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"Morgen Lou. Aufstehen" Harrys Stimme erklang direkt neben mir und ich war sofort hellwach. In den letzten Tagen hatte ich so viel erlebt, dass ich immer bereit zur Flucht war. "Wir müssen weiter, damit wir heute noch etwas zum Essen bekommen." Harry rappelte sich neben mir auf und rollte die Wolldecke zusammen, nachdem auch ich aufgestanden war. Dann ging es auch direkt los. Ich bekam den Rucksack in die Hand gedrückt und Harry wurde zum Wolf.

Ich sprang auf ihn und er lief den Berg weiter hinauf. Es dauerte einige Zeit, bis wir zwischen ein paar Felsen Rauch aufsteigen sahen. Wir waren schon um einige Ecken und Kanten gewandert und der Weg wurde hier schmaler. Harry schaute hoch zum Rauch und lief etwas an den Felsen entlang, aber es schien kein Tor oder ähnliches zu geben. Er folgte also weiter dem immer enger werdenden Pfad aus Schnee und bog um eine Ecke. Wir atmeten beide halb erleichtert und halb erschöpft aus, als wir das Ende des Wegs sahen, welches in einem Durchgang endete. Dieser war nicht weit entfernt und dahinter war, wie ich es bereits gehofft hatte, ein Lager mit ein paar herumwuselnden Kreaturen. Das Lager war verwinkelter, dunkler aber aus irgendeinem Grund auch gemütlicher, als das andere Lager im Tal von gestern. Über ein paar Felswänden waren Tücher und Laken gespannt und überall waren ein paar herumliegende Dinge, wie leere Wasserkrüge oder irgendein Krimskrams. "Hallo?" Harry rief durch den Eingang. Ein paar blieben stehen und betrachteten uns. Dann lief einer schnell weg und die anderen arbeiteten einfach weiter. Ich rutschte von Harry, der sich nebenbei bemerkt eben zum Menschen verwandelt hat, malwieder ohne Vorwahrnung. "Glaubst du sie nehmen uns auf?", fragte ich ihn und er zuckte mit den Schultern. In dem Moment rauschte auchschon ein bärtiger Mann um die Ecke, gefolgt von ein paar anderen. Vor uns blieb er stehen und schien darauf zu warten, dass wir etwas sagten.

"Hallo?" Harry trat ein Stück weiter in das Lager und ich blieb hinter ihm stehen. "Was Seit ihr?", fragte der dicke Mann mit tiefer Stimme. "Harry und Louis. Er ist ein Katzenhybrid und ich ein Wolf." Während Harry redete, betrachtete ich stirnrunzelnd das lange braune Gewand des Mannes, welches etwas heruntergekommen aussah. Dabei sahen die anderen Wesen eigentlich recht gepflegt aus. "Aha. Und was wollt ihr?" Der Mann strich sich einmal durch den langen grauen Bart und schaute weiter zu uns auf, da er etwas kleiner als wir war. "Wir sind geflüchtet. Vom Hwgk. Und jetzt suchen wir nach einem sicheren Platz." Harry zog mich neben sich und ließ einen Arm um mich gelegt. "Du bist ein Werwolf? Beweise es", forderte der Mann. Harry reagierte sofort und verwandelte sich. Nun stand ein großer dunkler Wolf neben mir und der Mann nickte zufrieden. "Kommt rein. Ich denke wir werden noch etwas Platz für euch haben. Tyler, zeig ihnen das Lager. Und Bob, du sollst eine Versammlung für heute Abend verkünden in der Gemeindehöhle." Der alte Mann klatschte in die Hände und verschwand wieder hinter der Ecke. "So einen großen Wolf müssen wir behalten. Wer weiß, wann das Lager im Wald wieder unhöflich wird.", murmelte er währenddessen. Ein mittelgroßer Hundehybrid trat kurz darauf in unser Sichtfeld und lächelte uns freundlich an. "Ich bin Tyler. Herzlich wilkommen in unserem Lager zwischen den schwarzen Felsen. Wir bestehen zum größten Teil aus Werwölfen, aber ein Paar sind auch Hybride oder andere sich verhandelnde." Tyler führte uns weiter ins Lager und wir folgten ihm gespannt. "Unser Anführer, den ihr ja schon kennt, heißt Freddie und die einzige Regel hier ist auf ihn zu höhren und halt nett zu allen sein." Er lief um ein Paar Ecken und wir kamen an ein paar Höhleneingängen vorbei. "Hier leben alle in Höhlen. Versucht darin nicht laut zu sein, da bereits ein paar dadurch eingestürzt sind. Es gibt eine große Schlafhöhle, für alle. Die alten haben eine Schlafhöhle und die neugeborenen mit ihren Müttern auch. Der Rest schläft wie gesagt in der großen Schlafhöhle. Wenn ihr Beschwerden habt, fragt Hedwig, die kennt sich aus mit Krankheiten.
Ihr findet sie bei den Alten. Ich denke ihr werdet dieses Lager noch gut genug kennenlernen, wenn ihr bleiben solltet. Das würde ich euch empfehlen, sonst macht ihr euch Feinde." Tyler ging immernoch vor uns her und vor um viele Kurven, während er erzählte. "Hier ist das Ende." Er blieb abrupt vor einem kleinen Platz stehen, wo ein paar Kreaturen herumliefen. Hinter ihnen hatte man eine weite Aussicht über das Tal. "Seit ihr hungrig? Ansonsten zeige ich euch eure Schlafplätze, für diese Nacht." Der Hundehybrid sah sich nach uns um und wartete, bis einer von uns etwas sagte. "Ich hab hunger", fiel mir als erstes wieder ein und Tyler nickte. Dann holt euch etwas in der Beutehöhle. Ich zeig euch mal, wo die ist." Tyler ging an uns vorbei und vor in einen kleinen Gang ein, der in einem kleinen überdachten Raum endete. Darin war ein Haufen mit kleinen Toten Tieren. "Was wollt ihr? Wir haben alles." Stolz breitete Tyler seine Arme aus und ich schaute angewidert auf die Kadaver. "Wie lange liegen die schon da?", fragte ich mit verzogenen Gesicht. "Also bitte. Wir gehen jeden Tag nach unten ins Tal um dort zu jagen. Also ist es spätestens von heute Morgen." Empört stemmte Tyler seine Arme auf die Hüften. Harry hatte sich inzwischen schon einen Hasen geschnappt und mir ein Eichhörnchen mitgebracht. "Hier." Er drückte es mir in die Hand. "Ich würde gerne wissen, wo wir schlafen. Und generell was das mit den verschiedenen Lagern soll." Abwartend schaute Harry Tyler an. "Eine Lange Geschichte", murmelte dieser darauf nur. "Ich zeige euch erst eure Schlafplätze. Die Geschichte erzählt euch besser Freddie." Tyler drängelte sich an uns vorbei und wir liefen ihm malwieder hinterher. Die Schlafhöhle war nicht weit entfernt. Ein kleiner Tunnel führte in die schwarzen Felsen und am Ende war ein niedriger, breiter Raum mit vielen Decken und sogar ein paar Hängematten. "Die beiden hier sind noch frei. Geht jetzt aber besser wieder hoch, essen in der Schlafhöhle ist eigentlich verboten." Tyler hatte auf zwei Dicke Holzscheiben gezeigt, bevor er uns wieder hinausscheuchte.
Als Harry und Ich unser Essen aufgegessen hatten und Tyler die ganze Zeit geduldig neben uns stand, ging es direkt weiter. Tyler meinte nämlich, wir müssten noch einmal zu Freddie. Er schickte uns in einen Kleinen Gang, der zu der Höhle des Anführers führen sollte. Harry musste sich Ducken, damit er sich nicht den Kopf anstieß.

"Wer besucht mich?" Freddie saß mit dem Rücken zu uns gedreht auf einem Baumstumpf, den irgendjemand anscheinend für ihn dahingestellt hatte. "Ähm wir?" Harry trat vor mir in das enge Kämmerchen und Freddie drehte sich um. "Ihr?", fragte er unnötigerweise. "Ich denke, dass ihr schon von unserer Geschichte gehört habt. Wir sind damals bei einem Feuer aus dem Hwgk geflüchtet, in einer sehr großen Gruppe.", fing der alte Mann an. "Ihr könnt euch übrigens setzten", fügte er noch hinzu. Harry sank direkt dankbar zu Boden, um sich nichtmehr bücken zu müssen und ich setzte mich neben ihn. "Warum gibt es zwei Lager? Oder gibt es mehr?", fragte Harry interessiert und Freddie rieb sich die Augen. "Damals hatten wir eben alle verschiedene Ansichten, wie wir weiterleben sollten. Wir haben uns dann in sechs Gruppen aufgeteilt, in denen wir friedlich leben konnten." Freddie seuftzte "Aber natürlich gab es einige, die randalieren mussten und so führte es sehr oft zu Streit. Manche Lager haben sich zusammengetan, um ein anderes zu bekämpfen und alles ging drunter und drüber. Momentan sind wir nurnoch vier Lager, da eins abgebrannt ist und in ein anderes geflüchtet ist. Wir haben nicht oft bei einem Kampf mitgemacht, der so brutal und schrecklich war, aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden. Das Lager im Wald und das auf der großen Wiese machen schon seit längerem Probleme. Sie wollen momentan die am See überzeugen, sich an den Menschen zu rächen und das Hwgk anzugreifen. Dort wollen sie alle Menschen töten und die Kreaturen retten." Der alte Mann seufzte wieder und schüttelte den Kopf.
"Wir haben gegen die Menschen keine Chance. Sie sind in der Überzahl, undzwar mit Abstand. Wir könnten dort angreifen und meinetwegen es hinbekommen alle zu töten, aber die ganzen anderen Menschen auf dieser weiten Welt würden das natürlich mitbekommen. Wenn sie dann wieder hierher zurückkehren werden sie von den Menschen verfolgt und sofort gefunden werden, da sie so viele sind. Damals bei unserer Flucht hatten wir unfassbares Glück, dass die Menschen in den falschen Gebieten nach uns suchten. Im schlimmsten Fall bekommen sie auchnoch heraus, wo wir uns hier aufhalten.", verzweifelt atmete Freddie durch und Harry runzelte die Stirn. "Also wollen sie sich rächen, an den Menschen, indem sie 0,001 Prozent davon angreifen. Wahrscheinlich sind in unserer Anstalt sogar noch weniger. Ich denke nicht, dass sie damit etwas erreichen, ausser uns Kreaturen als noch hirnloser und gefährlicher darzustellen", meinte Harry und ich nickte eifrig. "Wenn sie angreifen, werden wir Wesen niemals frei leben können, da die Menschen mehr Angst bekommen. Aber wir müssen ja garnicht mit ihnen gehen, oder?" Mein Blick wechselte zwischen Harry und Freddie hin und her. "Natürlich müssen wir nicht. Die anderen Lager werden uns aber dazu auffordern, da sie so viele Leute wie möglich brauchen, die Kampffähig sind und bereit sind, zum Hwgk zu wandern." Freddie rieb seine Schläfen und gähnte. "So jemanden wie dich" er zeigte auf Harry "könnten sie gut gebrauchen. Deswegen bin ich froh, dass ihr zuerst hierhergekommen seit." "Gestern sind wir erst unten im Tal in so einem Lager gewesen. Aber die haben uns hier hoch geschickt.", warf Harry ein, woraufhin Freddie in mit hochgezogener Augenbraue anschaute. "Sehr seltsam. Sie nehmen eigentlich immer alles auf." Freddie zuckte mit den Schultern. "Geht jetzt. Hedwig muss euch noch untersuchen, nicht dass ihr uns irgendwelche Krankheiten anschleppt. Und dann solltet ihr bei der Versammlung später dabei sein." Er wedelte mit seiner Hand in Richtung Ausgang und wir standen auf. "Hedwig findet ihr zwei Höhlen weiter", rief Freddie noch hinterher.

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Sweet Creature ◇ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt