»Wirklich, Niall«, seufzte Harry nach einem ausschweifenden Monolog über die letzten Wochen in sein Handy, als er schon im Wagen saß, der ihn zu seinem heutigen Termin bringen würde. »Danke, dass du das machst.«
»Bedank' dich mal nicht zu früh«, nahm ihm sein Bandkollege direkt wieder den Wind aus den Segeln und klang hörbar verwirrt.
»Lass mich das mal nochmal wiederholen. Du hast dich also in sie verliebt und sie weiß es?«Ein weiteres tiefes Seufzen seitens Harry war zu hören.
»Ich hab gestern Abend mein Notizbuch liegen lassen und sie hat meine Texte über sie gelesen«, fasste er knapp zusammen. »Also würde ich mal behaupten - ja, sie weiß es.«»Dann weiß ich aber echt nicht, was ich da noch machen soll, Harry«, meinte Niall skeptisch. »Dann ist doch schon alles gesagt.«
»Nein, eben nicht! Sie hat heute Morgen überhaupt nichts gesagt, sie hat einfach getan, als ob nichts passiert wäre.«
»Dann sprich du sie doch darauf an«, nannte Niall die naheliegendste Möglichkeit, doch auch diese entlockte Harry nur ein verzweifeltes Stöhnen.
»Maryana weiß nicht, dass ich gesehen habe, wie sie die Texte gelesen hat. Und als ich meine Notizen dann holen wollte, hat sie getan, als hätte sie noch nicht einmal bemerkt, dass sie neben ihr lagen.«
»Himmel, ihr macht es aber auch kompliziert«, war es nun Niall, der tief seufzte. »Aber dann sind die Gefühle eben wohl doch nur einseitig, Harry. Ich würde dir ja wünschen, dass es anders ist, aber wenn sie nicht reagiert hat, dann...«
»So sehr kann ich mich nicht täuschen, Niall«, schüttelte Harry stur den Kopf, obwohl sein Freund ihn ohnehin nicht sehen konnte. »Vielleicht hat sie einfach gerade noch Angst um ihren Job und ihr ist das alles zu verrückt. Oder vielleicht braucht sie auch einfach noch einen letzten Schubs in die richtige Richtung, um ihren seltsamen Freund in LA zu vergessen. Und da kommst du ins Spiel.«
»Ich soll jetzt also die Werbetrommel für dich rühren«, schlussfolgerte Niall aus den Worten seines alten Freundes. »Das ist also der Dank dafür, dass ihr euch ohne mich in den Hills getroffen habt?«
»Louis und Liam waren in der Stadt und du eben nicht«, entschuldigte sich Harry zum gefühlt tausendsten Mal. »Und ich will ja nur, dass du - falls es sich ergibt - mal den Spieß umdrehst und vielleicht mal nachhorchst, wie so ihr Eindruck von mir ist. Und auch betonst, welch guter Fang ich bin.«
»Du weißt doch, wie schlecht ich in sowas bin, Haz«, quengelte Niall weiter, doch Harry wusste ohnehin, dass der Ire ihm diese Bitte nicht abschlagen würde. »Ich werde mich sowas von blamieren, ich bin bestimmt total offensichtlich.«
»Achwas, du machst das schon. Maryana ist bestimmt -«
Dieses Mal wurde er von Niall unterbrochen, ehe er ihm weiterhin einreden konnte, welch gute Idee es wäre, Maryana auszuhorchen.»Okay, ich glaube sie kommt«, würgte Niall ihn ab. »Zumindest kommt da wer, der deinen Bildern sehr ähnlich sieht und mich anlächelt.«
»Alles klar, dann bitte gib dein Bestes«, verabschiedete sich Harry fix. »Viel Spaß und melde dich danach.«Ohne eine Antwort hatte Niall ihn bereits aus der Leitung geschmissen.
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»Jetzt konzentrier' dich gefälligst auf deine Arbeit«, sprach Maryana mahnend zu sich selbst, als sie sich im Badezimmerspiegel des Hotels ansah.
Sie hatte das Gefühl, als hätte sie die ganze Nacht in Londons Clubs gefeiert, so gerädert und müde war sie. Dabei reichte schon eine Nacht in Harrys Haus und ihr mangelnder Respekt vor Privatsphäre, um sie in diesen Zustand zu versetzen.
Prüfend warf sie einen Blick auf die Uhr.
Vielleicht war es auch gar nicht so schlecht, dass sie sich wegen Harry so merkwürdig und ausgelaugt fühlte. Damit hatte sie zumindest keinen Nerv dafür, auch noch wegen Niall Horan Aufregung zu verspüren.Maryana fragte sich, ob sie sich wohl jemals daran gewöhnen würde, in solchen Kreisen zu verkehren, doch verwarf diesen Gedanken auch direkt wieder.
Sie konnte und wollte sich nicht daran gewöhnen - immerhin würden diese Gesellschaften nicht von Dauer sein.Sie bezweifelte, dass sie je ein zweites Mal in die Verlegenheit kommen würde, dass Niall Horan sie in ihrem Hotel besuchen würde, welches Harry Styles mit ihr bewohnte.
Dennoch war das kein Grund, ihre Lunchverabredung warten zu lassen.Schnell prüfte sie, ob sie ihre müden Augenringe auch genügend abgedeckt hatte und eilte dann hinunter in die Lobby, wo sie schon wieder übertrieben höflich und doch diskret angelächelt wurde.
Selbst an solch noble, hochklassigen Hotels würde sie sich nie gewöhnen, dessen war sich Maryana sicher.Harry hatte der Blondine gesagt, dass sie Niall in der Lobby treffen würde.
Eigentlich hatte Maryana geplant gehabt, dort reichlich überpünktlich zu erscheinen, damit der Ire nicht auch noch auf sie warten musste, doch offensichtlich hatte dieser denselben Gedanken gehabt.Selbst wenn die blondgefärbten Haare, die Maryana bislang auf den One Direction-Fotos gesehen hatte, scheinbar der Vergangenheit angehörten, war der Kerl, der bereits in der Lobby saß, unverkennbar Niall.
Er saß genau dort, wo auch Harry sie jedes Mal empfing und hielt sein Handy an sein Ohr.Maryana war sich sicher, dass Niall während der Auszeit der Band ebenso verplanter Geschäftsmann, wie auch Harry war.
Selbst wenn Harry jedes Mal Witze darüber machte, dass Niall in der Regel nichts anderes tat als Golf zu spielen, Fußball zu gucken oder auf seiner Couch zu verrotten, bezweifelte Maryana, dass das der Wahrheit entsprach.Sein Telefonat zumindest schien wichtig zu sein und ihn wenig zu erfreuen, soweit Maryana das von hier aus erkennen konnte.
Kaum hatte er sie jedoch entdeckt, würgte er seinen Gesprächspartner wohl ziemlich schnell ab und Sekunden später ließ er das Telefon sinken.Lächelnd ging Maryana auf ihn zu, während sich Niall bereits höflich erhob.
»Du musst Maryana sein.«
Freundlich streckte Niall ihr seine Hand entgegen und schenkte ihr ein warmes Lächeln.»So ist es, und damit bist du wohl Niall. Freut mich.«
»Der muss ich wohl sein. Mich ebenso! Bitte.«
Einladend wies Niall ihr den Weg zum angrenzenden Hotelrestaurant und ließ ihr höflich den Vortritt.Zwar konnte Maryana nichts mit den ständigen Höflichkeiten im Hotel, in welchem ihr ständig irgendjemand jede noch so kleine Tasche tragen wollte, anfangen, doch an die Manieren der Männer in diesen Kreisen, hätte sie sich gewöhnen können.
Ebenso wie Harry schien auch Niall auffallend wohlerzogen. Er ließ ihr stets den Vortritt und hielt Türen auf, obwohl sie sich offensichtlich auf keinem Date befanden.
Vermutlich bewegten sich beide schon zu lange in der gehobenen Gesellschaft und hatten deren Manieren längst angenommen.Kaum dass sie an ihren Tisch geführt wurden, hatte Maryana auch schon ihre Notizen und ihren Stift gezückt,
»Oh, wow, direkt zum Geschäft, was?«, lachte Niall, als er die beiden Gegenstände auf dem Tisch bemerkte.Entschuldigend und etwas verlegen sah Maryana ihn an.
»Tut mir leid, ich -«
»Achwas, schon gut, schon gut«, winkte Niall lachend ab. »Dafür sind wir ja immerhin auch hier. Ich hab nur unglaublich viel Hunger, also müsste ich eben einen Blick auf die Karte werfen, bevor ich Harrys dunkelsten Geheimnisse auspacke, ja?«Gut gelaunt grinste Niall vor sich hin und nahm die Speisekarte, die ihm der Kellner gerade eben reichte, dankend entgegen.
Maryana entging nicht, dass er sie immer wieder neugierig musterte, dachte sich aber nichts weiter dabei.
Immerhin musste sie ihn nicht weniger interessiert beobachten.»Klar«, lachte nun auch sie schwach. »Keine Eile, ich hab meine Schreibsachen nur gerne griffbereit.«
»Verstehe«, nickte Niall und lächelte sie
einmal mehr über seine Karte hinweg an.
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The Writer || h.s. ✓
Fanfiction»Weiß dein Herz eigentlich, was deine Hände tun?« Harrys Blick war ebenso bohrend wie seine Frage, die Maryana in diesem Moment vollends ins Chaos stürzte. »Ich wünschte, du wärst mit deinen gesprochenen Worten nur einmal genauso ehrlich wie in dein...