10. Kapitel

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Ich hörte leises Gemurmel vor mir. Es stand wohl jemand vor meinem Bett. Natürlich war wieder alles dunkel und von mal zu mal wurde es um mich herum heller.

Ich bekam meine Augen einen kleine Spalt geöffnet und sah das Tamara sich mit dem Arzt unterhielt.

"Ja ich weiß, aber es ist wichtig für die Patientin! Sie darf sich auf keinen Fall wieder so aufregen!"

"Es tut mir so leid. Es wird nicht wieder vorkommen, doch ich wusste nicht wie ich reagieren sollte als sie nach ihm fragte und sich anscheinend nicht mehr an ihn erinnern konnte." redete sie leise auf den Arzt ein.

Ich öffnete meine Augen ganz und sah den beiden zu. Der Arzt wollte gerade etwas erwidern als er sah das ich wach war.

"Ahh guten Tag Frau Jakob wie fühlen sie sich?" er lächelte mich an und kam ums Bett rum neben mich um meinen Puls zu messen.

"Müde" antwortete ich.

Er nickte und wand sich wieder an Tamara.

"Also, wie gesagt sie darf sich nicht aufregen und wenn etwas ist rufen sie sofort die Schwester, verstanden?"

Tamara nickte und der Arzt verschwand aus meinem Zimmer.

Nun kam sie ums Bett rum und setzte sich neben mich auf den Stuhl. Sie lächelte mich an.

"Hey, alles gut?"

Ich nickte.

"Wo sind die anderen?" fragte ich nun.

"Ich glaube sie sind Essen. Ich habe gesagt das ich später etwas esse. Simon wollte eigentlich hier bleiben aber ich konnte ihn überreden endlich mal von meiner Seite zu weichen." sie lachte leise und schaute auf ihre Hände.

"Ahh so ist das also" sagte ich nun auch mit einem Lachen. Tamaras Wangen färbten sich leicht rot doch sie zuckte nur mit den Schultern.

Sie schaute mich wieder an und sagte erst mal nichts.

"Wo ist Nicklas?" fragte ich nach langen schweigen und hoffte das das letzte was ich in Erinnerung hatte nur eine schlechte Einbildung war.

"Emili, bevor du jetzt irgendwie dir Gedanken machst, der Arzt meinte das du durch den Stoß an den Hinterkopf wahrscheinlich ein paar deiner Erinnerungen verloren hast. Wahrscheinlich ist das eine davon...."

"Oh Oke.." gab ich leise von mir zu hören und richtete mein Blick auf die Decke.

Wir redeten eine ganze Weile über alles was passiert ist, vergossen viele Tränen aber lachten auch über die schönen Erinnerungen.

Irgendwann trudelten auch die anderen ein. Nur Julian blieb weg. Niemand wusste genau wo er war oder warum er nicht hier hin kam.

"Wahrscheinlich ist er wieder bei Diana.." murmelte Sophie leise. Doch in diesem Augenblick war alles leise und jeder im Raum konnte es hören. Als sie merkte das jeder sie ansah schaute sie schnell auf den Boden und ihre Wangen wurden rot.

Simon schaute mich an doch ich tat so als würde es mich nicht stören. Aber ich glaube jeder im Raum wusste das es nicht einfach so an mir vorbei ging.

"Emili.." fing er an doch ich stoppte ihn mit meiner Hand.

"Nein lass, mir egal soll er machen was er will."

Simon nickte und wir fingen wieder irgendwelche Gespräche an. Doch irgendwann kamen wir wieder auf Nicklas zurück und ich verstummte Augenblicklich.

Ein paar Erinnerungen waren noch da, aber nicht alle. Sowie die von Nicklas Tod.

Tamara versuchte ihnen alles zu erklären und als sie verstanden wechselten sie sofort das Thema. Mir war es wichtig das sie Bescheid wussten, obwohl Julian da ja noch fehlte aber Alex meinte, er würde mit ihm reden.

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Als ich ein paar Tage später aus dem Krankenhaus entlassen wurde war mal wieder wundervolles Wetter. Tamara und ich waren auf dem Weg nach Hause und lachten viel. Julian war die ganzen Tage nicht mehr aufgetaucht und brachte immer neue ausreden

Es versetzte mir jedes Mal einen Stich wenn alle durch die Tür rein kamen nur er wieder fehlte. Ich hätte mich gefreut ihn nochmal zu sehen.

Zuhause lies ich es ganz langsam angehen und ging die erste Zeit nicht raus sondern verbrachte mit Tamara die Zeit bei uns auf dem Balkon.

Dort redeten wir viel über das was passiert ist, über Endres und auch über den Zeitungsartikel den wir im Internet gefunden hatten. Wir redeten über Gott und die Welt.

Nur 2 Themen blieben aus.

Nicklas und Julian.

Die anderen statteten uns auch oft einen Besuch ab und wir schauten Filme oder ähnliches.

Eines Mittags klopfte es bei uns an der Tür. Tamara ging hin um nach zu schauen wer da war. Als sie wieder kam hatte sie ein dickes Grinsen im Gesicht.

"Duu, wäre es okay wenn ich mit Simon weg gehe?" während sie das fragte glitzerten ihre Augen vor Aufregung.

"Haha, klar kein Problem viel Spaß euch."

Sie quiekte auf umarmte mich Stürmisch und rannte ins Haus. Keine 3 Minuten später hörte ich die Tür zu schlagen.

Ich gebs zwar nicht gerne zu aber ich bin froh das Tamara endlich mal weg ist. Nicht weil ich sie los werden wollte, nein. Sondern weil ich nicht wollte das sie wieder nur hier bei mir hockte und nichts machte!

Außerdem konnte ich so nochmal in Ruhe nachdenken.

Leider wurde da nichts raus denn keine 20 Minuten später klopfte es erneut an der Tür. Stöhnend erhob ich mich langsam aus dem Stuhl und ging zur Tür.

Ich wunderte mich ehrlich gesagt nicht Endres davor zu finden.

Ich lächelte ihn an.

"Hallo Emili, ich wollte mal sehen wie es dir geht" sagte er freundlich.

"Mir gehts ganz ok soweit, hab noch etwas Kopfschmerzen aber sonst gehst. Möchtest du rein kommen?" fragte ich und ging ein Schritt zur Seite damit er eintreten konnte.

"Klar liebend gerne doch"

Hinter ihm schloss ich die Tür und steuerte direkt wieder nach draußen auf den Balkon zu.

"Setz dich doch. Möchtest du vielleicht etwas trinken?" fragte ich höflich als er Platz nahm.

"Sehr gerne liebes."

"Tee?" fragte ich und er nickte.

Schnell verschwand ich in die Küche und bereitete den Tee vor.

Ich stand gegen die Anrichte gelehnt und schaute aus dem Fenster.

Mein Blick flog langsam übers Meer in die weite Ferne hinaus.

Dort schwammen ein paar Delfine. Sie sprangen fröhlich herum.

Doch, was war das?

Bevor ich schnell reagieren konnte um nochmal genauer hinzusehen war es aber schon wieder weg.

Die Insel ist komisch.....

Der Wasserkocher ging aus und ich schüttete mir und Endres Pfefferminz Tee auf.

Die Tassen stellte ich auf ein Tablett und nahm es mit raus auf den Balkon. Dort saß Endres den Blick in weite Ferne gerichtet. Ich setzte mich zu ihm hin und blickte ebenfalls aufs Meer hinaus.

"Ich bin froh das es dir wieder besser geht" sagte er nach langem Schweigen.



Fluch oder Gabe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt