53) Teuer bezahlt

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+++Parrik+++

„Guten Morgen, na gut geschlafen?" Ich spürte Celiens Hand an meiner Seite noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte. Für das, was an diesem Tag vor uns lag, klang sie ungewöhnlich gut gelaunt. Sie schüttelte mich sanft.

Ich war längst wach gewesen und dachte nach. Celien hatte noch tief und fest geschlafen, sie hatte nichts davon mitbekommen, dass ich mich im Schlaf gedreht und an sie geschmiegt hatte - hoffte ich zumindest. Aber sie würde mich nicht so gut gelaunt wecken, wenn sie etwas gemerkt hätte. Ich versuchte mehr oder weniger erfolglos, mich zu beruhigen.

Mir war das Ganze furchtbar peinlich. Ich hatte so darauf geachtet, auf meiner Seite zu bleiben und mich möglichst schmal zu machen, dass ich keine Ahnung hatte, wie das hatte passieren können. Eigentlich war ich ein ruhiger Schläfer, sonst hätte ich das Angebot, mich zu ihr ins Bett zu legen, nie angenommen. Aber ihren warmen, weichen Körper vor meinem zu spüren, hatte sich unfassbar gut angefühlt. Kein Wunder, dass ich noch immer so erregt war.

Ich schloss die Augen, nahm die Hände vors Gesicht und atmete tief durch, um mich wenigstens etwas zu beruhigen, bevor ich mich aufrichtete und von ihr wegdrehte. Das viel zu kleine Hemd rutschte dabei von meinen Schultern und ich konnte es gerade noch auffangen und auf meinen Schoß legen.

„Guten Morgen", entgegnete ich knapp, während ich an dem Stoff herumfummelte. „Ja, hab ganz gut geschlafen. Du auch?"

„Ja", antwortete sie. „Zeit aufzustehen, schließlich haben wir heute einiges vor." Sie erhob sich und angelte ihre Kleidung von dem Haken neben dem Kamin, wo sie unsere Sachen am Vorabend zum Trocknen aufgehängt hatte.

„So gut wie trocken", meinte sie und warf mir meine Hose und mein Hemd zu. Ich fing beides auf und spürte sofort, dass es noch klamm und feucht war. „Wird schon gehen", erwiderte ich dennoch. Uns blieb schließlich keine Wahl. Alle Wechselsachen waren in den Satteltaschen der Pferde und die waren sonstwo in den Tiefen des Waldes verschwunden. Die Erinnerung an den gestrigen Tag brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Das zwischen Celien und mir war genauso unwichtig, wie die verlorenen Klamotten, zumindest für den Augenblick.

Jeder in einer Ecke des Raumes, den Blick starr an die Wand gerichtet, zogen wir uns an so schnell es ging. „Fertig", sagte ich schließlich ein wenig atemlos. „Ich auch", ertönte Celiens Stimme aus dem Winkel in meinem Rücken.

„Dann lass uns hinuntergehen, und nachsehen, ob wir ein kleines Frühstück bekommen können. Ich hab ein paar Münzen für Notfälle wie diesen in meinem Beutel." Zum Glück trug ich den stets bei mir am Gürtel, sodass wir uns die Nacht in der Schenke und ein bescheidenes Frühstück durchaus leisten konnten. Sowohl unsere Haare, als auch die Kleidung, die wir trugen, zeugten noch von unserem nächtlichen Abenteuer. Celien sah mitgenommen aus, ich wirkte vermutlich einfach nur bedauernswert. Sorgfältig zog ich meine schon wieder viel zu langen Haare in die Stirn, um wenigstens das schlimmste Übel zu verdecken.

Die Wirtsleute und ein paar andere Gäste, vermutlich Holzfäller, fahrende Händler und Fallensteller auf der Durchreise, die gestern ebenfalls vor dem Unwetter Schutz gesucht hatten, befanden sich bereits im Gastraum und alle Blicke richteten sich auf Celien und mich, als wir eintraten.

„Guten Morgen", begrüßte ich sie mit einem freundlichen Murmeln und bestellte uns etwas Brot und Käse bei der Wirtin, ehe ich Celien an einen der freien Tische am Rand führte.

„Gut geschlafen?", erkundigte sich Rida und schenkte uns einen Becher frische Ziegenmilch ein. Dafür, dass sich die Waldschenke mitten im Wald befand, und auf den ersten Blick etwas heruntergekommen wirkte, waren die Wirtsleute freundlich und das Essen gut. Selbst das Zimmer hatte meinen bescheidenen Ansprüchen genügt. Arg viel mehr hatte ich bei Ollf und Ally auch nicht.

Waldhafen - Narben der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt