17(II): Das gelüftete Geheimnis

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Ich stützte mein Kinn auf meinen Händen ab, während ich abwechselnd von Zuma zu Roan schaute. Sie beide schliefen mittlerweile ruhig jeweils auf ihrer eigenen Matte. Draußen hatte die Nacht die See und alles, was sich auf ihr befand, in ein tiefes Dunkelblau getränkt. Einige Öllampen spendeten uns im Bauche des Schiffes Licht, obwohl die meisten der Männer, die unter Deck waren, kein Licht mehr brauchten. Entweder schliefen sie bereits, oder sie waren bewusstlos. Oder aber tot, doch das wollte ich nicht überprüfen. Auch ich schloss die Augen.

Der Kampf um das Schiff aus Lupora war alles andere als gut verlaufen. Die Piraten hatten es zwar geschafft, das Kommando zu übernehmen, allerdings gab es auf unserer Seite viele Verluste und Verletze. Wenigstens hatten die Piraten nicht alle der verfeindeten Soldaten umgebracht, sondern ein halbes Dutzend gefangen genommen. Roan wollte sich bei Tagesanbruch um sie kümmern, sie befragen, doch das konnte ich mir noch nicht vorstellen. Obgleich er seine Schmerzen gut unterdrückte, zerrten sie dennoch an seiner Kraft und er würde sich kaum auf seinen Beinen halten können.

Seufzend rollte ich mich auf den Rücken und starrte nun die hölzerne Decke an. Meine Hand wanderte unter meine Haare und zwängte sich in meinen Nacken. Vorsichtig strich ich über die Stelle, wo die Helix Engelskuss ruhte. Ruhte, denn sie versetzte meinen Körper weder unter Spannung noch kribbelte oder brannte meine Haut. Der Kloß in meinem Hals wuchs, denn meine Helix war wahrscheinlich für das Inferno auf offener See verantwortlich gewesen. Oder besser gesagt: Ich war für die Flammen verantwortlich gewesen, die Menschen getötet hatten.

„Du schaust so, als wärst du diejenige gewesen, der erst ein Schwert ins Bein gejagt worden ist und die dann beinahe in einem Flammenmeer umgekommen wäre", merkte Roan lässig an, doch er konnte sich gerade so aufrecht hinsetzen. „Warum verzieht die Prinzessin ihr hübsches Gesicht?"

„Weil ich mir die Schuld gebe", erwiderte ich so rasch, dass sich nicht nur der Pirat erschreckte, sondern ich ebenso. „Weil ich es war, die das Feuer ausgelöst hat. Deswegen hast du vor Juna nichts gesagt oder erklärt. Weil ich es war."

„Deswegen schaust du so niedergeschlagen?", er hob eine Augenbraue und die pechschwarzen Haare fielen ihm in Gesicht, welches noch immer rot glühte. Diese Wunden hatten meine Helix und ich ihm zugefügt. Scheinbar erkannte er an meinem Starren, was ich dachte und berührte die verbrannten Stellen seiner Haut sachte. „Das hier ist gar nichts", lachte er grimmig und musste husten. „Glaube mir, ich habe schon seltsamere Dinge erlebt und wesentlich schlimmere Verletzungen hinter mir."

„Trotzdem", protestierte ich leise. „Es war meine Schuld", mein gesenkter Blick wanderte zu Zuma, der noch immer ruhig auf seinem Krankenbett schlief. „Wieso hat die Helix so reagiert?", fragte ich Roan, denn er schein mehr über diese mysteriösen Dinge zu wissen als ich.

„Weil du so reagiert hast", erwiderte er und versuchte aufzustehen, allerdings kippte er zur Seite weg, was mich aufspringen ließ. Nachdem ich ihm geholfen hatte, in einer für ihn angenehmen Position wieder Platz zu nehmen, sah er mich erwartungsvoll an.

„Ich habe wie reagiert?", hakte ich weiter nach und setzte mich ebenfalls, da in meinem Kopf das reinste Durcheinander herrschte. Natürlich wirkten sich Helices unterschiedlich aus, je nach dem, wer sie trug und wie man sie einsetze. Falls man sie denn bewusst einsetzen konnte. Helices verstärkten die eigenen Kräfte, die über das hinauszugehen schienen, was der Mensch begreifen konnte. Oder was zumindest ich begreifen konnte.

„Du warst verzweifelt", erläuterte er und deutete auf seine Beinverletzung. „Zuma lag bereits bewusstlos am Boden, hatte ein Messer im Rücken und ich hätte dich auch nicht mehr beschützen können. Dein Instinkt hat die Kontrolle über dich, deinen Körper, deinen Geist und letztlich auch die Helix übernommen. Wärst du nicht gewesen, wären wir drei sicherlich tot."

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