Kapitel 29 - Neue Fremde

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»I don't ever ask you where you've been. And I don't feel the need to know who you're with. I can't even think straight but I can tell you were just with him. And I'll still be a fool, I'm a fool for you«, las Mitch laut vor, bevor er hörbar in einem Stapel Blätter wühlte.

Seufzend wollte Harry einhaken, doch sein Freund kam ihm zuvor.

»Oder Moment, noch besser«, räusperte sich Mitch theatralisch. »I know I'm not your only, but at least I'm one. I heard a little love is better than none

»Ich kenn' den Text, Mitch. Ich hab ihn geschrieben«, lenkte Harry an dieser Stelle augenrollend ein und streifte durch seine Suite, auf der Suche nach seinem Handyladekabel.

Es herrschte fassungslose Stille in der Leitung.

»Was zur Hölle geht denn bei euch in London ab?«, wollte Mitch schließlich ungeduldig wissen, nachdem er die wichtigsten Passagen der Texte, die ihn letzte Nacht erreicht hatten, zitiert hatte. »Das sind die wohl armseligsten Zeilen, die ich je von dir gelesen habe!«

»Wenn du sie so scheiße findest, dann verwenden wir sie eben nicht und verkaufen sie«, raunte Harry halbherzig in sein Handy.
Bereits zum dritten Mal durchwühlte er nun die Bettlaken, doch wieder ertastete er kein Kabel.

»Ich spreche hier nicht als Kollege, sondern als Freund, Harry. Und zwar als Freund, der weiß, dass du mit einer Frau in festen Händen, in die du dich sicherlich längst verliebt hast, in London rumhängst.«

»Worauf willst du hinaus, Mitch?«, stöhnte Harry resigniert - zum Einen wegen der Worte seines Freundes, zum Anderen weil er wohl schon wieder eines seiner Ladekabel als endgültig verloren betrachten musste.

»Alles, was du mir geschickt hast - Melodien, als auch Texte - sind gleichermaßen gut, als auch alarmierend«, stellte der Gitarrist nüchtern seine Ferndiagnose. »Es ist also genau das eingetroffen, was ich dir damals schon prophezeit habe. Du hättest diese Frau niemals mit nach London nehmen sollen.«

»Das bringt hier jetzt auch niemanden weiter«, knurrte Harry gereizt.

Er kannte seine Fehler selbst gut genug. Sie auch noch von Mitch Rowland aufs Brot geschmiert zu bekommen, ließ ihn bloß noch tiefer sinken.
Nicht zuletzt, weil er genau wusste, auf welchen Abwegen er sich befand und trotzdem war er bereit diesen zu gehen, solange er nur Maryana bei sich hatte.

Ja, er hatte sich die Zeit in London anders vorgestellt. Er hatte Maryanas Gefühle für David unterschätzt.
Zwar war er ihr nähergekommen, aber nicht auf die Weise, wie er sich das erhofft hatte.

»Weiß Louis von deinem Drama?«, fragte Mitch plötzlich.
Das Handy am Ohr schüttelte Harry den Kopf.
»Der hat gerade andere Probleme.«

Mitch wusste nichts von Louis' Familiensituation und dem Zustand seiner Mutter - die Wengisten wussten das.
Aber er hatte Recht.

Würde Louis wissen, wie Harry sich gerade aufführte und wie armselig er sich für Maryana verbog, würde er ihm eine Ansage machen, dass ihm Hören und Sehen vergehen würde.

Ob sie fruchten würde, war wieder ein anderes Thema, doch Louis hatte ein Talent dafür, den Nagel gnadenlos auf den Kopf zu treffen.
Er war oft dreist und verletztend ehrlich, aber am Ende meinte er es nur gut und man musste einfach über seine Worte nachdenken - egal wie sehr man sich auch über sie ärgerte.

»Ach, was red' ich überhaupt. Du bist alt genug«, sah Mitch dann widerwillig ein. »Du tust eh, was du willst. Aber ich hoffe, ich muss dir nicht zusehen, wie du in dein Verderben rennst.«

»Das lass mal meine Sorge sein. Und falls doch, dann schreib ich zumindest 'nen Hit darüber«, lachte Harry trocken auf, in der Hoffnung Mitch würde das Thema damit ad acta legen.

The Writer || h.s.  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt