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Ich hörte ein leises Knistern hinter mir und fuhr herum. Ich suchte das Laub und Gras mit meinen Augen ab, aber ich konnte nichts Auffälliges entdecken. Langsam schlich ich mich nach links weg und ließ dabei die Stelle nicht aus den Augen. Erleichtert lief ich in irgendeine Richtung, als ich weit genug von den anderen Wölfen entfernt war. Das hatte ich mir hoffentlich nur eingebildet. Doch dann hörte ich wieder ein rascheln. Ich blieb wie angewurzelt stehen und atmete tief ein. Jetzt durfte ich bloß nicht durchdrehen. Ich bewegte mich wie eben im Rückwärtsgang von der Stelle weg und stieß gegen etwas sehr großes, flauschiges.
Erschrocken drehte ich mich um und viel dabei ungeschickt auf den Hintern.
Ein riesiger brauner Wolf mit grünen Augen stand vor mir. "Bitte friss mich nicht", flehte ich und zog meine Beine an die Brust. Der Wolf schaute mich mit einem leicht abwertenden Gesicht an und schien sich in seine Menschliche Form zu verwandeln. Gebannt schaute ich dabei zu, wie er sich in einer flüssigen Bewegung aufrichtete und seine Menschliche Form annahm.
"Es wäre ehrenlos von mir, einen Schwächeren anzugreifen.", meinte er. Ich wusste garnicht was ich jetzt tun sollte. Entweder ich lachte, weil er als Mensch immernoch den selben Blick drauf hatte wie als Wolf, oder ich war erleichtert, weil er mich nicht verletzen wollte. Irgendwie war ich auch beleidigt, weil er davon ausging, dass ich schwächer war, aber das war nunmal so. Außerdem hatte er so schöne Augen, dass ich ihm einfach verzieh.

"Warum treibst du dich allein hier herum?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue. Ich rappelte mich vom Boden auf und schaute schüchtern auf meine Füße. "Ich hatte eben noch Begleitung, aber dann ist sie gegangen und ich bin einfach um den See spaziert.", murmelte ich. "Zufälligerweise auf die Wölfe zu?", lachte er und kratzte sich am Kopf. "Ähm ja. Ich war vielleicht etwas neugierig" Verlegen schaute ich ihn an. "Ich bin Harry. Und du?", sagte er und streckte seine große Hand nach mir aus. "Ähm Louis.", brachte ich heraus und nahm seine Hand. "Du musst die Hand schon schütteln", lachte er und ich lief rot an. "Oh", hauchte ich peinlich berührt und schüttelte seine Hand, die im Gegensatz von meiner riesig groß war.
"Ich nehme an, du bist ein Hybrid aus dem Labor?", überlegte er, nach dem seltsamen Händeschütteln. "Äh ja. Hund und Katze.", sagte ich. "Wie alt?", fragte Harry weiter. "sechzehn", sagte ich. "Das ist relativ jung, dafür, dass du im Labor warst. Bleiben die meisten nicht mindestends zwanzig Jahre dort?"
"Ja, aber bei mir hat man nicht so viel neues herausgefunden. Warst du auch im Labor?" Ich malte mit meinen Füßen ein paar Kreise auf den Waldboden. "Nein. Ich komme aus der Zuchstation in Groß Britanien. Aber damals wollte das Hwgk dort keine Werwölfe aufnehmen, weil sie schon schlechte Erfahrungen mit welchen gemacht haben. Dann bin ich für zwei Jahre in ein Labor gekommen, weil man gedacht hat, dass ich eine neue Speizies wäre und jetzt bin ich hier.", erklärte Harry. "Warum eine neue Spezies?", fragte ich verwundert. "Weil ich als Wolf ziemlich groß bin. Schon als Welpe war ich so ein riese" Harry sah etwas stolz aus, als er das sagte. "Die anderen Wölfe sind meistens nur halb so groß wie ich.", sagte er. Bewundernd schaute ich zu ihm auf. Auch in der Menschlichen Form war er nicht klein, aber bestimmt nicht so groß, wie als Wolf. "Eben warst du sicher so groß wie ein kleines Pferd, als ich dich gesehen hab.", staunte ich. "Bist du denn jetzt eigentlich eine besondere Spezies oder nicht?" Erwartungsvoll schaute ich zu ihm auf. "Die Forscher vermuten, dass ich wohl einfach ein Spezialfall bin. Die haben auch gemerkt, dass ich mich ruhiger verhalte, als die anderen.", sagte Harry. "Wie alt bist du?", fragte ich kleinlaut und schaute schüchtern zu Boden. "Zwanzig. Wieso?" "Nur so. Ich werde bald siebzehn. An Weinachten.", erzählte ich. "Lass uns noch was durch den Wald gehen, bis zum Essen.", schlug Harry vor und das taten wir auch.

Wie immer musste ich mich anstrengen um mit dem Tempo von anderen mitzuhalten, aber daran hatte ich mich inzwischen schon gewöhnt.Während Harry neben mir über den Waldboden stiefelte schaute ich mir jeden Baum von den Wurzeln bis an die Spitze genau an. Dabei stolperte ich einige male über Tannenzapfen und lockere Wurzeln, die aus der Erde schauten. Einmal musste Harry mich sogar auffangen, damit ich nicht hinfiel.

Wir liefen durch den Wald, bis wir an einer hohen, grauen Mauer ankamen. "Hier ist die Grenze", seufzte Harry.
"Ich wünschte, ich könnte auf die andere Seite, in den richtigen Wald. Da wo die Bäume noch wild vor sich hinwachsen, und nicht von Menschen gepflanzt werden." Sehnsüchtig schaute er in den Himmel. "So ein Mann hat gesagt, dass ich es garnicht versuchen sollte , abzuhauen, weil das zu schwierig ist, für soetwas wie mich.", meinte ich. "Für dich vielleicht. Aber wenn ich dabei bin? Vielleicht schaffen wir es zusammen." Harry schaute mich schon fast herausfordernd an. Ich schmunzelte und betrachtete den Boden. "Wie sollten wir das machen?", fragte ich "Wir klettern eben. Oder wir suchen ein Fenster im obersten Stock und versuchen von dort aus auf die Mauer zu kommen.", schlug Harry vor. "Mein Zimmer ist ganz oben am Rand", überlegte Ich. "Wir könnten es versuchen. Ich Kletter auch vor. Aber dann müssten wir einen genaueren Plan haben." Harry blickte zum grauen Kastenförmigen Gebäude und schien, zu überlegen. "Lass uns auf dein Zimmer gehen. Von dort aus können wir ja schauen. Wenn du willst, kannst du dich auf mich setzten, wenn ich Wolf bin", meinte er, beugte sich ein Stück herunter und hatte im Handumdrehen seine Gestalt gewechselt.
Wie die Wissenschaftler es hinbekommen hatten, soetwas zu erschaffen, fragte ich mich schon lange. Harry schaute mich erwartungsvoll an und ich ging vorsichtig auf ihn zu. Trotz, dass er mir eben nichts getan hatte, war mir noch etwas mulmig zumute. Ich hielt mich mit den Händen an seinem dunklen Rückenfell fest und sprang auf ihn drauf. Sofort setzte er sich in Bewegung und ich hielt mich gut fest. Manchmal musste ich mich etwas bücken, damit mir nicht zu viele Äste ins Gesicht kamen, aber das klappte ganz gut, weil die meisten ja erst weiter oben waren.

Wir kamen schnell an der Tür an, durch die ich und Niall herausgekommen waren. Harry verwandelte sich wieder zum Menschen und ließ mich herunter. "Und? War ich bequem?", scherzte er und schüttelte sich kurz. Ich lachte und nickte. "War ich schwer?", fragte ich zurück, während wir den Gang entlangliefen, der auf den Hof führte. ,"Leicht wie eine Feder", grinste Harry und schüttelte lachend den Kopf. Auf dem Hof war nun wesentlich weniger los als vorhin. Nurnoch ein paar standen hier und unterhielten sich. "Wo sitzt du immer beim Essen?", fragte Harry, als wir an der Kantine vorbeiliefen. "Heute ist mein erster Tag. Heute Mittag war ich irgendwo in der Mitte" Harry schaute mich verwirrt an "Heute ist dein erster Tag? Und da läufst du schon zu den Werwölfen? Du bist mir ja einer." Er lachte und folgte mir weiter, bis zur Treppe.

Wir liefen die Stufen hoch und kamen irgendwann vor meinem Zimmer an. Den Schlüssel hatte ich zum Glück noch in der Hosentasche. Ich holte ihn heraus und versuchte ihn irgendwie ins Schloss zu stecken. "Kannst du mir helfen? Ich brauch immer so lange dafür.", bat ich Harry und er nahm mir lächelnd den Schlüssel aus der Hand. Sofort schaffte er es die Tür auf zuschliessen und ließ mich zuerst eintreten. Ich ging sofort zum Fenster und hielt nach der Mauer Ausschau. Auch Harry kam hinter mich um zu schauen. "Sie endet nicht weit von deinem Fenster an der Wand da. Glaubst du so weit könnte man springen?", fragte er mich. "Du schon. Ich wohl eher nicht.", sagte ich. "Lass mich mal nach vorne" Ich ging ein Stück zur Seite und ließ Harry durchs Fenster schauen. "Ach. Soweit ist das nicht. Wenn du es nicht ganz schaffst, kannst du dich oben am Rand festhalten und ich zieh dich hoch." , behauptete er und ging vom Fenster weg. "Wenn wir erstmal draussen im Wald sind, müssen wir so schnell wie möglich hier weg. Die werden morgens bemerken, wenn jemand nicht da ist, und dann werden sie uns suchen gehen. Wir können Glück haben, dass sie uns nicht chippen. In England wird nämlich so ein Teil in dich gemacht, damit die Menschen immer wissen wo du bist." Harry ging auf den Sessel zu und ließ sich darauf fallen. "Nur, wenn heute dein erster Tag hier ist, bist du vielleicht nich nicht ganz fit vom Labor und der langen Fahrt." Da hatte er recht. Ich ging auf mein Bett zu und setzte mich darauf. "Dann warten wir besser noch etwas."

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1457 Wörter

Sweet Creature ◇ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt