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Morgens wachte Harry auf und musste ersteinmal seinen halben körper aus dem Schnee buddeln. "Anscheinend hat es diese Nacht geschneit", lachte Freddie, der gerade seine Decke zusammenfaltete. Harry schüttelte sich und verwandelte sich zum Menschen. "Ja anscheinend", meinte er und gähnte. "Lass uns weitergehen, Junge. Wir haben heute noch viel vor." Freddie klemmte sich seine Decke unter den Arm und gemeinsam stapften sie weiter durch den tiefen Schnee. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, die sie auf der nebeligen Wiese umher irrten, bis sie entlich ein mächtiges Steintor erkannten. Desto näher sie dem Lager kamen, desto majestetischer wirkte der Eingang auf Harry.

Aus dem inneren hörten sie nicht viel, nur ein paar gedämmte Stimmen. Freddie klopfte laut an das verzierte Holztor und die beiden warteten eine Weile. In der zwischenzeit fragte Harry sich, wie die Wesen hier die Steine herbekommen hatten? Immerhin war hier weit und breit nichts zu sehen außer Nebel.

Mit einem Ruck öffnete sich das Tor und Harry schaute geradewegs auf den speckigen Bauch eines Mannes... eines sehr großen Mannes, denn sein Bauchnabel war auf der Höhe von Harrys Gesicht. Langsam legte der Wefwolf den Kopf in den Nacken, um seinen nicht gerade hübschem Gegenüber in die Augen zu sehen. "Freddie? Was wollt ihr hier?", fragte die Kreatur laut, aber Freddie ließ sich nicht einschüchtern. "Wir wollen mit eurem Anführer sprechen. Es ist sehr wichtig", erklärte der alte Mann und das Wesen nickte bloß. "Das sind riesen. Die Menschen züchten keine mehr, weil sie ihnen zu stark und gefährlich sind", erklärte Freddie, als der Mann vor ihnen im Lager verschwunden war. "Wie sollen die Menschen Kreaturen wie sie im Alltag akzeptieren", fragte Harry zweifelnd. "Das ist eine gute Frage. Aber immehin ist es besser, als das sie noch mehr Furcht bekommen", antwortete Freddie und Harry nickte nachdenklich. "So könnten wir sie überzeugen. Wir sagen, dass sie den Menschen doch bestimmt beweisen wollen, dass sie garnicht so schlimm sind", überlegte der Lockenkopf. Freddie zuckte leicht mit den Schultern. "Man weiß nie wie man diese Riesen von ihrer Meinung abbringen kann. An manchen Tagen wollen sie das eine lieber und Sonntags lieben sie das andere.
Das einzige, zu was man sie immer motivieren kann ist kämpfen", meinte er. Harry schluckte, bevor er einen weiteren Riesen sah, der auf sie zukam. "Freddie. Was möchtest du diesmal?", fragte der große Mann und kniete sich vor die beiden anderen. "Schön dich zu sehen, Tristan. Das hier ist Harry, ein Werwolf. Er hatte die Idee, dass... ach lass mich woanders anfangen", unterbrach Freddie sich selbst. "Ihr wollt doch die Menschen angreifen habe ich recht?", fragte er und Tristan nickte entschlossen. "Du weißt, was das für Konsequenzen haben wird, oder nicht? Die Menschen werden nochmehr Angst vor euch bekommen und euch entgültig auslöschen. Hybride haben vielleicht noch eine Chance, aber Kreaturen wie ihr und auch Harry, die unter den Menschen sowieso schon als gefährlich gelten werden sich ihren Ruf nur verschlechtern." Tristan hörte aufmerksam zu und schien nachzudenken. "Du meinst, wir sollten besser nicht angreifen?", fragte er und Harry nickte. "Stattdessen laufen wir friedlich durch eine Straße und wenn die Menschen uns dann töten, sind sie die, die einen Fehler begehen und nicht wir", erklärte Harry. "Sie haben von anfang an den größten Fehler beganngen, als sie uns erschaffen haben", warf Tristan ein. "Wir müssen uns rächen. Wir müssen ihnen zeigen, dass sie besser aufhören sollten mit dem wissenschatlichen Kram." Der Riese stampfte wütend auf den Boden und Harry zuckte leicht zusammen. "Wir können ihnen zeigen, dass wir etwas wert sind. Dass wir auch Gefühle haben." Harry schluckte und Tristan schaute ihm in die Augen. "Wir haben keine Gefühle, das ist das Problem", murmelte der Riese leise. "Warum glauben das alle? Natürlich haben wir Gefühle. Ohne Gefühle könnte man uns nicht züchten und ohne Gefühle gäbe es keine Leute, die wir mögen, oder hassen. Oder lieben", meinte Harry, aber Tristan schüttelte den Kopf. "Wir können nicht lieben. Ich würde meine Frau sehr gerne lieben, aber es geht nicht. Wäre ich ein Mensch könnte ich es, aber so spüre ich nur Schmerz. Ich möchte ihr unbedingt sagen, wie gerne ich sie hab." Tristans Augen wurden glasig, bevor er sich schnell wieder fing.

"Du liebst sie doch schon. Ich liebe auch jemanden, also ist es möglich. Liebe ist nichts weiter als ein Gefühl, wenn man es so nimmt. Es kann weh tun, wissen sie? So sehr, dass es einen umbringt. Selbst wenn man eigentlich gücklich ist. Man ist so Glücklich, dass es weh tut. Aber es ist gleichzeitig auch kein richtiger Schmerz, sondern eher ein Druck im Bauch. Menschen nennen es Schmetterlinge im Bauch, aber so schön fühlt es sich nicht an. Wenn Liebe nicht erwiedert wird, dann ist es ein Monster was im Bauch lebt, und nicht so eins wie wir es sind, sondern ein viel schlimmeres.
Wenn Liebe erwiedert wird, ist es anders. Dann ist es angenehmer. Man freut sich sehr. Aber ich weiß nicht wie man es beschreiben soll. Manchmal gluckert der Bauch so komisch, wenn man die Person ansieht und so ein angemehmer schauer läuft über den Rücken. Kennen sie das?"

Harry blickte in die Augen des Riesens, der nickte. "Ja", murmelte er. "Ja ich glaube ich liebe sie." Verblüfft schaute Tristan in die Ferne. "Und ihr wollt ihnen zeigen, das wir so sind wie sie?", fragte er und Harry nickte. "Ich bin dabei. Bitte überzeugt die anderen Lager auch davon. Ich werde jetzt meine Leute informieren. Wird es noch ein weiteres Treffen geben, bei dem wir alles besprechen?, fragte er an Freddie gewandt. "Ja, wir werden uns noch absprechen. Ich schicke einen Brief an alle, wenn das Lager im Wald schon zugestimmt hat", meinte er und nickte Tristan zum Abschied zu. "Macht es gut. Wir sehen uns ja dann." Der Riese verschwamd wieder im Lager und das Holztor schloss sich.

"Warum haben wir nicht von Anfang an einfach Briefe verschickt?", fragte Harry verwundert und Freddie lachte leicht. "Mit Worten erreicht man manchmal mehr", sagte er bloß und lief auch schon weiter in Richtung Wald.

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1004 Wörter

Sweet Creature ◇ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt