1) Drei Jahre zuvor

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~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Vorwort ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ 

Ständig wirbeln Geschichten durch meinen Kopf, begleiten mich überall hin und irgendwann habe ich einfach damit begonnen, sie aufzuschreiben.

Herausgekommen ist "Waldhafen", meine erste Geschichte. Ich hoffe sie gefällt euch! Mir zumindest liegt sie sehr am Herzen.

„Ein Buch ist das Betreten eines Raumes, in dem man noch nie war [...]"

Also komm herein und tritt ein. Du bist mir als Leser/in herzlich willkommen. Ich hoffe, der Raum, den ich für dich in dieser Geschichte gestaltet habe, gefällt dir.

Lass mich gerne wissen, wie es dir gefällt, was du denkst und was ich besser machen kann! Jede Kritik ist gern gesehen.

Aus gegebenem Anlass:

Die Rechte meiner Werke liegen ausschließlich bei mir und nur bei mir.

Anders werde und habe ich das nie erklärt, daran ändert auch ein Bug nichts.

Das Werk, mein geistiges Eigentum, einschließlich seiner Teile, sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne meine Erlaubnis unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung und öffentliche Zugänglichmachung.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Wie alles begann  ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Drei Jahre zuvor

Heute weiß ich nicht mehr, was mich geweckt hat. Ein Geräusch vermutlich. Mitten in der Nacht. Ich kam erst richtig zu Bewusstsein, als ich ein lautes Krachen hörte. Dann stieg mir der Geruch in die Nase. Beißend scharf. Rauch. In der Mühle musste es brennen. Ich schrie. Ehe ich mich versah, stand ich am Absatz der Treppe aus Holz, die mehrere Stockwerke hinunter ins Freie führte. Doch ich ging nicht hinunter. Nebenan in der zweiten Kammer unter dem Dach befand sich die Schlafstube meiner Schwester. Die Tür war zu. Sie schlief noch. Hatte das Krachen nicht gehört. Bittere, rauchgeschwängerte Luft stieg mir in die Nase. Ich hustete. Eilte zu ihrem Zimmer, stieß die Tür auf, sodass sie gegen die Wand dahinter schlug. Es war mir einerlei. Unsere Kammern waren klein, beengt durch die schrägen Wände des riedgedeckten Daches der Mühle. Ursprünglich war es ein Raum gewesen, in dem die Knechte schliefen. Im Sommer zu heiß und im Winter zugig kalt. Dann hatte Vater eine dünne Trennwand eingebaut, damit ich und Quendolyn ein eigenes Schlafgemach hatten. Sie lag in ihrem Bett aus aufgeschütteten Strohsäcken und schlummerte friedlich. Eine zierliche Mädchengestalt. Um sie zu wecken, hatte ich keine Zeit. Ich packte sie und hob sie grob über meine Schultern. Sie war leichter als ein voller Getreidesack. Fast kein Gewicht für mich. Sie zappelte und schlug protestierend gegen meinen Rücken. Aber dann musste sie gemerkt haben, was los war.

„Es brennt", schrie ich ihr unnötigerweise und viel lauter zu, als es die Situation erforderte. Der beißende Geruch ließ mich taumeln. Wieso war keiner zu uns nach oben gekommen, um uns zu wecken? Vater, Mutter und meine beiden älteren Brüder, die direkt über der Mühle schliefen, mussten längst aufgewacht und nach draußen geeilt sein. Warum löschte keiner das Feuer? Die Mühle war aus Holz, das Dach aus Ried und sie würde in kürzester Zeit lichterloh brennen. Es eilte. Vielleicht war deswegen keine Zeit geblieben, um uns zu holen. Aber etwas länger, und wir wären im Schlaf erstickt. Ich wusste, dass der Rauch verdammt gefährlich war und hielt die Luft an. Der Brandherd musste unten im Mühlenraum sein, denn mit jeder Stufe wurde es heißer und stickiger. Schweiß troff mir von der Stirn.

Es war August. Die Ernte in vollem Gange. Wir hatten bis spät in die Nacht gemahlen. Meine Brüder und ich hatten einen Sack nach dem anderen hinaufgetragen und ins Mahlwerk geschüttet. Mutter und Quenny hatten unten beim Abfüllen geholfen.

Der Anblick der Flammen riss mich aus meinen Gedanken. Sie hatten bereits auf die Balken übergegriffen, die die Holztreppe abstützten. Für einen Moment überlegte ich, aus einem der Fenster im ersten Stock zu klettern. Vermutlich hätte ich es getan, wenn ich alleine gewesen wäre. Der Sprung war nicht tief. Erst recht nicht, wenn man sich am Fensterbrett festhielt und hinuntergleiten ließ. Aber würde Quenny das schaffen? Die Flammen leckten an den Wänden, griffen nach der Stiege. Noch waren die Stufen passierbar. Was, wenn ich zu lange zögerte? Was, wenn sie sich nicht zu springen traute? Ich hatte keine Zeit zu überlegen. Es ging um Leben und Tod. Ohne weiter nachzudenken, sprang ich die Stufen hinunter, Quenny immer noch über meine Schultern gelegt, wie einen Getreidesack, als ein erneutes Knacken ertönte. Aus den Augenwinkeln sah ich etwas auf uns zustürzen, dann spürte ich eine Berührung und fiel. Das war das Letzte, woran ich mich erinnern konnte. Danach folgte nur Dunkelheit. Lange Dunkelheit. Schmerz. Tod. Mehr Schmerz. Noch mehr Dunkelheit.


Waldhafen - Narben der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt