille.

Wie Freitagnacht kann ich den Blick nicht von ihrem schönen Gesicht abwenden, betrachte ihre feinen Gesichtszüge, bis sie mich plötzlich ansieht. Ihre grünen Augen richten sich auf mich, weiten sich. So schnell, dass sie sich den Bügel ihrer Brille beim ersten Mal gegen die Stirn schlägt, setzt sie die Brille wieder auf, dann zieht sie den Haargummi aus ihren Haaren.

Sie hat nur eine Sekunde gebraucht, dann war sie wieder das unscheinbare Mädchen, das mir nie wirklich aufgefallen ist.

Warum versteckt sie sich vor mir? Mag sein, dass sie sich vor der Welt verstecken will, aber warum vor mir? Was habe ich getan?

>Clara, ich-<

>Ich muss gehen<, unterbricht sie mich, läuft an uns vorbei Richtung Ausgang.

>Bleib hier<, bitte ich Dana eindringlich, welche knapp nickt, wobei ihr Blick auf Clara gerichtet ist. Schnell folge ich ihr, schiebe mich zwischen den Menschen hindurch, versuche sie nicht aus den Augen zu verlieren. >Clara!< Sie reagiert nicht, geht einfach weiter und wird sogar schneller.

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