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"Louis. Aufwachen." Harry rüttelte unsanft an meiner Schulter bis ich seine Hand wegdrückte. "Wir müssen weiter. Du hast jetzt sowieso schon lange genug geschlafen." Er stand auf und verwandelte sich. Ich brummte und rieb mir über die Augen. "Aber ich bin gerade erst aufgewacht.", beschwerte ich mich, nur Harry konnte ja nicht antworten. Genervt rappelte ich mich auf ich auf und nahm den Rucksack. "Warum hast du es eigentlich immer so eilig? Die Menschen sind doch bestimmt nicht hier." Ich sprang auf Harrys Rücken und legte mich platt auf ihn drauf. Nur meine Beine und Arme baumelten an seinen Seiten herunter. "Ich schlafe noch etwas", beschloss ich und Harry ging den Berg hinauf. Bis zur Spitze war es nichtmehr so weit und Harry kam schnell oben an. Was wir dort sahen erschreckte uns. Ob positiv oder negativ wusste ich selber nicht, denn es waren gleich drei Dinge auf einmal. Das erste was mir persönlich aufgefallen war, waren die Schneeflocken, die vom Himmel fielen und mich zum niesen brachten. Vorher hatte ich nochnie Schnee gesehen, da ich ja immer nur im Labor war. Als zweites hatte ich festgestellt, dass nach dem Berg, den ich und Harry gerade überquert hatten eine riesige Bergkette vor uns lag. Wahrscheinlich würden wir jetzt nichtmehr so leicht über die Hügel laufen können. Dafür sahen so hohe Berge aber viel cooler und beeindruckender aus, als die öden Hügel, die wir in den letzten Tagen gesehen hatten. Harry schien das allerdings nicht zu interessieren. Er schaute eher besorgt in den Himmel. Denn dort waren außer den weißen, herzmwirbelnden Schneeflocken auch zwei Hubschrauber zu erkennen. Einer flog über das Tal, welches vor uns lag und der andere war weiter entfernt und kaum sichtbar. "Was machen wir jetzt, Harry?", fragte ich, nicht damit rechnend eine Antwort zu bekommen.

Harry ging etwas den Berg hinunter zu einem plätschernden Bach und trank ersteinmal etwas. Ich sprang begeistert von ihm und tat das selbe. Dann verwandelte er sich und kramte in unserem Rucksack herum, den ich noch auf dem Rücken hatte. Heraus holte er zwei Winterjacken. " Jetzt ziehen wir uns ersteinmal warm an. Dann würde ich vorschlagen ins Tal zu laufen, denn hier oben sieht man uns schnell von einem Hubschrauber.", sagte er und ich legte den Rucksack ab. In der Jacke war mir ganz wohlig warm. "Ich ziehe meine auch an. Dann gehen wir beide zu Fuß."  Harry zog seine Jacke an und nahm den Rucksack, der auf dem Boden lag. Mit einer Hand nahm er meine und wir gingen vorsichtig den Berg hinab. "Wenn wir im Schutz der Bäume bleiben sind wir sicherer. Ach und wenn du eine Höhle siehst, schrei." Harry schmunzelte und schaute nach oben zu dem Hubschrauber. "Aber ich soll nicht wirklich schreien, oder? Sondern nur Bescheid sagen", stellte ich klar. Harry mit seinen blöden Redewendungen. Als ob ich sowas verstehen würde.

Den Rest des Tages liefen wir durch den Wald und das Tal. Harry besorgte uns ab und zu etwas zum Essen. Irgendwo tief im Wald ließen wir uns Abends nieder und Harry erzählte mir Gruselgeschichten. "Und dann sah das Mädchen die Puppe, die sich in ihr Zimmer schlich. Das Spielzeug durchquerte das Zimmer bis zu ihrem Bett und kletterte darauf. Das Mädchen konnte keinen Ton rausbringen. Dann geschah es. Die Puppe schlitzte dem Mädchen den Hals auf und trennte ihren Kopf vom Rest des Körpers. " Harry wedelte dramatisch mit seinen Armen herum und ich schaute ihn erschrocken an. "Harry das ist doch keinen Gruselgeschichte, das ist einfach nur grausam!", schimpfte ich und kuschelte mich in die Wolldecke, die um mich und Harry gewickelt war. "Dann erzähl du doch mal eine." Er drehte sich beleidigt zu mir und schaute mich herausfordernd an. "Na gut. Lass mich überlegen.", murmelte ich und ging alle gruseligen Dinge in meinem Kopf durch, die ich kannte. Aber mir viel keine gute Geschichte ein. "Hast du bald was?", fragte Harry gelangweilt. "Ähm. Ich versuche es einfach mal. Es war einmal eine kleine Babykatze, die mit ihrem Herrchen in einer großen Villa im Wald lebte. Eines Tages starb allerdings das Herrchen und das Kätzchen blieb alleine im Haus."
"Das ist unlogisch. Die Katze würde normalerweise in ein Tierheim kommen und einen neuen Besitzer bekommen-" "Jetzt lass mich doch ausreden!", schimpfte ich. "Also das Kätzchen ist alleine in der Villa weil die Polizei eben nicht wusste das der Mann eine Katze hatte und die Katze gerade nicht da war, als die Polizei die Leiche gefunden hat so." "Wo soll die Katze denn gewesen sein? Im Urlaub?" Harry lachte und ich schaute ihn böse an. "Nein die Katze war im Garten und hat dort ein Nickerchen gemacht. Reicht das als Erklärung? Und dann war es Nacht und das Katzenbaby war alleine in der Villa. Die Katze heißt übrigens Louisa. Und dann geht sie zu ihrem Schlafplatz und hört in der Küche plötzlich etwas scheppern." Zur verdeutlichung klopfte ich auf den Baum neben uns. Harry schaute mich verwirrt an und hörte dann weiter zu. "Das Kätzchen ging in die Richtung, wo das Geräusch war und blickte in die Küche. Doch da war niemand. Verwirrt ging Louisa  wieder zurück und hüpfte in ihr Körbchen. Dann sah sie einen Schatten vor ihrem Fenster. Sie sprang auf und schaute hinaus, aber wieder sah sie nichts. Jetzt wurde es ihr genug. Wütend ging sie raus, um zu gucken, wer ihr einen Streich spielen wollte. Doch im Garten war niemand. Nichtmal ein Eichhörnchen. Louisa wollte wieder zurück ins Bettchen, als sich ein dunkler Schatten über sie legte. Sie zuckte zusammen und drehte sich langsam um. Vor ihr standen zwei große Pfoten. Sie schaute weiter auf und erblickte ihren besten Freund Henry, den Wolf" "Das war nicht gruselig. Und warum heißt dieser Wolf Henry, das ist ein blöder Name.", beschwerte Harry sich. "Willst du das die Babykatze stirbt oder was? Sei froh das es bloß ihr bester Freund war!" Harry verdrehte seine Augen. "Ihr bester Freund hätte sie ja retten können und dann hätten sie geheiratet und wären für immer glücklich.", sagte er mit gespielt höher Stimme. "Das ist garkeine so schlechte Idee. Louisa ist nämlich sowieso schon immer in Henry verliebt", freute ich mich. Harry schaute mich entgeistert an. "Diese Louisa ist schon seltsam. Sie schläft, während ihr Herrchen tot aufgefunden wird und ist in einen dreißig Meter höheren Wolf verliebt. Und sie ist eine Babykatze und der Wolf ist groß, also ist er erwachsen. Das heißt sie ist als Baby in einen Erwachsenen verliebt. Das ist krank." Harry schüttelte den Kopf. "Garnicht! Henry ist auch noch jung. Nur als Wolf ist er eben größer als ein Katzenbaby, ist doch logisch." "Und wie sollen ihre Kinder aussehen? Eine Katze und ein Wolf können sich nicht verlieben." Harry seufzte und schloss die Augen. Anscheinend war die Diskussion damit beendet. "Du hast Recht Harry. Das geht bestimmt nicht." Traurig lächelte ich und drehte mich von ihm weg, sodass ich zu den Bäumen schaute. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte  einzuschlafen. Ich musste immer wieder an die Arme Louisa denken, die in einen Wolf verliebt war, obwohl das garnicht geht und sie warscheinlich traurig ist, da Henry sie nur als Freundin sieht. Bedrückt seufzte ich.

"Louis? Schläfst du schon?", fragte Harry hinter mir leise und ich brummte. "Eine Katze und ein Wolf können sich vielleicht nicht verlieben, aber für Louisa und Henry kann ja eine Ausnahme gemacht werden.", flüsterte er und ich lächelte glücklich. "Gute Nacht großer" Harry legte seine Arme von hinten um mich und mir würde schön warm. " Harry? Wenn sich eine Katze und ein Wolf verlieben Können, dann können sich doch auch Katzenhybride und Werwölfe verlieben, oder?", murmelte ich. "Vielleicht. Aber nur wenn es ein reiner Katzenhybrid ist und keine Mischung aus Hund und Katze.", meinte Harry. "Echt?" Traurig seufzte ich. "Das war nur ein Scherz. Du glaubst mir ja echt alles.", lachte Harry und ich atmete erleichtert aus. Warum musste er mir denn auch immer so einen Schrecken einjagen. "Wenn das nicht gehen würde, und ich mich trotzdem in dich verlieben würde, wäre das dann irgendwie schlimm oder so?" "Seit wann reden wir von uns beiden?" Harry lachte wieder. "Aber nein das wäre nicht schädlich.
Denn wenn es nicht möglich wäre, dass du dich in mich verliebst, dann würdest du dich ja auch nicht in mich verlieben. Weil es ja dann unmöglich wäre.", erklärte er. "Aber es ist nicht unmöglich, oder? Also kannst du mich lieben.", stellte ich fest. Harry nickte. "Und liebst du mich?", fragte ich spielte mit meinen Füßen unter der Decke. "Es gibt einen Unterschied zwischen lieben und verliebt sein. Ich denke... Keine Ahnung. Ich weiß nicht ob ich dich liebe." "Und was ist der Unterschied? Ich meine zwischen lieben und verliebt sein?", fragte ich verwirrt. "Na lieben ist sozusagen noch eine Stufe darüber. Und ich kenne dich noch garnicht solange, um zu sagen das ich dich liebe." Harry gähnte und ich drehte mich zu ihm um. Ich wollte gerade noch etwas fragen, als Harry mich unterbrach. "Ich will jetzt schlafen. Morgen früh kannst du mich ja weiter mit Fragen bombardieren.", murmelte er. Ich nickte und schloss meine Augen. "Jetzt aber wirklich gute Nacht.", lächelte ich und wir schliefen ein. Eigentlich war es schon leichtsinnig von uns, fast jede Nacht uns irgendwo hinzulegen und dort zu schlafen, obwohl wir von den Menschen gesucht wurden und in diesem Wald bestimmt auch noch andere Gefahren lauerten.

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1558 Wörter

Sweet Creature ◇ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt