23(II): Von glimmender Gefahr

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„Ich werde nach dem Rechten sehen", sagte Zuma und spähte bereits den Weg hinunter in das kleine Dorf Feliors aus. Beinahe unbemerkbar versicherte er sich dabei, ob er all seine Waffen an seinem Körper trug. „Und du, Pirat, machst du einmal nützlich und passt auf Calea auf."

„Ich bin doch immer nützlich", scherzte Roan und legte eine Hand auf meinen oberen Rücken.

„Du willst wirklich allein gehen?", wollte ich wissen und ignorierte Roans Hand, so gut es ging. „Aber was, wenn-."

„Es ist nicht so, als würde ich nicht lieber bei dir bleiben", unterbrach mich mein Wächter und sah etwas mitleidig zu mir. „Aber ich bin der Einzige, der sich unauffällig bewegen kann, also bin ich auch der Einzige, den sie nicht sofort gefangen nehmen würden."

„Zumal wir Xylon nicht erlauben können, dich gefangenzunehmen", stimmte Roan ihm zu und schob mich weiter weg von der Klippe und dem Platz, von wo aus ich die Schiffe sehen konnte, die sich der Küste näherten.

„So ist es, also bleibt hier außer Reichweite unserer Feinde", fügte Zuma hinzu und ließ dabei seine Schulter knacken. Seine Haare waren über die Zeit unserer Flucht gewachsen und reichten ihm nun bis zur Nasenspitze, was ihn zu stören schien. Immer wieder versuchte er, die nervigen Strähnen aus seinem Gesicht zu wischen, gab es aber schließlich auf und legte seinen Mundschutz an. „Und sollten wir es schaffen, Xylon davon zu überzeugen, sich gegen Lupora zu stellen, dann werde ich euch holen."

„Das wird so nicht funktionieren", widersprach ich ihm rasch, ehe er auf nimmer wiedersehen verschwinden könnte. Seine grauen Irden funkelten mich abschätzend an. „Xylon wird sicherlich nicht nachgeben oder auch nur kooperieren, wenn er nicht die Chance sieht, mich zu bekommen."

Die beiden Männer tauschten vielsagende Blicke aus und ich seufzte auf, weil ich wusste, dass sie mich nicht mitten ins Geschehen lassen würden. Dennoch würde Xylon, der Lupora und Valor bisher so treu ergeben war, sich nicht plötzlich einer armen, kleinen Prinzessin anschließen, mit der er nicht einmal ein paar Worte wechseln könnte. Außerdem konnten wir noch immer nicht mit Sicherheit ausschließen, dass uns Feliors Herrscher Cyril nicht eventuell doch hinterging. Ich wollte ihm zwar nichts unterstellen, doch das Risiko war es mir auch nicht wert.

„Ich komme mit", entschloss ich schließlich und erntete nur noch mehr Schweigen von den beiden. „Ich werde mit Xylon sprechen und ihn davon überzeugen, sich uns anzuschließen ... oder zumindest werde ich herausfinden, was ihn dazu bewegt, Valor zu helfen."

„Nein!", erwiderten Zuma und Roan gleichzeitig.

„Du wirst hier in Sicherheit bleiben", knurrte Zuma nun und stapfte auf mich zu, während Roans Hand mir keine Gelegenheit zum Rückzug ließ. Endlich arbeiteten sie einmal zusammen, aber leider dieses Mal gegen mich. „Du bleibst hier! Xylon hat eine ganze Flotte dabei und sicherlich keine Geduld, sich deine Sicht auf die Dinge anzuhören. Wenn er will, kann er Felior vernichten. Willst du das?"

Ich schüttelte den Kopf und wäre zu Boden gesunken, hätte mich Roan nicht aufgefangen. Ich hatte dieses Land überschätzt oder einfach nur vergessen, dass Xylon niemand war, mit dem man sich an einen Tisch setzte und gemütlich die Dinge besprach. Er hatte einen Auftrag und der lautete, mich zu Valor zu bringen. Außerdem war er spät dran, hatte mich bereits mehrmals verloren und hetzte nun wirklich abermals hinter mir hier.

„Verzeiht meine dumme Idee", entschuldigte ich mich, wobei meine Entschuldigung eher den Menschen Felior gelten sollte, die mir bereitwillig Schutz boten.

„Kein Grund für Entschuldigungen", lachte Roan und stellte mich zurück auf meine noch immer wackligen Füße. „Du willst uns und den Menschen hier keine Bürde sein, aber glaube mir, das bist du nicht. Cyril zieht aus einer Allianz gegen Lupora auch seine Vorteile und du möchtest einfach keinen Krieg."

„Das ist vielleicht nicht ganz richtig", entgegnete ich leise. „Vielleicht ist ein Krieg der einzige Weg, Lupora und Valor Einhalt zu gebieten."

„Was?!", fiel Roan auf einmal aus allen Wolken und stolperte rückwärts. „Du ... würdest einen Krieg riskieren?"

„Nein ... nein, ich will einen Krieg vermeiden, aber er schien immer realer zu werden", erwiderte ich hektisch und spürte, wie mir die Worte die Kehle zuschnürten. „Aber ich stehe mit dem Rücken zur Wand. Ich kann nichts tun, als zu warten und andere die Arbeit machen zu lassen. Ich soll hier in Sicherheit warten und dann? Cyril, seine Leute und die übrigen Piraten unten im Dorf setzen ihr Leben aufs Spiel und ich sitze hier und warte. Das ist ungerecht! Ich will etwas dazu beitragen, Xylon von Lupora zu trennen, Valor zu schwächen und einen Krieg zu verhindern."

„Sei nicht albern!", schimpfte Zuma nun und packte mich an den Schultern, um mich zu sich zu ziehen. Als mein Gesicht unsanft auf seiner Brust aufschlug, hörte ich sein rasendes Herz. „Dein Leben zu bewahren, ist momentan das Wichtigste. Nicht nur für Ameeris oder mich, sondern für das Fortbestehen dieser Welt. Sollte etwas schiefgehen und Valor bekommt dich und die Helix Engelskuss, was dann? Die Welt wäre schnell eine andere oder aber Geschichte."

Ich schluckte schwer und atmete tief durch, als er mich fester umarmte. Mein Körper zitterte und ich war mir unsicher, ob es Angst vor der Zukunft oder die Wut auf das Nichtstun war.

„Der Schattenkrieger hat Recht", mischte sich Roan ein und stellte sich neben uns. Ich konnte ihn nicht sehen, aber seine Stimme klang genauso sanft, wie Zumas Umarmung sich anfühlte. „Solange du deine Kräfte nicht kontrollieren kannst, kannst du auch niemanden beschützen. Also überlass uns das Beschützen für ein paar weitere Wochen und sobald du bereit für einen Kampf bist – und ich meine einen entscheidenden Kampf – kannst du uns beschützen. Ich denke, Cyril wird Xylon eine Weile hinhalten können. Ihr zwei habt schließlich einen Deal, richtig?"

„Ja. Cyril möchte Lupora und Minerra trennen, um mit letzterem Land selbst eine Allianz zu bilden. Jedenfalls scheint das sein Beweggrund für unsere Zusammenarbeit zu sein", ich seufzte und drückte mich von Zuma, was nicht schwer war, weil er seine Arme nur noch leicht um mich gelegt hatte. „Ist Xylon erstmal gefangen, werden wir weitersehen ... und herausfinden, was ihn und Valor verbindet."

Mein Wächter nickte nur noch und verschwand danach leise aus unserem Sichtfeld. Ich würde also Geduld beweisen müssen, doch ich konnte mich nicht damit abfinden, nichts zu tun. Also wand ich mich eilig an Roan, der bereits grinsend auf eine solche Reaktion gewartet hatte.

„Wollen wir weiter trainieren?", fragte er und reichte mir seine Hand.

      „Wollen wir weiter trainieren?", fragte er und reichte mir seine Hand

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