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"LOUIS!" Ich viel fast vom Ast herunter, auf dem ich bis eben noch friedlich geschlafen hatte. Ich grummelte etwas und drehte mich dann zu Harry, der gerade den Baum herunter kletterte. "Warum schreist du denn so?", beschwerte ich mich gähnend. "Wir müssen weiter! Wenn wir nicht rechzeitig losgehen haben uns die Menschen schneller als du gucken kannst." Harry sprang die letzten paar Meter vom Baum und breitete seine Arme aus. "Wirf den Rucksack runter", rief er. Ich versuchte etwas ängstlich mich aufzurichten und an den Rucksack zu kommen, der über mir auf einem Ast hing. Gerade so erreichte ich die Tasche mit meinen kurzen Armen und sie viel nach unten. Auf ihrem Weg prallte sie immer wieder an ein paar Ästen ab, bis sie auf Harry landete. Er taumelte etwas nach hinten aber konnte sich noch halten. "Kommst du auch?" Harry hatte den Rucksack auf den Boden gelegt und schaute zu mir auf. "Ich versuche es" Langsam tastete ich mich mit meinem Bein auf den nächsten Ast und klammerte mich mit beiden Armen an den Baumstamm. Mühsam arbeitete ich mich nach unten und hüpfte kurz vor Harrys Füßen vom Baum "Los jetzt nimm den Rucksack", hetzte er mich und verwandelte sich zum Wolf. "Wie weit müssen wir denn noch laufen?", fragte ich eher an mich selbst und nahm den Rucksack. Seufzend kletterte ich auf Harry und er setzte sich sofort in Bewegung. Er trabte etwas von dem Bach weg, der neben uns war und sprang dann mit Anlauf darüber. Ich wäre fast von ihm gefallen, hätte ich mich nicht in sein dickes Fell gekrallt. "Hättest du mich nicht vorwarnen können?" Ich ordnete mich wieder ein bisschen auf Harrys Rücken, wärend er durch den Wald ging. Natürlich bekam ich keine richtige Antwort, dafür konnte ich mir aber denken, dass er gerade mit den Augen gerollt hatte.
Als wir gefühlte Stunden später auf der Spitze eines Hügels ankamen, wurde Harry zum Menschen und ich rutschte überrascht von ihm runter. "Siehst du irgendwo Menschen?" Er versuchte über den Berg zu schauen, über den wir gestern gegangen, oder eher gerannt waren. "Warum fragst du immer mich? Du hast doch selber funktionierende Augen. Oder?" Ich schaute fragend zu Harry, aber der grinste nur. ",Ich habe natürlich Augen, mit denen ich sehen kann, aber du solltest trotzdem auch Ausschau halten. Darf ich dich daran erinnern, dass wir uns erst vor ein paar Tagen kennengelernt haben? Ich könnte auch so nett sein und dich alleine im Wald sitzen lassen." "Also nett würde ich das nicht nennen." Am Ende der Diskusion gewann dann Harry und ich hielt mit ihm Ausschau. "Das dort nichts ist macht mir irgendwie Angst", murmelte er und schaute in den Himmel. "Lass uns weiter" mit diesen Worten verwandelte er sich wieder zum Wolf und ich sprang auf ihn. Noch im selben Moment hörte ich ein Geräusch im Tal. Ruckartig drehte Harry sich um und lauschte noch etwas. Es klang in etwa wie ein Auto, also mussten es Menschen sein. Harry rannte natürlich ohne Vorwahrnung los und ich hatte ziemlich Angst, das er sich wieder so viele Wunden im Gesicht holen würde. Ich legte mich jedenfalls flach auf seinen Rücken und ließ meine Arme und Beine nach unten baumeln. Irgendwann hörten wir das Motorengeräusch nichtmehr, aber Harry rannte trotzdem weiter. Wir kamen im Tal an und er dachte anscheinend nichtmal daran, anzuhalten. Ich hatte das Gefühl, die Berge wurden immer höher, desto weiter wir vom Hwgk entfernt waren. Das Dorf, dass ich von meinem Fenster aus gesehen hatte musste wohl in einer anderen Richtung liegen, denn Hier war es so verwildert, das kein Baum gerade stand. Harry hetzte über den Moosbewachsenen Boden, bis wir an einem kleinen Felsenvorsprung ankamen. Man konnte hier relativ gut die Umgebung überblicken. Ich hüpfte sofort von ihm und legte mich auf den Boden. "Weißt du eigentlich wie schlecht man sich auf dir halten kann?" Ich atmete tief durch, wärend Harry sich als Mensch neben mich setzte.
"Warum bist du dann nicht runtergefallen?", seufzte er. "Na weil ich mich eben gut fest gehalten hab." Ich verdrehte die Augen und legte meinen Kopf auf seinen Schoß. "Massierst du meine Ohren? Die sind ganz mitgenommen von dem ganzen Stress.", quengelt ich und machte es mir bequem. "Wenn wir irgendwann so weit sind, dass die Menschen uns nichtmehr finden könnten, dann wird unser Leben entspannter. Aber dafür müssen wir uns jetzt auch anstrengen. Von nichts kommt nichts. Oder manchmal noch weniger als nichts.", sagte Harry und kraulte meine Öhrchen. Währenddessen schaute er ins Tal und schien nur darauf zu warten ein Zeichen der Menschen zu erkennen. "Wenn sie unten irgendetwas am Bach gefunden haben, was auf uns zutrifft, dann haben sie schon die erste Spur. Glaubst du da war noch irgendwo Blut von mir?", fragte er. "Nein. Und wenn dann nur so wenig, dass es denen nicht auffällt." Genießerisch lehnte ich mein Ohr noch etwas gegen Harrys Hand und schloss die Augen." Wir sollten etwas essen. Willst du hier bleiben?" Harry schob meinen Kopf von sich runter und stand auf. Empört schnaubte ich und blieb liegen. "Ich bleibe hier und passe auf den Rucksack auf." "Gut. Wenn irgendetwas ist, Kletter auf einen Baum. Den Rucksack nimmst du im besten Fall immer mit, sonst könnten die Menschen ihn finden. Und schlaf nicht ein, hier gibt es vielleicht auch andere Gefahren. Ich schaue ob ich ein paar Eichhörnchen oder so finde." Harry verwandelte sich und trabte in den Wald hinein. Ich lag solange auf dem Bauch und schaute nach unten auf die vielen Bäume. Der Felsen auf dem ich lag war nicht besonders hoch, aber Mann konnte knapp über die Baumwipfel schauen, die immer tiefer wurden, desto näher sie dem Tal kamen. Oben auf dem Fels war alles mit Gras und Moos bewachsen, weshalb es auch sehr gemütlich war hier zu liegen.

Harry kam irgendwann keuchend und schwitzend zu mir zurück. "Du wirst nicht glauben, wie anstrengend dieses Jagen ist", beschwerte er sich, nachdem er zum Menschen geworden war. Seine Beute ließ er vor mir fallen und setzte sich. "Also ich hab ein Kaninchen und ein Eichhörnchen. Was willst du?" "Garnichts davon. Ich dachte du holst uns was leckeres." Angewidert schaute ich die toten Tiere an. "Was anderes gibt es nicht im Wald. Das hättest du dir vorher überlegen sollen." Harry schaute mich abwartend an. "Ich nehm das Eichhörnchen. Wer könnte bitte ein niedliches Kaninchen essen? Geschweige denn töten?" Vorwurfsvoll sah ich Harry an, der nur mit dem Schultern zuckte und das Fell des Tieres entfernte. "Ih was machst du da?" Erschrocken hielt ich meine Hand vor meine Augen und drehte mich weg. "Soll ich die ganzen Haare mitessen oder was denkst du?", schnaubte Harry und bis vom Fleisch ab. Ich schaute mein Eichhörnechen an und schob es zu ihm. "Mach du das Fell ab ich kann das nicht." Harry nahm seufzend das Tierchen entgegen und ich schaute schnell woanders hin. "Du bist zu Hälfte eine Katze, wie kannst du es ekelhaft finden ein totes Tier zu essen?", fragte er kopfschüttelnd. "hast du vergessen das ich auch Mensch bin? Vielleicht ist meine Menschliche Seite ja ausgeprägter.", verteidigte ich mich. Harry machte mich auf das entfellte Eichhörnchen aufmerksam, welches jetzt vor mir lag. Schluckend nahm ich mein Essen in die Hand und schaute zweifelnd zu Harry, der großzügig in sein Häschen biss. "Die Augen sind noch drin." Ich zeigte Harry das Tier und er stöhnte genervt. "Willst du dass ich die jetzt daraus pokel? Iss die doch einfach nicht mit.", sagte er mit vollem Mund. Wiederwillig machte ich ein Stück vom toten Körper ab Und betrachtete das Fleisch, bevor ich es in den Mund nahm und etwas darauf herum kaute. Nachdem ich das Stück herunter gewürgt hatte nahm ich das nächste. "Na, so schlimm ist es garnicht, oder?", fragte Harry. Abgesehen davon, dass ich das selbe gerade auch gedacht hatte, schüttelte ich schnell den Kopf. "Ich esse dashier nur um zu überleben.", stellte ich klar und kaute dabei.
Nach dem Essen vergrub Harry die Überreste möglichst gut unter Moos und Laub.
"Bist du satt?", fragte Harry, als wir nebeneinander auf dem Felsen saßen. Ich nickte und kramte im Rucksack herum. "Was suchst du?" Harry drehte sich zu mir und schaute in den Rucksack. "Ich suche eine Jacke, weil mir etwas kalt ist", erklärte ich. "Na dann. Vielleicht schneit es bald schon, wenn wir Pech haben.", überlegte Harry und kratzte sich am Kopf. "Warum ist das schlimm? Ich hab nochnie Schnee gesehen." "Wenn es schneit hinterlaßen wir Spuren auf dem Boden. Die Menschen werden dann warscheinlich noch bessere Chancen haben uns zu finden. Apropos Menschen. Wir müssen weiter." Harry stand auf und verwandelte sich. "Was hat das mit Menschen zu tun? Glaubst du die finden uns wirklich soo schnell?" Ich machte den Rucksack zu und sprang auf Harry. Dieser konnte mir natürlich nicht antworten. Er ging los und ich beschloss mich auf dem Weg etwas zu entspannen.

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1480 Wörter

Sweet Creature ◇ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt