26) Ein wichtiges Kommando

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+++Rasten+++

„Ihr wartet hier auf unser Signal", erklärte ich den fünf berittenen Wachsoldaten, die unter meinem Kommando standen. „Wir reiten in einiger Entfernung um den Leuchtturm herum und nähern uns aus nördlicher Richtung. Haltet euch versteckt, aber lasst den Turm nicht aus den Augen. Wenn sich etwas tut, während wir unterwegs sind, seid ihr auf euch gestellt. Seid vorsichtig", warnte ich sie und ritt mit fünf weiteren Reitern davon.

Auf keinen Fall durfte irgendetwas schiefgehen. Es war mein erstes, eigenes Kommando und ich war ziemlich stolz, dass mir der Kommandant so viel Vertrauen schenkte.

Es war inzwischen früh am Morgen, die Vögel zwitscherten in den Bäumen als sei nichts Ungewöhnliches zugange. Die Sonne lugte über den Wipfeln hervor und verhieß einen warmen Tag. Am liebsten wäre ich gleich noch in der Nacht losgeritten und hätte die Bewohner des Leuchtturms im Schlaf überrascht, aber unser Befehlshaber und die eilig herbeigeholten Ratsherren rieten von einem überstürzten Kommando ab und außerdem waren auf die Schnelle ohnehin nicht genug berittene Soldaten aufzutreiben. Vielleicht hatten sie recht, wir wussten nicht genau, wie viele Leute im alten Leuchtturm hausten oder was sie im Schilde führten, ob und wie gut sie bewaffnet waren und in Unterzahl im Dunklen loszuziehen, war keine gute Idee. Zerknirscht hatte ich es schließlich eingesehen und erst als der Kommandant mir auftrug, am Morgen mit einem Trupp von zehn Männern loszureiten, hatte ich mich überreden lassen, mich in meine Stube zurückzuziehen um zu schlafen. Für meine erste Mission war es sicher von Vorteil ausgeruht zu sein. Und das war ich. Ich fühlte mich gut und war aufgeregt, wie vor einer Schlacht. Es würde uns schon gelingen, die Bewohner von beiden Seiten gleichzeitig zu überraschen, so dass wir sie ergreifen konnten, ohne dass uns einer entwischte.

Es war mühsam sich einen Weg durch den dichten Kiefernwald zu bahnen, der den Leuchtturm umgab. Immerhin war es unwahrscheinlich, dass man uns entdeckte. Die Bäume boten guten Schutz und um ganz sicher zu gehen, waren wir außerhalb der Hörweite geblieben. Kein plötzliches Wiehern oder Hufgetrappel durfte unsere Ankunft verraten. Ich zeigte den Männern an, abzusteigen und wir führten die Pferde ein Stück durch das Unterholz. Die Zweige hingen so tief, dass kein Reiter passieren konnte. Zu Fuß kamen wir zwar langsamer voran, aber auch leiser.

"Pass auf, tiefhängender Ast", flüsterte ich meinem Hintermann zu und hielt einen Kiefernzweig außer Reichweite. Trockene Nadeln prasselten auf mein Haupt und suchten sich kitzelnd einen Weg unter mein Hemd. Ich unterdrückte einen Fluch, bloß nichts rikieren jetzt.

Angespannt, aber voller Vorfreude, schlichen wir uns auf die nördliche Seite des Leuchtturms. Auf der wir eine Weile später, ohne weitere Vorkommnisse eintrafen.

Meine zurückgelassenen Männer sollten den gegenüberliegenden Wald im Auge behalten, und auf mein Signal warten. Ich wies die übrigen Männer meines Trupps an, aufzusteigen und sich bereit zu halten, dann trieb ich meinen Hengst soweit aus der Deckung der Kiefern, dass ich das Banner der Stadtwache schwenken konnte, um anzuzeigen, dass wir bereit waren, uns dem Leuchtturm zu nähern. Ich war nervös, ließ es mir aber nicht anmerken. Der Plan war gut, aber jeder gute Plan konnte leicht schiefgehen, wenn nur einer nicht tat, was abgesprochen war oder etwas Unvorhergesehenes eintrat.

Meine Unterlippe zwischen den Zähnen, wartete ich, aber nichts tat sich. Mein Herz schlug immer schneller. Mein Pferd und ich standen mitten in Sichtweite. Die Wartenden mussten mich sehen können und damit auch die Leute im Leuchtturm.

Endlich glaubte ich, eine Bewegung an der Südseite der Lichtung wahrzunehmen, auf deren Mitte unser Ziel stand. Genau dort, wo ich die anderen Reiter zurückgelassen hatte.

„Verteilt euch und reitet los", befahl ich meinen Männern. Wir würden es den Bewohnern unmöglich machen uns zu entkommen. Sie führten nichts Gutes im Schilde, davon war ich überzeugt und auch der Kommandant der Stadtwache hatte mir zugestimmt. Wer sich so nahe der Stadt niederließ, ohne seine Anwesenheit bekannt zu machen, der konnte keine guten Absichten haben.

Waldhafen - Narben der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt