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Schwere Schritte hallten durch den stillen Flur. Ein Mann im Anzug bog um die Ecke und kam direkt auf mich zu. "Bist du Louis?", fragte er und schaute währenddessen auf seine Teure Uhr. Ich nickte unsicher und drehte mich zitternd zu den anderen um, die still hinter mir standen. Meine Ohren zuckten stark, als der Mann sich plötzlich in Bewegung setzte.
"Folgen sie mir.", sagte er streng und ging schnell voraus. Ich versuchte mitzuhalten und musste manchmal sogar rennen, um den Mann nicht aus den Augen zu verlieren.
"Dein Zimmer wird im obersten Stock sein. Frühstück ist um acht Uhr. Das Mittagessen beginnt um Punkt zwei uhr und Abends um acht. Danach gehst du bitte direkt auf dein Zimmer. Um zehn Uhr ist Nachtruhe. Das heißt keine Geräusche, wie Fehrnseher, Radio oder sonstiges. Wenn du noch Fragen hast, wende dich dich an die Sekretärinnen, die unten in ihrem Büro sitzen." Der Mann ging eilig die Treppen hoch, und ich musste mich gleichzeitig auf seine Worte und das Treppenlaufen konzentrieren. Zum Glück konnte man auf diesem Boden hier nicht so gut ausrutschen. Oben blieb der Mann vor der letzten Tür stehen und gab mir die Schlüssel. "Ach ja, versuche garnicht erst, abzuhauen. Es ist zu kompliziert für soetwas wie dich." Mit diesen Worten ging er wieder und verschwand aus meinem Sichtfeld.

Eine Weile brauchte ich, um zu verstehen, wie ich den Schlüssel ins Schloss bekam, bis die Tür dann aufging. Mein Raum war nicht besonders groß oder schön, aber ich hatte es auch nicht anders erwartet. Hier stand lediglich ein Fernseher auf einer kleinen Kommode, ein kleiner Sessel, mit Tisch und natürlich ein Bett. Durch ein Fenster schien die Sonne ins Zimmer und ich hielt mir die Hand vor die Augen, da sie mich blendete.

Und nein, hier war ich nicht im Gefängnis, sondern im "Hwgk", oder auch "Haus der Wissenschaftlich gezüchteten Tiere" genannt. Ja diese Abkürzung ist etwas lang und klingt fast schon albern, aber wie hätte man diese Anstalten sonst nennen sollen? Tierheim für menschenartige Kreaturen? Ich finde diese lächerliche, lange Abkürzung passt zu diesen lächerlichen Menschen, die uns züchten. Anscheinend waren sie mit den Tieren auf ihrer Erde nicht zufrieden, oder ihnen war langweilig, weshalb sie ihre eigenen Gene mit ihnen kreuzten. Damals wussten sie nicht einmal was dabei herauskam und mitlerweile sind sie mächtiger als Mutter Natur. Sie brauchten keine Fortpflanzung mehr, denn man konnte Menschen jetzt auch per App erstellen und klonen lassen. Das habe ich zumindest im Radio gehört, als ich hierher gebracht wurde. Bis vor kurzem lebte ich noch in einem Labor im Abteil für Sonderkreuzungen. Da hatte ich nur einen Käfig mit einem Trinknapf und einer Futterschale. Deswegen war ich eigentlich froh, jetzt hier zu sein. So ein Haus wie dieses gab es in vielen Ländern und meistens waren sie abgetrennt von jeglichen Städten. Hier lebten alle Wesen, die Wissenschaftler irgendwann einmal kreiert hatten zusammen, weil man sie nicht einfach töten wollte. Das klingt ja nett, aber wenn sie mit uns nichts anfangen konnten, warum haben sie uns dann überhaupt gezüchtet?
Häufig gab es mehrere von einer Art, wie zum Beispiel verschiedene Hybride, die manchmal fast so gut denken konnten wie Menschen, und auch ihr eigenes Zimmer bekamen. So wie ich. Nur das ich nicht so gut denken konnte.
Meine Eltern waren ein Hundehybrid und ein Katzenhybrid, also war ich quasi eine Mischung von beidem. Das meiste von meinem Körper war Menschlich, nur hatte ich braune wuscheligen Ohren, die man fast nicht von meinen Haaren unterscheiden konnte und eine flauschige Lunte. So nannte man den Schwanz, den ein Hybrid von der Katze geerbt hatte. Meine war ziemlich weich und manchmal kuschelte ich abends damit. Klingt krank, aber was soll man machen, wenn man keine Decke hat.
Ich schaute auf die Uhr und bekam beinahe einen Schreck. Es war Viertel vor zwei, das heißt in 15 Minuten würde es Mittagessen geben. Ich wollte aber noch einmal die Sicht aus dem Fenster genießen. Von dort aus konnte man auf den kleinen Hof schauen, der vor den großen schäbigen Gebäude lag. Gerade spielten dort ein paar Männer Fussball. Auf den ersten Blick sahen sie nicht aus, wie seltsame Wesen. Also waren es vielleicht Werwölfe, oder andere Kreaturen, die sich verwandeln konnten. Hinter einer hohen Mauer befand sich ein Wald. Ich konnte sehen, wie er sich über einige Hügel streckte, bis er am Horizont an einer Stadt endete. Die Mauer war bestimmt fast fünfzig Meter hoch und auf ihr war noch ein Stacheldrehtzaun.

Ein plötzlicher Gong ertönte, der mich zusammenzucken ließ. Jetzt misste es Essen geben. Schluckend wandte ich mich vom Fenster ab und ging zu meiner Zimmertür. Als ich sie aufdrückte und hinausschaute, sah ich bereits eininge Andere, die in Richtung Treppenhaus gingen. Ich brauchte ihnen nur zu folgen und kam in einer großen Mensa an, wo sich bereits viele kleine Gruppen zusammen gebildet hatten. Ich besorgte mir jedenfalls ersteinmal etwas von dem Hybridenfutter und setzte mich an einen Tisch. "Eigentlich sitze immer ich da" Ich fuhr erschrocken um, als ich die Stimme hinter mir hörte. Dort stand doch tatsächlich ein schief lächelnder Zyklop.

"Ich bin Niall, und du?", fragte er und setzte sich neben mich. "L-Louis", stotterte ich. Bei anderen wurde ich immer so schüchtern. "Bist du neu hier? Ich kann dir nach dem Essen das ganze Haus und so zeigen, wenn du willst", schlug er vor und stopfte sich den ersten Bissen von seinem Essen in den Mund. "Äh gerne" Ich stocherte etwas mit der Gabel im Essen herum. Sonst hatte ich nie Besteck gehabt. "Warst du im Labor oder in der Zuchtstation?", fragte Niall weiter. "Im Labor", antwortete ich. "Oh man ist das spannend. Die meisten hier sind nie im Labor gewesen. Da kommen ja auch nur die hin, die noch nicht erforscht wurden." Niall schien sich ziemlich zu freuen "Du musst mir alles erzählen.", rief er. Ich nickte und versuchte dann irgendwie etwas essen auf meine Gabel zu kriegen. Das war garnicht so einfach, wenn man es nochnie getan hatte. Die eklige Fleisch-Brühe kippte immerwieder zur Seite um, wenn ich die Gabel hochhob.
Niall hatte sich in der Zwischenzeit schon die zweite Portion geholt. "Wieso isst du nicht?", fragte er verwundert und blickte zu meiner Gabel, die ich hilflos in der Hand hielt. "Gab es im Labor kein Besteck?" Niall schaute mich verwirrt an und ich schüttelte meinen Kopf. "Oh. Dann zeig ich dir mal, wie das geht." Entschlossen nahm er mir die Gabel aus der Hand und schaufelte etwas Essen darauf. Dann gab er es mir in die Hand und wartete ab. Langsam führte ich die Gabel zu meinem Mund und stopfte dass essen schnell in mich hinein, als die Gabel auf der richtigen Höhe war. "Du bist kein wirklich schlaues Ding, oder?", fragte Niall, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte. "Ähm. Keine Ahnung. Warscheinlich nicht", murmelte ich und nahm konzentriert den nächsten Bissen.

Ich war fertig, als die meisten schon aus der Mensa verschwunden waren. Niall zeigte mir, wo ich das dreckige Geschirr hinlegen sollte und schleppte mich dann auf den Hof. Überall standen Gruppen zusammen und unterhielten sich. Am meisten waren hier definitif Tierhybride, aber es gab keinen der gleichzeitig Hund und Katze in sich hatte, was mich ziemlich stolz machte. "Wenn du in die Natur willst kannst du in den kleinen Wald gehen", meinte Niall. "Ist der Wald nicht außerhalb vom Gelände?", fragte ich verblüfft. "Ja, aber hier ist auch ein kleiner. Meistens sind da zwar die Werwölfe, aber zu denen müssen wir ja nicht gehen" Niall führte mich am grauen Gebäude entlang zu einer Tür am anderen Ende. "Hier müssen wir den Flur entlang gehen, dahinten sieht man schon das Licht", meinte der Zyklop und drückte die schwere Tür auf. Wir traten nacheinander in den beleuchteten Flur und die Tür viel laut hinter uns ins Schloss Es fühlte sich ewig an, bis wir den leeren Gang durchquert hatten und im grünen standen.

"Lass uns einfach ein bisschen hierdurch spazieren", schlug Niall vor und lief fröhlich voran. Überwältigt schaute ich die verschiedenen Bäume und Gräser an. "I-Ich war noch nie in einem Wald", stotterte ich fassungslos. "Wirklich?", fragte Niallund drehte sich um. "Dann wird es aber mal Zeit." Er führte mich zwischen den Stämmen hindurch, bis wir an einem See ankamen. "Siehst du die dahinten? Das sind Werwölfe", sagte er beiläufig.
Im Labor hatte ich schon viele Kreaturen gesehen, aber keine Werwölfe. Ich hatte nur gehört, dass es anscheinend nicht so geklappt hatte, wie die Forscher es gerne gehabt hätten. Die Werwölfe verwandelten sich wann immer sie wollten und das Gefährlichste war, dass sie auch als Wolf noch so denken konnten, wie als Mensch. Das war den Wissenschaftlern zu bedrohlich und deswegen durfen auch keine neuen mehr gezüchtet werden.
"Ich glaube ich gehe lieber wieder auf den Hof.", sagte Niall. "Willst du hier bleiben?" "Ja ich genieße noch etwas den Wald", lachte ich und der Zyklop verschwand zwischen den Bäumen.

Am anderen Ende des Sees konnte ich sehen, wie die Werwölfe sich gegenseitig herumschubsten und Späße machten. Da es sehr kalt war, sprangen sie aber nicht ins Wasser. Ich stand langsam auf und lief im Schutz der Bäume um den See herum. Je näher ich den Wölfen kam, desto lauter wurden ihre Stimmen. Bestimmt war es schon gefährlich, sich als Hybrid ihnen zu nähern, aber ich war einfach so neugierig.
Außerdem war ich noch jung und unerfahren, was diese Kreaturen anging. Ich blieb zwischen zwei Bäumen stehen und beobachtete, wie sich zwei von ihnen zum Spaß angriffen. Insgesamt waren es vielleicht zehn von ihnen, die sich Rand des Sees aufhielten. Das noch andere hier waren, hatte ich nicht gedacht.

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1605 Wörter.
(Viel Spaß beim lesen und sooo)

Sweet Creature ◇ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt