Sube

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Okay, vielleicht war da doch mehr. Also gut, ja, da war noch viel mehr hinter der Sache mit Sube und mir....

Also gut, lasst es mich erzählen...
Sube, ein groß gebauter Andalusier. Kennen gelernt hatte ich den Hengst mit 13. Damals hatte ich schon alle drei Pferde bei mir, Smoke wurde gerade geboren, und ich fing an Blue Rain zu reiten. Genau da lernte ich Sube kennen. Der Hengst ging keine Turniere, er war das Pferd meines Onkels. Da ich damals Smoke noch nicht reiten konnte, und mit Blue Rain und Fire Heart langsam anfing, bekam ich nicht sonderlich viel Unterricht, außer auf den etwas verrittenen Schulpferden. Heutzutage wurden unsere Schulpferde je nach Klasse und Können verteilt, weswegen keins verritten wurde, und alle ziemlich schwierige Pferde waren. Trotzdem erfahren, und gute Lehrer.

Deshalb beschloss mein Onkel Aiden mir Reitunterricht zu geben. Auf einem schon etwas schwierigerem Pferd. Und dies war sein eigenes Pferd, Sube.

Ich schloss Sube damals genauso in mein Herz, wie meine eigenen. Schon im Alter von gerade mal 13 Jahren hatte ich ein sehr großes Verantwortungsbewusstsein. Der Andalusier lernte mir so einiges, und letztendlich waren wir das perfekt eingespielte Team. Meine ,damals deutlich erfahrenere ,Schwester bewunderte uns. Genau wie meine Eltern. Und damals war Sube gerade mal 10, und schon hatte er mir das meiste was ich nun bewusst machte beigebracht. Dank den Sturschädel konnte ich mich bei jedem Pferd durchsetzen, ich hatte durch ihn mein Können gefördert. Tatsächlich hatten der Schimmel mit der langen schwarzen Mähne und ich einiges erlebt. Selten aber doch sah ich meinen Onkel noch auf Sube ausreiten. Sube war eine Seele von Pferd. Ich liebte ihn. Doch dann stürzte ich schwer von Sube, Schuld war ein Hund. Ich saß nach dem Sturz mehr als einen Monat im Rollstuhl. Ich traute mich nach einer Weile wieder aufs Pferd, doch lange war ich nicht mehr auf Sube's gesessen. Ich ignorierte den Hengst gekonnt, und vernachlässigte ihn. Es tat mir weh. Doch ich hatte Angst vor ihm.

Und nun nahm ich ihn ganz klar und bewusst wieder nach 5 Jahren vor mir wahr. Tränen bildeten sich, und ich wischte sie etwas gekränkt aus meinen Augen. Ich schlenderte auf den Hengst zu, der nun ein paar Schritte zurück machte. Leise schnaubte er, und sank seinen Kopf. Der Schmerz der sich in meiner Brust bildete lies mich aufzucken.

Maddi und Simon standen neben deren Pferden, die bereits fertig hergerichtet waren.

" Wenn du fertig bist, dann komm nach...." sagte meine Schwester etwas beleidigt, denn wenn es nach ihr ging, hätte ich dem Pferd um den Hals fallen sollen. " Ich weiß, der Sturz war schwer, aber mache ihn nicht dafür verantwortlich, dass Tante Maria nun tot ist. Sie hatte Sube genauso gerne wie du. Und Aiden hätte nie gewollt, dass du Sube nur wegen ihrem Tot, und deinem Sturz so ignorierst. Wenn du bereit bist, dann weißt du was zu tun ist. " lächelte mir Simon ermunternd zu.

Eine Träne rannte mir runter. Simon strich über meine Wange, und wischte sie somit weg. Er umarmte mich flüchtig, und zog den faulen Devil nun hinter sich her, an mich vorbei.

Ich atmete tief ein und aus. Mein Blick legte sich nun auf den Kopf des Pferdes. Seine großen Ohren zuckten unsicher hin und her. Er spürte meine Trauer. Ich hätte ihm nicht alles in die Schuhe schieben sollen. Nach meinem Sturz starb auch noch Tante Maria. Sie liebte Sube. So sehr liebte sie ihn, dass sie immer kam, und ihn bewegte. Eines Tages lief alles falsch. Sie wollte mit ihm in der Halle reiten gehen. Beide waren unaufmerksam, und schon knickte Sube sehr schlimm ein. Er erschrak, und wollte loslaufen, knickte aber erneut ein und stürzte.

Meine Tante starb. Sube fiel auf sie drauf, und brach ihr die Wirbelsäule. So schlimm, dass sie im Krankenhaus verstarb. Mein Onkel besuchte ihr Grab am Hügel ganz oft. Meist ritt er mit Sube dahin.

Niemand gab Sube die Schuld. Nur ich. Ich hatte regelrecht Angst vor ihm. Doch ich wurde älter, und das änderte so einiges. Ich hatte einen Fehler gemacht. Der gutmütige Riese konnte nie etwas dafür.

Seufzend ging ich auf ihn zu. Doch nicht mit Wut oder Trauer, sondern mit dem Verlangen ihn endlich wieder anzugreifen. Seine großen Ohren kraulen zu können, seine lange und weiche Mähne bürsten zu können, seine Schnauze in meinem Bauch spüren zu können, wenn er wieder mal seinen Kopf an mich drückte. Dies hatte ich vermisst. Sube hatte ich vermisst.

" Komm her mein großer...." flüsterte ich brüchig, bevor mir Tränen runterronnen.

Der Hengst spitzte die Ohren, und streckte mir seinen Kopf entgegen. Ich warf meine Arme um seinen kräftigen Hals. An ihm suchte ich den Halt, den ich derzeit unbedingt brauchte. Ich nahm mir einen Striegel, und fing an ihn zu bürsten. Das vertraute Gefühl schlich sich in mich hoch. Es war unglaublich schön. Letztendlich war ich schnell fertig.

Ich zäumte ihn auf, so wie ich es wohl unzählige Male gemacht hatte, und ging dann in die Halle.

Maddi und Simon ritten nebeneinander her, und schienen sich zu amüsieren. Normalerweise hätte es mich etwas gestört, allerdings hatte ich eine schöne Idee, die ich unbedingt umsetzten wollte.

" Uhm...Hey, ich werde ausreiten gehen. Nehmt es mir nicht übel. Aber später können wir ja nochmal trainieren, und etwas springen gehen. Ich muss sowieso noch mit Smoke etwas üben. " sagte ich leise, und etwas unsicher. Die beiden sahen mich erstaunt an, nickten jedoch. Simon sah einen Moment etwas nachdenklich aus, zwinkerte mir dann aber grinsend zu. Auch ich hatte nun ein Grinsen auf dem Gesicht.

Glücklich lief ich zu Sube zurück. Ich hatte es doch zu sehr vermisst, zu ihm zu gehen, und zu wissen, dass ich wieder auf seinen Rücken darf. Die meiste Zeit die ich bei ihm verbrachte, war ich unermesslich Glücklich. Der andere Teil, nein da gab es keinen anderen Teil. Es war am Anfang anstrengend, und sehr mühselig, da ich es gewohnt war, ein einfaches, und nicht besonders stures Pferd zu reiten. Und dann kam dieser Dickkopf. Das war eine Umstellung. Aber zusammen hatten wir es geschafft.

Ich schüttelte den Kopf. Wie dumm ich nur war, alles aufzugeben, wegen eines Sturzes, wegen einem Todesfall, wo er bloß als Zeuge galt, nicht als Täter.

Im Gedanken versunken strich ich über seinen Hals. " Wir machen jetzt etwas sehr schönes... was wir schon lange hätten machen sollen. " lächelte ich.

Ich stülpte mir meinen Helm über, und führte ihn aus dem Stall raus. Dann schwang ich mich auf den Rücken des 15 Jährigen Andalusiers.

Ohne Sattel. Nach 5 Jahren, und einem Sturz. Lebensmüde ? Nein, ich hatte Vertrauen in dieses Pferd gelegt, und tiefes Vertrauen konnte von " nichts " nicht kaputt gemacht werden.

Lachend klopfte ich ihm seinen Hals. " Auf geht's...vamos ! " lachte ich, überglücklich wieder auf seinem Rücken sitzen zu können.


Emotionales Kapitel 0:
Das nächste wird genauso emotional❤😥
Ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen😀
Ich habe dieses Kapitel noch heute Abend fertiggebracht, und fange noch heute eifrig mit dem neuen " Sube " Kapitel an 👁
Lg

Champions                         -Ein langer Weg-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt