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,,Endlich kann ich ihn wieder umarmen.", seufzte ich. Ann nickte. Wir waren auf den Weg nach Frankfurt. Zur Zeit saßen wir im Zug und träumten vor uns hin. Heute würden wir die Jungs, die für unsere Schlaflosen Nächte verantwortlich waren, wieder sehen. Endlich. Nach einer so langen Zeit. Vermissen war gar kein Ausdruck für das Gefühl, dass wir inzwischen hatten.  ,,Ich habe schon ganz vergessen wie er riecht. ", beschwerte ich mich bei Ann, die schon selig verliebt aus dem Fenster schaute und vor sich her träumte.

,,Wieso fahren wir eigentlich Zug?", war ihre Reaktion darauf. ,,An Samstagen sind die Züge immer so voll." ,,Geht schneller. Und es ist entspannter.", erwiderte ich. Ann seufzte. ,,Aber ständig laufen Leute an uns vorbei oder schauen auf mein Handy.", meinte Ann genervt. ,,Dafür kann ich jetzt echt nichts.", erwiderte ich leicht genervt. Kurz bevor zwischen uns ein Streit beginnen konnte ertönte eine Durchsage.
,,In kürze erreichen wir Frankfurt Hauptbahnhof. Ausstieg ist in Fahrtrichtung rechts. WIr verabschieden uns von den Fahrgästen, die hier aussteigen.Danke, für Ihre Reise mit der deutschen Bahn. Auf Wiedersehen."


Ann und ich raften schnell unsere Sachen zusammen. ,,Da!", rief Ann. Und da sah ich auch schon den Bahnhof. ,,Ich find denn ja echt schön.", meinte ich und drückte Anns Arm. ,,Schon. Er wirkt so alt und so.", erwiderte Ann. Vorsichtig löste sie meine Hand von ihrem Arm. ,,Lässt du mich bitte mal los?" ,,Ja sorry." Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich in ihren Arm gekrallt hatte.  ,,Ich versteh ja, das du aufgeregt bist, aber denkst du mir geht es anders?" Ann lächelte mich an. Langsam hielt der Zug an. Wir konnten es gar nicht erwarten, bis sich die Türen endlich öffneten und wir auf dem vollen Bahnsteig standen.


Um uns einen Überblick zu verschaffen, liefen wir erst mal zum Info-Schalter. Von dort aus, war es wesentlich einfacher in dem ganzen Trubel einen klaren Kopf zu fassen. ,,Hast du sie schon irgendwo gesehen?", erkundigte ich mich bei Ann, die sich auf eine kleine Erhöhung gestellt hatte. ,,Ne, noch nicht. Obwohl ... Ne doch nicht." Enttäuscht stellte sie sich wieder neben mich. ,,Eigentlich möchte ich doch nur eine Umarmung.", murmelte ich. ,,Kommt sofort.", meldete sich Ann. Sie umarmte mich kurz. ,,Danke, dass habe ich gebraucht.  Und jetzt lass uns zum Ausgang gehen. Schätze sie sind eher draußen." Ich schulterte meine kleine Tasche und bahnte mir mit Ann einen Weg durch die vielen Menschen.


,,Puh. War das anstrengend." Ann seufzte. Ich atmete einmal tief durch. ,,Wir hätten echt mit dem Auto fahren sollen.", meinte ich. Ann grinste schief. ,,Ach was." Sie hielt inne. ,,Wenn du mir einen großen Gefallen tun würdest und dich jetzt umdrehst ..." Ihr Blick war so anders. Also wirbelte ich erstaunt herum. Etwas weiter weg kamen zwei Jungs angelaufen. Ohne darüber nach zu denken, rannte ich sofort los. Dicht gefolgt von Ann, die das alles dokumentieren wollte.

Natürlich wurden wir von verschiedenen Personen dabei beobachtet. Von einem leichten grinsen bis zu einen "Ist-das-ihr-Ernst?" Blick war alles dabei. Doch ich achtete nicht auf die verschiedenen Reaktionen. Ein paar Millimeter  vor Roman blieb ich stehen. ,,Bist du wirklich da? Bist das wirklich du?" Romans lächeln wärmte mein Herz und war Balsam für meine Seele. Er antwortete, indem er mich in seine Arme zog. Auch Ann wurde einmal kräftig  von Heiko durchgeknuddelt. ,,Ich hab dich so vermisst.", flüsterte ich und wollte Roman gar nicht mehr loslassen.

Nach einer halben Ewigkeit, machten wir uns langsam auf den Weg. Wir hatten uns eigentlich ja dazu getroffen, um die letzten Sachen vor der Tour durch zu gehen.  Das üblich halt. In welche Stadt wir zuerst fahren würden und in welche zuletzt. Am Ende qualmten Ann und mir die Köpfe. ,,Wie bekommt ihr das bitte alles hin? Vergesset ihr nie etwas?", wollte ich wissen. ,,Sehen wir aus wie Superman? Natürlich vergessen wir was. Zwar nicht oft aber doch schon häufig." Roman knuffte mich in die Seite.Lachend nahm ich Reißaus. Roman immer hinter mir her.

Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Ich hatte so oft die Richtung gewechselt und mich weggeduckt, dass mir ganz schwindelig war. Erschöpft lehnte ich mich gegen eine Laterne und atmete einmal tief durch.  Wo war ich eigentlich? Irgendwo im großen Frankfurt. Dorfkind in der großen Stadt. Das konnte ja nur schief gehen. Okay. Erst mal Ruhe bewahren. Gut. Ich war also irgendwo in Frankfurt. So weit war ich schon  mal. Und jetzt um sehen. Vielleicht sah ich etwas, dass mir bekannt vorkam. Doch nichts da. ,,Verdammt.", fluchte ich.

Im selben Moment brummte mein Handy. Klar, mein Hady. Wieso hatte ich da vorher nicht da dran gedacht? Aber manchmal war das nächste, dass letzte woran man dachte. Erleichtert holte ich mein Handy heraus.  "Mein Lebenssinn"  Lächelnd nahm ich den Anruf an.

,,Süße, wo bist du?", schallte Romans Stimme in mein Ohr. ,,Da wo du nicht bist.", erwiderte ich. ,,Roman lachte gekünzelt. ,,Ne jetzt im Ernst Kat. Wosteckst du?" ,,Irgendwo in Frankfurt.", mente ich und schaute mich um. ,,Weißt wo genau?", wollte Roman wissen. ,,Ha Ha. Du warst auch schon mal witziger. Weißt du eigentlich wie groß Frankfurt ist?"  ,,Jap im Herbst hat die Stadt 750.000 Einwohner. Ungefähr." ,,Okay. Aber wie komm ich jetzt wieder zu euch? Ich hab keine Ahnung wo ich bin.", ffragte ich leicht zweifelnd. ,,Warte, ich kann es spüren.", erwiderte er. ,,Dann komm her." Meine Stimme brach. ,,Bin sofort da.", versprach Roman.

Nach dem Telefonat ging es mir gleich besser. Das hatte mir mal wieder gezeigt, dass ich nie alleine war. Auch wenn es so schien.

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