Kapitel 4 - Ein Stapel Papier

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»Hey, Babe«, schallte Davids Stimme aus der Küche zu Maryana, als sie spät abends wieder zurück in ihrer gemeinsame Wohnung ankam.
Nur wenige Augenblicke später, nachdem sich die Blondine endlich ihrer hohen Schuhe entledigt hatte, kam er bereits mit offenen Armen auf sie zu.

Er musste gerade eben erst gegessen haben, denn im gesamten Appartement hing noch der intensive Geruch seines berühmten Ajiaco.
Zwar hatte Maryana nie davon probiert, nachdem sie sich schon früh für eine vegetarische Ernährung entschieden hatte, doch er selbst war der festen Überzeugung, dass das Rezept seiner Mutter unschlagbar war.

Davids Mutter stammte aus Kolumbien und hatte ihm nicht bloß ihre Rezepte, sondern auch sein oft schrecklich feuriges Temperament überlassen.
Maryana liebte ihn für all das Leben, welches er in das ihrige gebracht hatte, doch oft verfluchte sie ihn auch dafür und wünschte sich ein klein wenig mehr Ruhe in dieser Wohnung.

»Na, erzähl, wie war's?", wollte er auf der Stelle wissen und drückte ihr liebevoll einen Kuss auf die Lippen. »So schrecklich wie erwartet?«

Seufzend ließ sich Maryana auf das nahegelegene Sofa fallen und sah ihren Freund mit großen Augen an.
Er hatte in den letzten Tagen ihr Gejammer und ihr Klagen ertragen müssen, wofür sie ihm auch unsagbar dankbar war und immernoch darüber staunte, dass er dabei nicht die Flucht ergriffen hatte.

»Ich muss sagen«, seufzte sie müde. »Es war eigentlich ganz nett!«
Überrascht zog David die Augenbrauen nach oben und strich sich die schwarzen Haare zurück.
»Tatsächlich? Heißt das also, du wirst bald reich sein?«, grinste er sie breit an.

In den letzten Wochen hatte Maryana ihm immer wieder ihr Leid geklagt, weil sie sich davor fürchtete, dass sie am Ende zwar keine finanziellen Sorgen mehr haben würde, dafür aber in einer Schiene stecken könnte, in die sie nie hineingeraten wollte.
Dass sich ihre Überzeugungen und dieses Buch eventuell sogar verbinden lassen würden, hatte sie nicht erwartet.

»Vermutlich«, antwortete Maryana nachdenklich und rief sich wieder Harrys Worte über seine Vorstellungen ins Gedächtnis.
»Also John war hellauf begeistert und ich muss selbst gestehen, dass Harry gar nicht so ist, wie ich ihn mir vorgestellt hab'.«

Wieder stand David das Erstaunen ins Gesicht geschrieben.
»Oh, aus Harry Styles ist inzwischen also schon Harry geworden«, lachte er amüsiert, schien sich aber für seine Freundin zu freuen.
»Aber das klingt doch ganz gut! Wie geht's denn jetzt weiter?«, fragte er und ließ sich neben Maryana auf dem Sofa nieder, bevor er sie zu sich zog.

Seufzend lehnte sich Maryana gegen seine  starken Oberkörper und strich über seine Hand, als er seinen Arm um sie legte.
»John klärt mit Harrys Management noch die Details, sprich Zahlen, Honorar, Auflagen, Vertrieb. Sie machen quasi den Vertrag fertig.«

»Den du unterschreiben wirst?«

»Ich denke schon, ja. Und ab dann werde ich mich mit Harry treffen, einen groben Aufbau erarbeiten und dann quasi durch Treffen, wie ein riesiges Interview, die Themen einzeln besprechen .«

Lächelnd drückte David ihr einen Kuss auf die Schläfe.
»Ich freu mich für dich. Solange hier nicht bald One Direction durch die Wohnung schallt, steh' ich absolut hinter dir.«

Dankbar legte Maryana ihren Kopf auf Davids Brust ab.
Sie wusste, dass sich David mit ihrem Beruf oft schwer tat. Er war ein sehr rationaler, arbeitstüchtiger und auch erfolgsorientierer Mensch.
Er hatte Finanzen und Recht studiert, womit er nun in der Rechtsabteilung eines Mineralölunternehmens gelandet war - einem Bereich, der sich nicht härter von Maryanas Berufung unterscheiden hätte können.

The Writer || h.s.  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt