Chapter 50

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"What?", stotterte ich atemlos und wünschte mir, dass ich das eben falsch verstanden hatte. Harry machte sich auf dem Absatz kehrt und ging zur Haustür. "You can't be serious right now!", schrie ich und lief ihm wie immer nach. Ich hielt ihn an seinem Oberarm fest, als er gerade zur Türklinke greifen wollte, und zog ihn weg. Er drehte sich um und sah mich wütend an.

"What!", schrie er. Er atmete schwer, seine Stimme und sein Gesichtsausdruck waren angsteinflößend. Wieder einmal kämpfte ich mit den Tränen, die in meinen Augen brannten, doch ich wusste, ich musste stark bleiben.

"Don't you dare to leave me here without knowing what the fuck is going on in your head! You drive me crazy! I tell you about my feelings and you just turn and walk away?" Ich atmete tief ein, als ich das Gefühl hatte, keine Luft mehr in meinen Lungen zu haben. Als er nichts sagte, flüsterte ich: "I hate you so much, Harry."

Er drehte sich zum Ausgang, doch meine Worte stoppten ihn. "I won't let you go.", sagte ich leise und dieses Mal etwas ruhiger.

"Why?", fragte er, seine Stimme rau und kalt. 

"God damn it, Harry! You are not going to drive when you're drunk!"

"So what? Why'd you only delay me when you said you hated me!"

"Just because I said that doesn't mean I meant it and I don't care about you anymore, okay?" Die Worte schossen aus meinem Mund und raubten mir gleichzeitig die Luft.

Harry legte seinen Kopf in den Nacken und schloss genervt seine Augen. "Fine. But I'm not gonna sleep on the couch."

"You can have my bed. I don't care. I just want you to sober up."

Harry nickte und ging dann an mir vorbei. Er betrachtete mich nicht mal, nicht einen kurzen Blick warf er mir zu. Enttäuscht und erschöpft setzte ich mich auf's Sofa und legte mein Gesicht in die Hände. Ich musste die ganze Sache beenden. Diese Beziehung, oder was auch immer das war, machte mich fertig und ich konnte nicht mehr.

Im Geiste spulte ich schon mein Sprüchlein ab. Harry, it's over. I just can't take it anymore. Ja, das würde ich sagen, wenn ich ihn wieder sehe. Ich musste es tun. Ich musste...

"Emily?"

Ich zuckte zusammen und sah dann auf. Ich hoffte ich hatte meine Gedanken nicht laut ausgesprochen. Harry stand nur in seinen Calvin Klein Unterhosen vor mir. Bei dem Anblick wurde ich beinahe schwach. Ich versuchte meinen Blick nur auf sein Gesicht zu richten. Qual zeichnete seine Gesichtszüge.

"I-I tried to sleep but your pillow smells like your hair and I-I realised how much I missed you." Mein Herz blieb stehen und gleichzeitig fühlte es sich so an, als würde es in meiner Brust schrumpfen. Wie konnte man nur so schnell von wütend auf gefühlsvoll schalten? Ach ja, er war ja betrunken. Das erklärte alles. Vorher hätte ich ihn noch für sein desinteressiertes Verhalten schimpfen können, jetzt würde ich ihn am liebsten in meinen Armen haben. 

"I missed you too.", flüsterte ich eher zu mir, als zu ihm. Er setzte sich neben mich und blickte zu mir, doch ich sah nur auf meine Hände, die verschränkt auf meinem Schoß ruhten.

"Did you cry?", fragte er leise und legte seine Hand auf meine.

"Don't." Ich zog meine Hand weg und verschränkte sie wieder in die andere. 

"I need to tell you something.", sagte er nach einer Weile. "Kendall tried to kiss me but-"

Was?

"But what?", schrie ich schon fast panisch. Meine Hände fingen vor Wut an zu zittern. Ich hatte das Gefühl, das ganze Universum wollte mich leiden sehen. Ja, das müsste der Grund für mein Pech sein.

"I rejected her." Ein großer Stein fiel mir vom Herzen, trotzdem war ich wütend auf diese Frau, die mir meinen Freund (falls ich ihn noch so nennn konnte) wegnehmen wollte. Es war alles nur ihre Schuld. Sie brachte alles durcheinander.

"Do you guys still talk?", fragte ich etwas nervös. Ich wollte nicht, dass er meine Eifersucht merkte.

"No, I said I didn't want to talk to her anymore." Einerseits wollte ich Kendall wegen dem gescheiterten Versuch Harry zu küssen auslachen, andererseits wollte ich sie erwürgen, weil sie den Mut hatte, das überhaupt zu versuchen.

"And what about Simon?"

"I told him I'm not gonna do this anymore." Er zuckte mit den Achseln.

"And he agreed with your decision?" Ich wusste, ich fragte zu viel, doch ich hatte das Recht es zu wissen. Das glaubte ich zumindest. Jedoch war ich froh, dass er mir normal antwortete.

"No but I made him agree."

"What did you do?", fragte ich erschrocken, da ich in diesem Moment das Schlimmste ahnte.

"Nothing. I just, I had a little fight with him but we're good now... I guess."

"Oh, okay...", antwortete ich knapp, nicht wissend, in welchem Ton ich antworten sollte.

Dann saßen wir stumm auf der Couch. Die Stimmung war angespannt, Harry kam mir wie ein Fremder vor, mit dem ich nicht sprechen wollte. Ebenfalls vermied ich Blickkontakt. Harry brach dann die Stille. "Are you gonna sleep on the couch?"

Natürlich würde ich heute Nacht auf der Couch schlafen. "No, I-", versuchte ich zu lügen, doch er unterbrach mich.

"Go in your room, I'm gonna call a cab."

"No, I don't want you to go outside when you're drunk." Als er mir widersprechen wollte, sagte ich: "Harry, please."

"Okay, you can sleep in your room, I'm gonna sleep here." Er fuhr mit seiner Hand über das schwarze Leder meiner Couch. Langsam verlor ich den Rest meiner schon mangelnden Geduld.

"Go upstairs Harry. I'm serious. I'm not gonna discuss this for the rest of the morning."

Ohne ein Wort zu sagen verschwand er dann im Obergeschoß. Wenn er nüchtern gewesen wäre, hätte er sicher noch stur gesagt, dass er auf dem Sofa schlafen würde und ich hätte vermutlich aufgeben müssen, weil die Diskussion ansonst kein Ende hätte. Ich zündete Feuer im Kamin an, schmiss dann unzählige Decken und Kissen auf den Teppichboden, genau vor dem Kamin. Ich holte mein Macbook, kuschelte mich mit meinen Hunden in die Decken und buchte einen Last-Minute-Flug. Ich klappte meinen Laptop zu und versuchte zu schlafen, doch es ging nicht. Ich bekam kein Auge zu. Ich musste die ganze Zeit an Harry denken. Wie sollte es nur mit uns weitergehen?

***

Ich hatte einen qualvollen Morgen hinter mir, Alpträume quälten mich und ließen mich schweißgebadet aufwachen. Ich setzte mich ruckartig auf und fand Alaska neben mir vor. Slinky war weg. Aus der Küche kamen Geräusche, ich beschloss nachzusehen und ging dann hin.

"Good morning, Emily!", lächelte mein Hausmädchen, das gerade mein Frühstück zubereitete.

"Morning.", murmelte ich und rieb den Schlaf aus meinen Augen.

"Saw you fell asleep on the floor?" Sie lachte etwas. Ich nahm das Hundefutter aus dem Schrank und leerte die Schüsseln voll, in die anderen schenkte ich frisches Wasser ein.

"Yea... I was very tired.", log ich. Slinky und Alaska kamen angerannt und warteten, bis sie zum Essen anfangen durften.

"Sit.", befahl ich und nickte dann als Zeichen, dass sie essen durften.

"Coffe or tea?", fragte Shelly.

"Coffe, please.", antwortete ich knapp und verschwand dann aus der Küche.

Ich ging die Treppen hinauf um nachzusehen, ob Harry noch schlief. Doch als ich die Zimmertüre aufmachte, war er nicht hier. Das Bett war leer, bis auf die roten Rosen darauf. Ich spürte rein gar nichts. Ich sollte mich über die Blumen freuen, doch das ganze hier machte alles nur noch schlimmer. Wieso musste er nur so kompliziert sein?

Ich nahm die sicher über 50 Rosen in die Hand und roch an ihnen. Ein angenehmer Geruch stieg mir in die Nase. Ich bemerkte einen kleinen Zettel zwischen den Blüten. Ich zog ihn heraus und las ihn leise vor.

I'm sorry what happened this morning.
Harry x

Dann bemerkte ich, wie eine heiße Träne über meine Backe lief und direkt auf eine Rose fiel.

"Beste Freunde" [ hs.ff ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt