Das erste Training

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Du wirst sie nicht alle schützen können
Vor allem nicht DICH.
Mache nur einen Fehler, und du bereust es.
Ich sehe dich....
Jonas.

Diese Worte hallten in meinem Kopf. Ständig. Ununterbrochen. Ich hasste es. Tatsächlich hatte die Polizei Jonas einen Besuch abgestatten, doch als die Ergebnisse aus dem Labor kamen, hatten die Polizisten keine andere Wahl, und mussten einen Rückzieher machen. Am Haus waren überall nur unsere Fingerabdrücke und auf dem Brief war kein einziger zu finden. Auch die Schrift konnte nicht identifiziert werden. Als wir diese Nachricht bekommen hatten, nisteten sich wieder alle Probleme und Sorgen in meinen Kopf ein. Kein besonders schönes Gefühl, und dennoch versuchte ich nun umso härter zu trainieren, damit ich diesen Spast beim Turnier schlagen konnte. Er würde mir alles zur Hölle machen, ich kannte ihn immerhin jetzt schon ( leider ) lange genug, um zu wissen, dass er zu allen fähig war. Schließlich hätte er mich ohne zu Zögern umgebracht. Eine Gänsehaut legte sich über meine Haut. Bei diesem Gedanken wurde mir übel.

Und wo wir schon bei Gedanken und deren Auswirkung waren, ich war vollkommen nicht bei der Sache. Mein Vater hatte mir gestern am Abend angeboten, am nächsten Tag eine Trainingsstunde abzuhalten, nur für mich. Ein unglaublich toller Vorteil einen begabten, liebevollen, geduldigen und fachmännischen Trainer als Vater zu haben....

“ Kathrin Landlane ! “ schrie mein Vater durch die Halle. Mein Vater war geduldig, oh ja, doch auch ihm riss irgendwann der Geduldsfaden.

“ Konzentriere dich verdammt noch mal auf dein Pferd, dass auf dem du gerade sitzt, ja genau ! “ stellte er mich laut bloß. Alle meine Freunde saßen auf der Tribüne und sahen zu und da hatte mein Erzeuger ja nichts besseres zu tun, als mich bloßzustellen. Zornig lief ich rot an. Energisch nahm ich die Zügel von Smoke kürzer. Er spürte meinen Stress, und den Druck der auf mir lag, und ich hatte euch ja mal erzählt, bei negativer Energie lief er grottenschlecht. Das führte dazu, dass der Apfelschimmel etwas verwirrt tänzelte, und somit eher an ein ungebildetes Dressurpferd mit Gleichgewichtsstörung ,als an ein schön laufendes Springpferd erinnerte.

Schweißtröpfchen bildeten sich auf meiner Stirn, als ich gefühlt zum hundertsten Mal über die ,am Boden liegenden Stangen trabte, die hinterlistig in einem Bogen lagen.
( ich hoffe ihr wisst was ich meine, das wird als Cavaletti Übung genommen. Da liegen die Stangen aufgereiht auf dem Boden, nur in einem Bogen xD )

Smoke mochte diese kniffligen Cavaletti Übungen gar nicht. Doch irgendwie gelang es uns endlich halbwegs elegant drüber zu kommen. Auch mein Vater nickte endlich zufrieden. Aber natürlich lies er uns noch ziemlich oft drübergehen, bis wir fast schon eleganter den je drübertrabten.

Ich atmete tief aus, als mein Vater uns endlich ganze Bahn gingen lies. Aber nein, nicht genug Qual für heute. Im Galopp ging es nun über die endlos lange Reihe von kleinen Kreuzsprüngen, die sich dicht hintereinander über die Länge der riesen Halle streckte.

Mein offener Mund und meine riesen Augen schienen besonders witzig zu sein, denn meine Freunde lachten sich ganz schön ins Fäustchen. Ich war schon froh, dass heute keine Schüler kamen, es wäre eine Tragödie gewesen, wenn da noch mehr Zuschauer gesessen wären. Zwar war es bei einem Turnier noch überfüllter, doch mein Vater stellte jeden Reiter, den er trainierte gerne bloß. Bei ihm fühlte man sich trotz langer Reiterfahrung schließlich doch wie ein blutiger Anfänger.

Doch mein Schimmel schien auf meiner Seite zu stehen, weshalb er wie immer sein bestes gab, und mich wenigstens nicht runter warf.

Champions                         -Ein langer Weg-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt