»Sie sind hellauf begeistert!«, freute sich John und lehnte sich gut gelaunt in seinem Stuhl zurück, als er Maryana in seinem Büro gegenübersaß. »Erst vor zwei Tagen hat Jeff höchstpersönlich hier angerufen, um sich noch einmal für die tolle Zusammenarbeit zu bedanken. Harry scheint sich mit dem Engagement sehr wohl zu fühlen!«
Verlegen lächelte Maryana. Sie hätte in diesem Moment jedes Recht gehabt, stolz auf sich zu sein, doch trotzdem fiel es ihr schwer, sich ebenso ehrlich zu freuen wie es ihr Verleger augenscheinlich tat.
Immerhin hatte Harry bisher noch kein einziges Wort von ihren bisher provisorisch zusammengeschusterten Seiten gelesen. Wenn er seinem Manager also erzählt hatte, dass er von ihrer Zusammenarbeit begeistert wäre, beschränkte sich das lediglich auf ihre Begegnungen, nicht auf Maryanas Können.
»Das freut mich«, lächelte Maryana und überspielte gekonnt ihre Unsicherheit.
»Ach, Maryana.«
Zufrieden faltete John seine Hände, als er sich auf den Schreibtisch vor ihm stützte.
»Wer hätte gedacht, dass wir eines Tages so weit kommen, was? Ich wusste, dass es das Richtige war, an dich zu glauben, aber dass wir eines Tages diese Richtung einschlagen würden - das hab' ich nicht kommen sehen.«Ungläubig, aber vollkommen selig, schüttelte John den Kopf. »Bist du denn inzwischen auch überzeugt, dass es das Richtige war, den Job anzunehmen oder bereust du es?«
Unwissend zuckte Maryana mit den Schultern.Tatsächlich hatte sie darüber noch nicht nachgedacht. Ab dem Moment, in dem sie den Auftrag angenommen hatte, hatte es für Maryana keinen Sinn mehr gemacht, sich diese Frage zu stellen.
Sie war stets darauf bedacht, im Jetzt zu leben. Sich mit imaginären Szenarien zu befassen, die lediglich im Konjunktiv stattfanden, war für sie damit bloß vergeudete Mühe.»Ehrlich gesagt... Ich weiß nicht. Ich glaube schon«, antwortete sie überrumpelt. Immerhin konnte sie mit der Situation, so wie sie im Moment war, gut leben.
Sie hatte einen sicheren Job mit mehr Einkommen, als sie sich hätte erträumen können und lernte einen Menschen kennen, dessen Erfahrungen womöglich auch ihren eigenen Horizont noch erweitern könnte.»Achja stimmt, wen frag ich da«, fiel nun auch John gut gelaunt auf. Er kannte Maryana inzwischen schließlich gut genug, um ihre Eigenarten zu kennen. »Aber du fühlst dich wohl, nicht?«
Diese Frage konnte Maryana guten Gewissens abnicken - selbst wenn sie sich manchmal gar etwas zu wohl und vertraut mit Harry fühlte.»Das ist schön!«, strahlte sie John an. »Ist das nächste Treffen schon geplant?«
»Ja, nächsten Donnerstag. Ich werde wieder zu ihm ins Appartement fahren«, berichtete die Blondine.
»Sehr schön, sehr schön!«, nickte der grau melierte Verleger zufrieden. »In deine Arbeit will ich dir auch überhaupt nicht reinpfuschen. Da hast du sicherlich alles in Griff. Falls du aber doch eine Schreibblockade haben solltest oder dir irgendetwas auf dem Herzen liegt - meine Tür steht dir jederzeit offen!«»Das weiß ich«, lächelte Maryana ihn sanft an. »Danke, John. Ich will dich auch gar nicht länger aufhalten.«
Während er noch eine abwinkende Geste machte, schnappte sich Maryana wieder ihre Tasche und erhob sich. »Wir sehen uns!«
»Bis dann, Liebes! Und grüß David von mir!«
»Mach ich.«Schnell verschwand sie wieder aus dem Büro des Verlegers und war keineswegs schlauer als zuvor. Maryana hatte John nicht ohne Grund aufgesucht. Sie musste und wollte sich endlich wieder vor Augen halten, worum es in diesen ganzen Treffen mit Harry überhaupt ging.
Es war ein Job - Arbeit, für die sie bezahlt wurde und die sie auch professionell leisten musste.Doch Johns und auf Umwegen auch Jeffs und Harrys lobende Worte trugen wenig dazu bei, dass sie sich dessen wieder bewusst werden würde.
Sie hatte Harry gern und wurde regelmäßig von einer Welle Vertrauen erfasst, wenn sie ihm in die Augen sah, bloß um sich anschließend noch mehr in seiner angenehmen Aura zu verlieren.
Zwar konnte sich die Blondine nicht erklären, woher diese Zustände rührten, doch ihr war klar, dass dem Ganzen schnellstens ein Riegel vorgeschoben werden musste.
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The Writer || h.s. ✓
Fanfiction»Weiß dein Herz eigentlich, was deine Hände tun?« Harrys Blick war ebenso bohrend wie seine Frage, die Maryana in diesem Moment vollends ins Chaos stürzte. »Ich wünschte, du wärst mit deinen gesprochenen Worten nur einmal genauso ehrlich wie in dein...