Chapter 45

319 25 1
                                    

Was? Ich setzte mich sofort auf und schlug die Decke zur Seite. Mein Körper wurde binnen Sekunden brennend heiß. Ich hatte Angst - wusste aber nicht wovor. Ich hatte nichts Verbotenes getan. Ich war zu Hause auf meiner eigenen Willkommensfeier.

"Where have you been tonight?" Seine Stimme klang so ernst wie noch nie; so rau, so tief und angsteinflößend.

"At home..." Wieso war ich nur so verdammt nervös? Ich hatte doch nichts zu verbergen.

"Yea of course!", lachte er bitter, wobei man den Sarkasmus deutlich hören konnte. Ich zog die Brauen zusammen und dachte mir, dass das alles hier ein Scherz wäre.

"Harry, what's going on?" Meine Stimme war glücklicherweise nicht mehr ängstlich, nein - ich wollte wissen was los war.

"I should be the one asking you that question."

"Harry, I'm serious!"

Er lachte erneut. "So...you and Healy, right?" Was? Das konnte doch nicht sein Ernst sein, oder? Ich und Jacob, Jacob Healy? Was sollte das denn bedeuten? Wieso lachte er überhaupt? War er betrunken?

"You can't be serious right now." Ich schüttelte enttäuscht meinen Kopf und legte meinen Rücken an die Bettlehne. "Sober up and call me later." Ich war mir nicht sicher, ob er etwas getrunken hatte, doch ich sagte es trotzdem.

"You should, too. Must have been a long night for you two." Mir blieb das Herz stehen.

"W-What?" Die Tränen in meinen Augen brannten, ich befürchtete, dass ich sie nicht länger zurückhalten konnte. Wie konnte er mir so etwas zutrauen und woher wusste er, dass Jacob heute hier war? Es war ja kein Geheimnis, aber Harry machte es zu einem großen, das er gerade entdeckt hatte.

"You heard me, Miss." Das Schweigen hielt an und mir den Mund - einerseits, um mir den Kloß aus der Kehle zu räuspern, zum anderen, weil ich mir überlegen musste, was ich als Nächstes sagen sollte.

"Sober up and think about your words, please." Ich versucht ruhig zu bleiben.

"I am sober.", lallte er und log mich somit an. "You don't wanna talk to me right now because he's next to you, right?" Meine Kinnpartie war wie aus Beton, die Lippen verkrampften sich zu einem schmalen Strich und ich presste sie aufeinander, so dass ich nicht losheulen konnte.

"I can't believe you." Und schon fiel die erste Träne auf meinen Polster. Ich nahm das Handy von meinem Ohr und hörte seine Stimme noch immer, ich verstand aber nicht, was er sagte. Mit einem leeren Gesichtsausdruck starrte ich an die Wand - in der Hoffnung, dass mich jemand rütteln und sagen würde, dass das alles nur ein Alptraum war. Doch es geschah nichts. Ich legte auf und schmiss das Handy auf den Boden, während meine Tränen langsam und auf der Haut brennend meine Backen hinunterrollten.

Ich sprang aus dem Bett und lief ins Badezimmer, um mein Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Die Kälte beruhigte mich etwas, doch sie hielt nicht lange an. Sobald ich unter meiner Bettdecke war, erinnerte ich mich an seine verletzenden Worte. Kopfschüttelnd versuchte ich die Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen und wischte mir die eben vergossenen Tränen von meinem Gesicht.

***

Ich hatte eine qualvolle Nacht hinter mir. Zuerst machte Harry von seiner Wahlwiederholungstaste weidlich Gebrauch und ließ in der nächsten halben Stunde das Handy in einer Tour läuten.  Ich hatte seine Anrufe ignoriert und meine Ohren mit den Polstern zugehalten. Ich hatte genug gehört und wollte nicht mit ihm sprechen, nicht in diesem Augenblick.

Dann hatte ich mich die halbe Nacht über mit meinen Erinnerungen herumgeschlagen. Ich zermarterte mir das Hirn, aber das war schon überlastet und hatte mehr als genug zu tun. Anfangs dachte ich, es wäre hoffnungslos, über diese Nacht in LA zu denken, doch dann spielte sich diese Nacht in meinem Kopf ab. Von dem guten Sex und dem Läuten seines Handys bis zu dem Gespräch mit ihr. Ich hoffte, meine Sinne spielten mir keinen Streich; ich hoffte, ich bildete mir das alles nicht ein.

"Beste Freunde" [ hs.ff ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt