28: In Schwärze Ertränkte steigen auf

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Kälte umschloss meinen Körper, wurde von meinen Flammen aufgebrochen und kehrte zurück wie eine zuschnappende Falle. Ich bewegte mich nicht, öffnete aber die Augen. Mein Gesicht lag im feuchten Schlamm. Ich drehte mich vorsichtig auf den Rücken, tastete meine Brust nach der Wunde ab und berührte hartes, vielleicht auch verkohltes oder geronnenes Blut. Dann sah ich zum Himmel, suchte diesen nach dunklen Wolken ab. Niemals zuvor fürchtete ich mich so sehr vor Regen wie in diesen Sekunden.

Der Himmel besaß keine Wolken, sondern wurde von Grindi bedeckt. Meine Erinnerungen kamen langsam zurück und ich schluckte kräftig, um den sauren Geschmack, der mir mit der Galle gemeinsam die Kehle hinaufstieg, zu unterdrücken. Sachte richtete ich mich auf und griff automatisch in meinen Nacken. Die Helix brannte, versengte mir jedoch nicht die Haut. Sie wollte, dass ich kämpfte und ich stimmte ihr gerne zu, denn der Kampf war noch nicht beendet.

Ich erspähte Xylon, der versuchte, seine Soldaten vor den Grindi zu beschützen, die wie Speere auf jene einschossen. Ihre schattenhaften Körper waren nicht greifbar, verletzten die Männer trotzdem und genau das machte sie so gefährlich. Unberechenbar und nicht zu stoppen.

Mit brennenden Augen ließ ich meinen Blick schweifen. Die Schattenwesen hatten es irgendwie geschafft, die Soldaten Luporas und Minerras soweit durcheinander zu bringen, dass sie offensichtlich sowohl Zuma als auch die Piraten freigelassen hatten. Sie mussten hier in diesem Chaos sein und kämpfen. Mit rauschendem Puls setzte ich mich auf, bereute es kurz, da der Schwindel mich zurückreißen wollte, und stützte mich dann mit allen Vieren ab, bis ich endlich aufstehen konnte.

„Du bist wach!" Eine kühle Brise erfasste mich und ich wusste sofort, dass es Roan war, der mit mir sprach. Seine Hand packte mich am Arm und er zog mich etwas zurück. „Bleib in meiner Nähe, es ist noch nicht vorbei."

Sein Gesicht war von kleinen Schnitten durchzogen und die Haare hingen ihm noch immer nass in der Stirn. Ich folgte seinem strengen Blick und entdeckte Valor, dem zwei Soldaten zur Seite standen. Mit einem einzigen Atemzug drückte ich meinen Rücken durch und gerade, stellte meine Füße auf festen Boden und löste Roans Hand von meinem Arm.

„Dann sollten wir es zu Ende bringen, oder?", fragte ich ihn. Mein Hals kratzte und die schwarzen Grindi, die um uns herum schwirrten, nahmen uns ab und an die Sicht. Auch Roan hatte sie bemerkt, sie alle konnten endlich das sehen, was ich immer sah.

„Sie helfen uns", flüsterte ich. „Zumindest glaube ich das."

„Sie sorgen für Chaos", entgegnete Roan und öffnete seine Hand, wodurch sich Wind darum ansammelte, als hielte er einen kleinen Sturm darin. „Wenn uns dieses Chaos eine gute Gelegenheit verschafft, dann ja, helfen sie uns. Falls nicht, müssen wir wachsam bleiben."

„Um ehrlich zu sein, bin ich froh, dass ich stehen und sprechen kann. Vielmehr darfst du nicht mehr von mir erwarten", stöhnte ich angestrengt und sagte damit die Wahrheit. Viel würde ich nicht mehr durchstehen können, doch Roan lachte nur leise und sackte ein Stück zusammen, sodass er mir nun näher war.

„Keine Sorge", wisperte er an mein Ohr. „Viel hält dein Herrscher dort drüben nicht mehr aus und die Tatsache, dass er dich unterschätzt hat, muss er nun teuer bezahlen."

Ich nickte nur, weil ich mich nicht daran erinnerte, dass ich sehr viel zu Valors beinahe Sturz beigetragen hatte. Aber das war nun ohnehin egal. Wir mussten ihn besiegen, alles andere konnten wir uns für spätere Gespräche aufsparen.

Abermals sah ich zu den Grindi, die wirklich nur die Soldaten attackierten. Sie hielten die Männer in Rüstung in Schach, während die Piraten einer nach dem anderen flohen. Doch sie verschwanden nicht gänzlich, sondern kamen bewaffnet mit Holzstäben oder Messern zurück. Sie waren und blieben Roan treu.

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