Maryanas Plan sich bedeckt zu halten und Harry nicht mehr die Gelegenheit zu geben sie besser kennenzulernen, war nur halbwegs geglückt. Sie hatte nicht wieder in Versuchung geraten wollen, ihm so unheimlich viel Vertrauen entgegenzubringen und doch hätte sie beinahe genau das getan.
Sie war wohl so forsch gewesen, dass sie unhöflich gewirkt hatte und letztendlich hatte ihr Harry doch entlockt, wie David und sie sich begegnet waren - und abgesehen davon hatte er auch wieder Dinge gesagt, die sie so schnell nicht vergessen konnte.
Er war zu jeder Zeit so lieb zu ihr, er wusste sie zu schätzen und schien auch echtes Interesse an ihren Ansichten zu haben.
Hätte sie bei ihrem letzten Treffen nicht die Notbremse gezogen und wäre Hals über Kopf auf die Toilette verschwunden, wäre sie sicherlich eingeknickt und hätte ihm wieder ihr Herz weiter geöffnet als sie gewollt hatte.An Harrys Vorschlag, seine Arbeit auch im Studio zu begleiten, hatte Maryana durchaus Gefallen gefunden. Immerhin war das zweifelsohne Harrys Tanzbereich und damit würde der Fokus ausnahmslos auf ihm liegen, so wie sich die junge Autorin das auch vorgestellt hatte.
Doch Harry wäre nicht Harry, hätte er es dabei belassen und sie nicht schon im nächsten Satz, nach einer kurzen Kunstpause, wieder ins Schleudern gebracht.»Übrigens wollte ich auch noch nach London reisen«, hatte er beiläufig angemerkt. »Ich treffe mich dort mit einigen Künstlern, um etwas am Album zu basteln und ein paar Dinge auszuprobieren. Das wäre sicherlich auch interessant für dich. Also.. wegen des Buches natürlich.«
»London? Das London in England?«
»Genau das. Bei der Gelegenheit könntest du dir auch meine Heimat ansehen - Holmes Chapel. Und meine Familie kennenlernen. Überleg's dir, ein genauerer Plan steht ohnehin noch nicht fest.«Dies waren die Worte, um die Maryanas Gedanken seither kreisten und langsam wurde ihr bewusst, welchem Job sie zugestimmt hatte.
Sie sollte einen Menschen, der ihr bislang fremd war, so intensiv kennenlernen, dass sie über ihn Schreiben konnte als ginge es um sie selbst. Doch dass Harry als Mensch sie so in seinen Bann ziehen konnte, war Fluch und Segen zugleich.Die Idee, gemeinsam mit ihm nach England zu fliegen und dort Zeit zu verbringen, reizte sie durchaus, doch ebenso jagte sie ihr auch Angst ein. Schon jetzt konnte sie sich in seiner Nähe kaum beherrschen und musste sich nach jeder Begegnung neu sortieren.
Edin zu diesem Thema zu befragen und auf einen klugen Rat zu hoffen, war vollkommener Schwachsinn. Bestimmt hätte ihr bester Freund noch selbst darauf bestanden, als Anstandsdame mit von der Partie zu sein.
Stattdessen hatte Maryana das Gefühl, jemand anderes in ihrem Leben in dieses Thema einweihen zu müssen - David.»Wie lange denn?«, raunte der Halbkolumbianer am Abend skeptisch und legte die Stirn in Falten, während er das Gemüse auf der Küchenablage schnitt. Sein Blick lag starr auf dem Schneidebrett vor ihm.
»Und nur ihr beide?«Unwissend zuckte Maryana mit den Schultern.
»So richtig ist das ja noch gar nicht spruchreif, ich wollte nur.. fragen, ob du was dagegen hättest.«So sehr Maryana diese Frage auch verabscheute, hatte sie sie doch stellen müssen. Sie musste und wollte David nicht um Erlaubnis bitten, um wegzufahren, doch die beiden führten immerhin eine Beziehung und Harry war bereits der Grund für ihre letzte Auseinandersetzung gewesen.
David schluckte kurz sichtbar und Maryana hätte schwören können, dass er die Zucchini gerade eben um Einiges rabiater schnitt als zuvor.
Kontrolliert legte er dann aber das Messer beiseite und lehnte sich stattdessen gegen die Arbeitsplatte, um seine Freundin anzusehen.
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The Writer || h.s. ✓
Fanfic»Weiß dein Herz eigentlich, was deine Hände tun?« Harrys Blick war ebenso bohrend wie seine Frage, die Maryana in diesem Moment vollends ins Chaos stürzte. »Ich wünschte, du wärst mit deinen gesprochenen Worten nur einmal genauso ehrlich wie in dein...