Epilog

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Es war ein stürmischer Tag und die Wolken versprachen ein abendliches Gewitter. Der Wind wehte sanft aber stetig über die Häuser, die noch vor zwanzig Jahren zerstört waren. Zerstört durch die Revolution, die durch den Spotttölpel, die Anführerin der Revolution ein neues Panem aufgebaut hatte. Dieser Spotttölpel war niemand anderes als Katniss Everdeen, Siegerin der 74. Hungerspiele.

Das Kapitol war besiegt worden, die Ausbeutung und Bedrohung war überwunden. All das hatte nun ein Ende.

Viele Opfer benötigte es für diese Reform. Viele Menschen mussten ihr Leben geben oder mit dem Verlust anderer leben. Viele Menschen trauerten, fühlten sich unvollständig und schuldig am Tod derer, die starben.

Die Distrikte existierten noch, sie wurden neu aufgebaut, eine neue Heimat, jenseits all dieser schrecklichen Jahre.

Über den Marktplatz von Distrikt 5 lief ein kleiner Junge, er schien es eilig zu haben. Menschen tummelten sich dort, verkauften Ware und lachten. Es war eine ausgelassene Stimmung, die Einwohner von Panem hatten gelernt wieder glücklich zu sein. Sie hatten gelernt, dass die Gefallenen es so gewollt hätten. Dass sie gefallen waren, damit andere wieder glücklich werden konnten. Und heute war ihr Tag, der Tag der Menschen, die sich opferten. Die für Panem starben.

Der kleine Junge hatte eine dicke Mütze über den Ohren, denn der herbstliche Wind war kalt und stürmisch. Die dunklen Augen des Jungen leuchteten, als er eine Frau mittleren Alters sah, die gerade bei einem Stand einen Sack Kartoffeln kaufte.

"Mama!", rief er fröhlich und wedelte eifrig mit den Armen, während er auf sie zu lief.

Die Frau drehte sich zu ihm, lächelte breit, ihre dunklen Augen strahlten glücklich. Sie war wieder glücklich geworden, trotz ihres Verlustes. Obwohl sie ihren Bruder durch die Hungerspiele verloren hatte, als sie erst elf Jahre alt gewesen war. Sie hatte ihn schon früh verloren und doch niemals verlernt zu lachen.

Sie umarmte ihren Sohn, drückte ihn liebevoll an sich und beugte sich hinunter, um ihm in die Augen blicken zu können.

"Hattest du einen schönen Tag, Liebling?", fragte sie sanft und zupfte prüfend an seiner Mütze. Der Junge nickte lächelnd.

"Mama, du hast mir versprochen, dass wir zum Denkmal gehen", erinnerte er seine Mutter, als diese sich wieder aufgerichtet hatte, um dem Verkäufer das Geld für die Kartoffeln zu geben.

"Natürlich werden wir das."

"Gut. Du wolltest mir auch noch die Geschichte erzählen, wo du Onkel Chris fast die Süßigkeiten weggenommen hast", fügte der Junge noch grinsend hinzu und seine Mutter lachte amüsiert.

"Da hast du Recht. Die werde ich dir auch noch erzählen", versicherte sie ihrem Sohn und blickte zu dem Verkäufer.

"Schönen Tag noch, Mr Frawn!", sagte sie gut gelaunt und lächelte. "Feiern sie heute noch schön!"

"Ihnen auch noch einen schönen Tag, Mrs Neral!"

Der Verkäufer richtete sich an den kleinen Jungen, der bereits fasziniert vor einem Spielzeughaus stand.

"Dir auch einen schönen Tag, Kleiner!"

Der Junge erwiderte den Gruß und nahm seine Mutter hastig bei der Hand, um sie zwischen den vielen Menschen hindurch zu ziehen.

Schon nach zehn Minuten gelangten sie zu dem festlich geschmückten Platz der Denkmäler, an dem sich viele Menschen befanden. Einige von ihnen weinten noch um ihre Verluste, doch die meisten erinnerten sich lächelnd an ihre Geliebten, die tragischerweise ihr Leben gelassen hatte.

Die Frau trat zu einem der steinernen Denkmäler, der Junge stand dicht neben ihr. Gemeinsam betrachteten sie den kalten Stein, auf dem unzählige Namen aufgelistet waren, die Opfer der Hungerspiele und die tapferen Kämpfer der Revolution, die für ein neues Panem starben.

Die Frau fuhr gedankenverloren über den Namen ihres Bruders.

Wir erinnern uns an unseren geliebten Chris Neral. Gestorben als Tribut in den 74. Hungerspielen.

Die Frau lächelte leicht, als sie an ihren Bruder zurückdachte, an seine braunen Augen, die immerzu fröhlich geschimmert hatten, wenn er von der Fabrik zurückgekommen war.

Sie dachte zurück an die grausame Zeit und verengte ihre Augen zu Schlitzen, um besser nachdenken zu können.

Wie hieß noch einmal das rothaarige Mädchen, das mit Chris in den Hungerspielen gewesen war? Sie hatte es damals weit geschafft, wenn sie nicht...

Die Frau fuhr suchend mit dem Finger über den rauen Stein, um den Namen der jungen Frau zu finden.

Schließlich stoppte sie und blickte auf die eingemeißelten Buchstaben, die den Namen, des Mädchens formten.

Gestorben als Tribut der 74. Hungerspiele.

Geopfert für die Revolution.

Für immer in unserer Erinnerung.

Sky Wiler.

Fᴜᴄʜsɢᴇsɪᴄʜᴛ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt