Ich lief hinter Zuma und Roan her, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich ins provisorische Krankenlager gingen. Einige der Dorfbewohner hatten sich dazu bereiterklärt, unsere Verletzten nicht nur medizinisch zu versorgen, sondern ihnen zudem frische Kleidung und Nahrung zu überlassen. Die Schwerverletzten lagen in den überdachten Räumlichkeiten nahe dem großen Platz, auf dem sich die meisten Heiler versammelt hatten und ihre Wunden versorgten.
„Mir geht es schon wieder besser", sagte Zuma und warf einen Blick über seine Schulter zu mir.
„Es wird dich nicht umbringen, wenn einer der Heiler deine Wunden noch einmal ansieht", entgegnete ich stur und hätte ihn eigenhändig zu einem der Männer geschleppt, die die Piraten versorgten.
Zuma folgte meiner Bitte und ließ sich untersuchen, allerdings hatte ich Roan aus den Augen verloren. Nicht, dass ich ihn unter Beobachtung gestellt hätte oder mich um ihn sorgte, ich wollte nur wissen, dass er nichts Unüberlegtes tat. Jetzt, wo wir halbwegs sicher waren, schienen sich insbesondere die Männer zu entspannen und einige von ihnen lebten diese Sicherheit schamlos aus.
„Ihr solltet Euch keine Sorgen um diese Piraten machen", tadelte mich mein Wächter, der wohl bemerkt hatte, dass ich mir den Kopf zerbrach. „Sobald meine Verletzungen verheilt sind, sollten wir sie zurücklassen. Dank Cyril sind wir hier in Felior sicher und wir brauchen ihren Schutz nicht mehr."
„Wir sollen sie zurücklassen?", wiederholte ich seine Worte skeptisch, weil ich dachte, mich verhört zu haben, aber er nickte mir nur zu und lief weiter. Das war seine Entscheidung? Er wollte die Piraten tatsächlich sich selbst überlassen, nachdem sie sogar ihr Schiff meinetwegen verloren hatten?
„Wo sollen sie denn hin?", hakte ich nach und schloss zu ihm auf.
„Das soll nicht unser Problem sein", erwiderte er grimmig. „Es sind Piraten. Die kommen schon zurecht, auch ohne ...", er verstummte und schaute mich musternd an, während wir weiter über den Platz liefen. „Sie verdienen dich nicht."
„Bitte was?", stammelte ich und musste mich räuspern. „Sie waren es, die uns geholfen haben. Sie haben für uns gekämpft!"
„Du bist zu emotional", tadelte er mich erneut und obwohl ich wusste, dass es zu seinen Aufgaben gehörte, mich zurechtzuweisen und darauf aufmerksam zu machen, wenn ich dabei war, mich Hals über Kopf in eine Dummheit zu stürzen, so schien er mir nun zu hart. Seine Argumente ergaben keinen Sinn und es wirkte auf mich, als wolle er die Piraten aus einem anderen Grund verlassen. Sicher, dank Cyril konnten wir erst einmal durchatmen, doch ich war unsicher, ob er sich in einen Krieg stürzen würde. Momentan war der Plan, Xylon auf unsere Seite zu ziehen – falls das überhaupt möglich war – und bis dieser nach Felior kam, hieß es warten. Die Piraten wären uns dabei kein Hindernis, also wieso sollten wir uns von ihnen trennen?
„Ich will dich in Sicherheit wissen, wenn ich dich schon nicht in Sicherheit bringen kann", flüsterte Zuma plötzlich und blieb vor mir stehen.
„Aber dank den Piraten waren wir bisher sicher", wand ich ein.
„Das nennst du sicher?", er lachte beinahe. Ein kaltes Lachen. „Ich wäre froh, wenn wir zurück in Ameeris wären. Nur dort sind wir wirklich sicher!"
Als Zuma seine Stimme erhob, stoppte er sich selbst und erkannte, dass er soeben übertrieben hatte. Ameeris war längst kein sicherer Ort mehr für uns. Ein Teil der Soldaten Luporas sind bestimmt dort geblieben, um meinen Vater auszuspähen und darauf zu achten, ob ich nicht doch zurückkehrte. Mein Heimatland bot mir keinen Schutz mehr.
„Wo wärt ihr zwei wirklich sicher?", fragte Roan, der aus dem Nichts vor uns aufgetaucht war.
Verwirrt sah ich mich um, um zu verstehen, wie er uns so schnell überholen konnte oder vielmehr woher er gekommen war. Ich schaute an den hellen Hausfassaden hinauf zu den flachen Dächern, die ihm keine Deckung geboten hätten. Dann betrachtete ich die Gassen zu unserer Linken, aber auch dort hätten wir ihn viel schneller entdeckt. Also woher war er so schnell gekommen? Beinahe hätte ich ihn für einen Schattenkrieger gehalten, da schnappte er sich meine Hand und stellte sich vor mich.
DU LIEST GERADE
Seabound
FantasyCalea Amante ist eine junge, starke Frau und stammt aus gutem Hause. Nicht nur das, sie ist eine Prinzessin, auch wenn ihr dieser Titel gar nicht zusagt. Was für die einen ein Segen ist, wird für sie sehr bald zum Fluch. Denn als ihr Widersacher aus...