»Es gibt zwei Sichtweisen, um das Ganze zu betrachten«, sagte Jeff klar und lehnte sich über den Schreibtisch seines Büros. »Entweder wir brechen in Panik aus wegen etwas, wovon wir gar nicht wissen, ob es überhaupt passieren wird, oder wir leben nach dem obersten Gesetz dieser Branche: Es gibt keine schlechte PR. Das Buch und deine Solokarriere würden wahnsinnig viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn der Kerl irgendwas ausplaudert.«
Diese Reaktion hatte Harry bereits kommen sehen, als er Jeff soeben die aktuelle Lage dargelegt hatte. Allerdings saß Harry gerade nicht nur sein Manager gegenüber, sondern in erster Linie auch ein guter Freund.
»Ich weiß, mich würden irgendwelche Enthüllungen von diesem David nicht zerstören«, nickte Harry. »Aber Maryana würde aus dieser Nummer nicht sonderlich gut rauskommen.«
»Das ist wahr, aber ich manage dich, Harry. Und als Freund erinnere ich dich daran, dass du auch auf dich achten wolltest.«Auch Jeff hatte in den letzten Monaten mitbekommen, wie es Harry ergangen war. Ein einziges Mal hatte er als Manager eine Moralpredigt gehalten und Harry klargemacht, wie unprofessionell es war, sich in seine Autorin zu verlieben und sich auf sie einzulassen, aber danach hatte er den Manager wieder in den Schrank gehängt und war Harry stattdessen ein tröstender Freund gewesen.
Zu Jeffs Meinung über Maryana hatte das nicht unbedingt beigetragen, aber er beschäftigte die Blondine und stand damit auch in einem Arbeitsverhältnis mit ihr. Die Konsequenzen für sie, wenn ihr Ex-Freund an die Öffentlichkeit tragen würde, was in den letzten Monaten passiert war, hätten ihm trotzdem nicht gleichgültiger sein können - ganz im Gegensatz zu Harry.
»Nur weil ich auf mich selbst achten will, heißt das doch nicht, dass ich Anderen dabei zusehen will, wie sie zerstört werden«, schüttelte Harry den Kopf. »Diesen ganzen öffentlichen Hass wird sie nicht aushalten.«
»Das hätte sie sich überlegen sollen, bevor sie so mit dir gespielt hat«, platzte es aus Jeff heraus. Da hatte der Freund in ihm wohl doch noch einmal die Oberhand über den Manager gewonnen.
Seufzend versank Harry in seinem Stuhl.
»Unglaublich. Mein Umfeld ist anscheinend verbitterter als ich selbst! Wenn jemand wütend auf Maryana sein kann, dann ich. Aber selbst ich steh' da drüber, also macht das doch gefälligst auch!«, knurrte er und dachte dabei insbesondere auch an Mitchs Verhalten der Blondine gegenüber.Spöttisch lachte Jeff auf.
»Was erwartest du denn, Harry? Maryana hat dich verletzt und deine Fans werden sie dafür nicht gerade feiern. Das ist nun mal der Lauf der Dinge. Die einzige Möglichkeit, dass sie verschont bleiben würde, wäre nun mal gewesen, wenn ihr dann auch tatsächlich zusammengekommen wärt. Man betrügt vielleicht mal für die große Liebe. Das haben Brad Pitts Fans schon geschluckt. Aber so -«, sagte er und zuckte mit den Schultern. »Da kann ihr niemand helfen. Sie kann froh sein, dass wir nicht klagen. Sie hätte eigentlich überhaupt nichts, was mir dir zu tun hat, weitergeben dürfen.«»Jeff«, raunte Harry und warf seinem Manager einen scharfen Blick zu. Auch das war wieder ein Appell an den Freund in ihm.
»Jaja, wir drücken da mal ein Auge zu«, nickte dieser beschwichtigend. »Aber ansonsten kannst du für Maryana nur hoffen, dass ihr Ex seinen Mund hält. Oder du hilfst mit Kohle nach.«
Beim Vorschlag, er solle David bestechen, hätte Harry beinahe laut aufgelacht. Er war David ein einziges Mal begegnet und schon da hatte er deutlich zu spüren bekommen, wie eifersüchtig und von Neid zerfressen dieser Mensch war. Das Gesicht, wenn er ihm nun Geld bieten würde, um ihn vom Reden abzuhalten, konnte sich Harry nur zu gut vorstellen.
»Kohle wäre in dem Fall wohl eher kontraproduktiv«, musste Harry bei der Vorstellung etwas grinsen. »David würde das bestimmt als Provokation verstehen.«
»Naja, dann eben Hoffen, eine andere Option gibt's nicht«, gab sich Jeff gleichgültig.
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The Writer || h.s. ✓
Fanfiction»Weiß dein Herz eigentlich, was deine Hände tun?« Harrys Blick war ebenso bohrend wie seine Frage, die Maryana in diesem Moment vollends ins Chaos stürzte. »Ich wünschte, du wärst mit deinen gesprochenen Worten nur einmal genauso ehrlich wie in dein...