Kapitel 48 - Späte Erkenntnis

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»Und... da sind sie auch schon!«, freute sich Edin wie ein kleines Kind, die Augen auf den Laptop auf seinem Schoß gerichtet.
Seitdem Maryana nicht mehr mit David zusammenwohnte, hatte sich Edin fast täglich bei seiner besten Freundin eingenistet und campierte auf ihrem Sofa.

Seine Begeisterung über Harrys Hilfsbereitschaft und die vielen Schritte, die er trotz seines gebrochenen Herzens auf Maryana zugemacht hatte, kannte keine Grenzen. Er war von Anfang an großer Fan von Harrys Idee, für die Medien und Fans das schwerverliebte Paar zu spielen, gewesen.

Vor einem halben Jahr noch hätte er seiner besten Freundin dazu geraten, sich auf sich selbst zu konzentrieren und ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Aber nachdem etwas Zeit ins Land gegangen war und Maryana genau das getan hatte, war Edin überzeugt davon, dass Harry und auch Maryana weit genug gekommen waren, dass sie einander wieder guttun würden.

Entsprechend hibbelig wartete er nun auch auf die Bilder des heutigen Vormittags, die Harry und Maryana gemeinsam zeigen und Davids Anschuldigungen entkräftigen sollten.
Lautstark lachend scrollte er durch die Medien, als er sie endlich gefunden hatte.

»Ohgott«, schlug sich Maryana die Hände vors Gesicht und sackte in sich zusammen. »Auf 'ner Skala von 1 bis 10, wie katastrophal sehe ich aus?«
»Eine solide 7, würde ich behaupten«, amüsierte sich Edin bestens. »Dein Blick ist ein wenig irre.«

Diese Beschreibung genügte, um Maryana nun doch dazu zu bringen, an Edins Seite zu rücken und den Laptop in ihre Richtung zu drehen, um sich selbst ein Bild zu machen.

»Ach du Scheiße«, seufzte sie entsetzt. »Ich seh' aus, als hätte ich 'nen Geist gesehen.«
Die anfängliche Skepsis, die sie heute Vormittag auch wirklich an den Tag gelegt hatte, waren auf den Fotos deutlich erkennbar.

Maryana hatte Bilder, die sie nicht selbst geschossen hatte und damit nicht selbst entschieden hatte, welcher Gesichtsausdruck und welcher Winkel dabei eingefangen wurde, noch nie leiden können. Diese hier bewiesen ihr wieder einmal weshalb.

»Lass das, Edin!«, legte Maryana resigniert den Kopf in den Nacken, als sie sah, wie ihr bester Freund nun auch noch in die Bilder hineinzoomte und in noch schallenderes Gelächter ausbrach.
Seufzend ließ sie sich rücklings auf das Sofa fallen und starrte lieber an die Decke als auf den Bildschirm des Laptops.

»Ach was«, grinste Edin und langsam wurde auch sein amüsiertes Lachen ruhiger. Durch die Bilder klickte er sich trotzdem interessiert. »Du guckst auch nur auf den ersten so schrecklich. Die anderen sind eigentlich sogar ganz niedlich. Da verdeckt dich Harry aber auch großteils, muss man sagen.«

Maryana musste die Fotos gar nicht sehen, sie wusste auch so, wovon Edin sprach. Bestimmt hatte er gerade diejenigen entdeckt, auf denen Harry sie in den Arm und ihr damit ihre Skepsis genommen hatte.
Er hatte es ihr wirklich einfach gemacht, sich in dieser ungewohnten Situation wohlzufühlen.

»Und? Reagiert das Internet bereits?«, fragte Maryana zögerlich.
In den letzten Tagen war Edin zu ihrem persönlichen Social Media-Manager avanciert.
Sie selbst hatte einen großen Bogen um die Medien gemacht, selbst wenn sie oft nur zu gerne gewusst hätte, was die Menschen über sie schrieben. Aber am Ende wusste sie selbst wie sinnlos es war, sich diesem Hass auszusetzen. Sie würde sich bloß selbst schaden und sich die Worte fremder Menschen zu sehr zu Herzen nehmen.

»Naja, die Bilder sind jedenfalls im Umlauf«, analysierte Edin skeptisch. »Die Kommentare darauf sind aber noch sehr durchwachsen.«
Seufzend schloss Maryana die Augen, wollte dem Ganzen aber nicht allzu viel Bedeutung schenken.
»War ja irgendwie auch zu erwarten«, gab sie sich stattdessen zuversichtlich. »Aber zumindest meinem Image tut es gut und die Leute zweifeln an Davids Version.«

The Writer || h.s.  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt