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Als ich durch die dichten Zweige springe hebt Clove gerade lächelnd das Messer hoch, um es in den Bauch des Jungen zu stoßen. Cato steht direkt hinter ihr und betrachtet das Szenario grinsend. Unfassbare Wut durchströmt mich wie eine Welle des Hasses. Ich packe mein Messer noch fester bis meine Knöchel weiß hervortreten und springe mit einem großen Satz auf Clove. Der Überraschungseffekt führt dazu, dass wir beide auf den Boden stürzen. Ich sehe einen überraschten Ausdruck in Catos Augen, der jedoch sofort wieder verschwindet und von einem vor Wut rasenden ersetzt wird.

"Verräterin!", zischt Cato und stürzt mit seinem Schwert auf mich zu. Ich bohre meine Fingernägel in Cloves Haut und ziehe sie über mich, sodass Cato bremsen muss, um Clove nicht zu verletzen.

Clove knurrt und drückt mich mit einer Kraft zu Boden, die ich nie von ihr erwartet hätte.

"Was fällt dir ein! Du dreckige, kleine...", faucht sie und drückt mir eine ihrer Klingen an den Hals. Ich halte die Luft an und meine Augen huschen panisch hin und her.

Ich muss etwas tun! Ich darf nicht sterben. Nicht jetzt!

Der Junge aus Distrikt 10, der mit dem kaputten Bein steht immer noch an der selben Stelle und starrt mich an. Er könnte weglaufen. Jetzt sofort, solange Cato und Clove auf mich fokussiert sind. Aber tief in mir wünsche ich mir, dass der Junge bleibt und versucht mich zu retten.

Ich spüre warmes Blut an meinem Hals entlanglaufen und meine Atmung wird flacher.

Ich versuche das Messer an meinem Hals auszublenden und schlage mit meiner ganzen Kraft auf Cloves Nase ein.

Ein beunruhigendes Knacken ertönt und Clove schreit auf. Sie lockert den Griff etwas und ich springe auf. Dennoch sticht Clove das Messer in meinen Hals und mein Herz bleibt stehen. Ich schmecke Blut. Ich schnappe nach Luft, doch da ist keine Luft. Nur Blut. Panik überkommt mich und ich fange an zu rennen. Ich ignoriere die schnellen Schritte hinter mir und renne weiter. Das Blut pocht in mir und der Geschmack von Eisen liegt auf meiner Zunge. Tränen schießen aus meinen Augen, wie ein Meer voller Schmerz. Ich schnappe nach Luft. Immer und immer wieder. Mir wird flau im Magen und ich strauchele. Als ich zurück blicke, entdecke ich Cato nur wenige Meter hinter mir. Er fuchtelt mit seinem Schwert in der Luft und ich heule auf.

Ich muss mir etwas einfallen lassen! Ich muss mich verstecken.
Ich könnte auf einen Baum klettern.

Doch ein Blick um mich herum verrät mir, dass es keine Bäume in der Nähe gibt an denen ich hochklettern könnte.

Der Geschmack von Blut wird immer intensiver, er erfüllt meine Luftröhre. Es fließt an mir herab und tropft auf den weichen Waldboden. Mein Herz pumpt und pumpt, versucht verzweifelt Luft in mich zu bekommen, doch vergeblich. Augenblicklich wird mir klar, dass das mein Ende ist... getötet von einem Karriero. Genau das, was ich mir nie gewünscht habe.

Ich kippe nach vorne und mein Herz vibriert. Mein Gesicht nähert sich dem Boden und ich sehe bereits das Blut auf dem grünen Moos. Ich reiße meine Augen auf und ringe nach Luft. Einen kleinen Weg für den Sauerstoff scheint es zu geben, denn ein wenig Luft, wenn auch nur wenig, gelangt in mich und lässt mich aufatmen. Dennoch stößt mein Kopf hart auf den Boden. Alles erschüttert. Mein Kopf, mein ganzer Körper, mein Herz, mein Leben. Denn jetzt ist es vorbei. Das Moss kitzelt meine Nase und duftet nach Frische, nach Freiheit und nach Leben. Aber ich werde hier meinen Tod finden.

Bevor ich nocheinmal aufatmen kann, durchdringt mich Catos Klinge. Ein etstickter Laut entkommt meinen Lippen und ich stöhne auf. Schmerz, ich weiß nicht genau wo, aber er ist da.

"Das hast du verdient... Verräterin", zischt Cato. Ich kann ihn nicht sehen, aber ich wette, er grinst. Ich habe mich schon als Kind immer gefragt, ob es ihm wirklich Spaß macht, das Töten. Gibt es wirklich Menschen, die so etwas aus Spaß tun?

Fᴜᴄʜsɢᴇsɪᴄʜᴛ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt