Nachdem Maryana bei ihrem letzten Besuch im Tonstudio schon so böse überrascht geworden war, ging sie an diesem Tag mit einem ganz anderen Gefühl an die Arbeit.
Sie erwartete nichts und war gleichzeitig auf alles gefasst.Selbst dass sie von Mitch wieder konsequent ignoriert wurde, war ihr heute völlig gleichgültig.
Stattdessen verkroch sie sich wieder auf das altbekannte Sofa, klappte ihr Notebook auf und verfolgte von dort aus, wie Harrys Soloalbum langsam Gestalt annahm.Konzentriert gab er Anweisungen, wie die einzelnen instumentalen Solos eingespielt werden sollten. Dass Maryana angekommen war, war ihm dennoch nicht entgangen.
»Hey«, begrüßte er sie kurz über die Schulter, widmete sich dann aber wieder voll und ganz seiner Musik.Erst etwa zwei Stunden später, als Harry und die Band es endlich wagten eine Pause einzulegen, stand Harry vor Maryana und brachte sie alleine dadurch dazu, von ihrem Notebook aufzusehen.
»Brauchst du mich?«, fragte er ohne große Umschweife.
Überrumpelt runzelte Maryana die Stirn. »Was?«
»Naja, interviewtechnisch, meine ich.«Maryana überlegte kurz.
Für gewöhnlich hätte sie nun sofort gefragt, was es mit den finalen Lieder auf sich hätte, warum Harry sie geschrieben hat und worum es dabei geht.
Angesichts ihrer derzeitigen Lage war sie sich jedoch nicht sicher, ob sie das überhaupt wissen wollte und ob Harry nicht wieder seinen passiv-aggresiven Ton anschlagen würde - zumal sie ohnehin schon wusste, worum es in manchen Liedern ging.»Ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht ganz sicher«, gab Maryana zögerlich zu.
Seufzend legte Harry den Kopf in den Nacken. Auch er schien sich aktuell nicht besonders wohl zu fühlen.»Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte er dann und nickte auf die leere Seite des Sofas, auf dem sich Maryana breitgemacht hatte.
Sie war seit gestern vorsichtig und wusste nicht, was sie von Harry erwarten sollte. Sie
konnte nicht mehr einschätzen, wie er zu ihr stand, nachdem er gestern so abgeklärt, kalt und vorwurfsvoll gewesen war.»Klar, setz dich«, nickte die Blondine und klappte ihr Notebook zu. Harrys Blick verriet bereits, dass er etwas zu sagen hatte.
Stöhnend ließ er sich neben Maryana auf die Couch sinken und stützte den Kopf auf seine Hand.
»Ich dachte schon, ich hätte dich vergrault und du würdest heute nicht herkommen«, murmelte er vor sich hin und wirkte weitaus ruhiger als gestern.Maryana bemühte sich möglichst gleichgültig zu wirken, bezweifelte aber, dass sie es auch überzeugend nach außen transportieren konnte. Beiläufig zuckte sie mit den Schultern.
»Dafür hat es wohl nicht gereicht, ich bin ja hier.«»Hör mal, Maryana«, seufzte Harry und sah sich prüfend um. Wieder waren sie alleine, alle anderen waren mit sich selbst beschäftigt.
»Ich hab dich gestern vielleicht ein bisschen scharf angeredet.«Erstaunt zog Maryana die Augenbrauen nach oben. Sie hatte sich ja auf vieles eingestellt, allerdings kamen diese einsichtigen Worte nun doch überraschend.
Vorsichtshalber hielt sie sich zurück und ließ Harry den Raum, weiterzusprechen.»Ich will mich gar nicht entschuldigen«, stellte Harry direkt klar. »Es hat nämlich richtig gut getan, das endlich mal rauszulassen und ich hab auch alles genau so gemeint. Nur der Ton war vielleicht ein bisschen hart.«
Vorsichtig suchte Harry Maryanas Blick - und da war er wieder. Für einen kurzen Moment erkannte die Blondine wieder den Menschen in Harrys Augen, der sich in den letzten Monaten in Rekordzeit in ihr Herz geschlichen hatte.
»Schon gut«, winkte Maryana wenig beeindruckt ab, obwohl Harrys Worte sie durchaus beruhigten. »Du hattest.. du hast ja recht.«
Aufmerksam sah Harry sie weiterhin an.
»Achja?«, fragte er erstaunt. »Das heißt?«
DU LIEST GERADE
The Writer || h.s. ✓
Fanfiction»Weiß dein Herz eigentlich, was deine Hände tun?« Harrys Blick war ebenso bohrend wie seine Frage, die Maryana in diesem Moment vollends ins Chaos stürzte. »Ich wünschte, du wärst mit deinen gesprochenen Worten nur einmal genauso ehrlich wie in dein...