Randon Banks
Müde gähne ich, halte mir eine Hand vor den Mund, reibe mir die Augen. Max sitzt neben mir, summt ein Lied im Radio mit. Ich weiß überhaupt nicht, warum er schon wieder so gut drauf ist und das um die Zeit.
>Bist du nicht müde?< Er schüttelt knapp den Kopf, hebt die Schultern.
>Im Gegensatz zu dir bin ich nach dem Training ins Bett und habe nicht noch ewig mit Anna geschrieben.< Bei dem Gedanken daran muss ich Lächeln. Wir hatten tatsächlich ein paar Anlaufschwierigkeiten, weil es einfach komisch war mit ihr zu schreiben und jetzt auch zu wissen, wer sie ist, aber es war auch schön. Wir haben uns über einige Sachen ausgetauscht und sie ist jetzt auch offener als vorher.
>Lass mich einfach in Frieden<, gebe ich zurück, höre aber nicht auf zu Lächeln. Er freut sich für mich, das weiß ich. Natürlich kann er es aber auch nicht lassen, mich damit aufzuziehen.
>Habt ihr euch schon verabredet?< Eben habe ich eine Nachricht bekommen, darum sehe ich auf mein Handy.
>Wir essen in der Pause zusammen. Heute haben wir keine Mittagspause, aber immerhin die nach der zweiten Stunde.< Er boxt mir gegen den Arm und ich schreibe meiner Schwester zurück, dass ich sie von der Schule holen kann, da unsere Eltern offenbar heute beide lange arbeiten müssen.
>Du bist schon wieder dabei, dir die rosarote Brille aufzusetzen<, mahnt er. >Ich werde mich dann zu Clara setzten. Sie ist immer allein und bei euch beiden wäre ich nur im Weg.< Er hat schon Recht, es wäre auch ganz schön, sich zu Clara zu setzten, aber irgendwie auch komisch, wenn ich Anna mitbringen würde. Ich will Anna erst besser kennen lernen.
Er parkt auf seinem üblichen Platz und wir steigen aus, laufen Richtung Haupteingang, wo Lesley grade für Phil die Tür auf hält. Er kommt mit Krücken auf sie zu und geht nach drinnen, dicht gefolgt von ihr. >Offenbar hat Clara ihm wirklich den Fuß verstaucht. Ich dachte, dass es nichts Ernstes ist. Sie ist so zierlich, ihr sieht man echt nicht an, dass sie so eine Kraft hat.< Schulterzuckend gehe ich nach drinnen, wo wieder jede Menge los ist.
>Scheiße<, entfährt es mir, als mein Schließfach in Sicht kommt. Max sieht fragend zu mir, ich reibe mir das Gesicht. >Das ist jetzt peinlich. Ich habe sie „Pausenbrotmädchen" genannt.< Verständnislos mustert er mich.
>Hä?<
>Die Tüte von gestern. Ich habe ihr doch was gebacken und einen Zettel geschrieben und darin habe ich sie „Pausenbrotmädchen" genannt.< Er schmunzelt, hebt die Schultern.
>Ich wusste doch, dass du sie für sie gebacken hast. Aber da wusstest du ja auch noch nicht, wer sie ist. Abgesehen davon gibt es echt schlimmere Kosenamen.< Strafend sehe ich zu ihm, bevor ich mein Schloss öffne. Tatsächlich steht heute eine andere Dose darin, als die übliche, aber der Inhalt sieht lecker aus. Max sieht mir über die Schulter, während ich mir das Käsebrot gleich nehme und rein beiße. Es ist lecker, genau wie immer. >Jetzt, wo wir wissen, wer sie ist, kannst du sie nicht fragen, ob sie mir auch welche macht? Ich würde sie auch bezahlen.< Kopfschüttelnd schließe ich die Dose wieder, packe den Rest ein und laufe mit ihm in Richtung Klassenzimmer.
>Du kannst sie ja selbst fragen.< Er rollt die Augen, dann sieht er mir weiter dabei zu, wie ich das leckere Brot genieße.
---
Die ersten beiden Stunden haben wir Mathe, was mich an die Nachhilfe mit Clara erinnert. Ich kann noch vor mir sehen, wie sie mir das Blatt abgenommen hat, um mir eine Formel umzustellen. Dabei hat sie jeden Schritt einzeln aufgeschrieben, wodurch ich das Ganze viel besser verstanden habe. Seitdem vergesse ich die Formel auch nicht mehr oder den Weg, wie man sie umstellt.
DU LIEST GERADE
Unscheinbar
RomanceRandon Banks ist einer der beliebtesten Jungs in der Oberstufe. Natürlich gutaussehend, klug, charmant, aber kein Aufreißer, wie seine Freunde. Er will die Richtige finden, sucht dabei überall Unterstützung, wo er sie vermutet, doch er findet sie un...