f i f t y

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,,And I'll alwas be there for you"

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Seit sie sich keine Sorgen mehr darüber machen müssen, dass ihnen irgendjemand Naeun wieder nehmen würde, war die Stimmung im Dorm endlich wieder mal auf ihrem Höhepunkt. Und dieser Höhepunkt, diese Freude sollte zu einem anhaltenden Zustand werden.

Besonders Jimin könnte jeden Morgen einfach drauf los heulen, wenn er seine Tochter neben sich liegen sah - oder wenn er in den Spiegel blickte und realisierte, sich nach dem professionell aufgetragenen Nacht-makeup Naeuns nicht abgeschminkt zu haben.

Sein Therapeut ist überrascht aber ebenfalls erfreut, dass Jimin so glücklich war und sie Woche für Woche Fortschritte machen. Jimin wurde stärker, glücklicher, lebhafter, Tag für Tag. Er genoss es so sehr, gab sich bei jedem Konzert noch mehr Mühe, gab immer wieder 100% mehr als vorher - er war wie der Jimin, den alle durch die Maske am Anfang kannten; nur noch unendlich viel besser. Das machte natürlich auch seine Band glücklich, seine Tochter und seine feste Freundin. Sohye.

Nach der Gerichtsverhandlung waren sie alle gemeinsam Essen gegangen und am Ende haben sie die lieb gewonnene Frau nach Hause gebracht. Als Jimin sie zu ihrer Haustür begleitete, war es ganz spontan und plötzlich zu einem ersten Kuss gekommen. Es war schön gewesen, keiner von Beiden bereute es. So entwickelte sich auch die Beziehung zu ihr in den letzten Tagen immer besser und ging immer tiefer, jeden Tag ein kleines Bisschen mehr. Ganz ähnlich wie es die Liebe zu seiner Tochter tat.

,,TANTE YERIN!", kreischte diese dann los und ließ Jimins Hand kurz los, um mit wehenden Haaren, flatterndem Kleid und ausgebreiteten Armen auf ihre Tante zuzulaufen, die ihnen entgegen kam.

Jimin und die Band hatten jetzt wieder ein paar Tage frei, sie waren gerade in Amerika, für die Billboardmusicawards und einige weitere, anstehende Konzerte. Da hat Jimin sich überlegt, die Chance zu nutzen, um nicht nur Owen wie versprochen zu besuchen, sondern auch Yerin zu suchen und sich mit ihr zu treffen.

,,NAEUN MEINE SÜßE MAUS!", rief Yerin genauso laut und fiel auf die Knie, um die Tochter ihrer besten Freundin in die Arme zu schließen und ihr Gesicht in ihrem Haar zu vergraben. Monate waren vergangen, über ein halbes Jahr.

Naeun hatte vor kurzem Geburtstag gehabt und ist sechs Jahre alt geworden. Jimin ärgerte sich, nicht schon früher seine Tochter getroffen zu haben. Auch wenn sie noch ein ganzes Leben miteinander hatten, hat er bereits an dem ersten Geburtstag den sie zusammen gefeiert haben gemerkt, dass ihm nie genug Zeit bleiben würde, um ihr all die Liebe zu schenken, die er für sie verspürte.

,,Meine Güte bist du groß geworden", staunte Yerin und streichelte über das lange dunkle Haar Naeuns, musterte das Mädchen von Kopf bis Fuß, weitete dazu noch die Augen, das Naeun stolz ihre Brust heraus streckte und ihre Hände in die Hüfte stellte, sich um ihre eigene Achse drehte.

,,Nicht wahr? Und schau, das Kleid hat Papa mir gekauft, ist es nicht total schön?"

,,Es steht dir hervorragend", grinste Yerin und stand auf, zwinkerte Jimin dann zu: ,,Da hat dein Papa ja was richtig Tolles ausgesucht."

,,Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie du mich angesehen hast, als ich plötzlich vor eurer Tür stand, mit Naeun im Arm", meinte Yerin leise und sie schlenderten durch den Wald, an dem sie sich getroffen hatten. Sie haben diesen Ort gewählt, weil sie noch etwas Wichtiges erledigen wollten.

,,Als wäre ich eine Verrückte, was ich an deiner Stelle auch gedacht hätte", seufzte sie amüsiert und sah dann zu Naeun, die von Busch zu Busch rannte, um an jeder Blüte riechen zu können und alle möglichen Gerüche auszuprobieren und zu bewundern.

,,Und wenn ich uns heute so sehe, wenn ich euch Zwei sehe; dann weiß ich, dass ich liebend gerne die Verrückte bin, weil ich weiß, das Richtige getan zu haben damals. Ich habe nämlich lange daran gezweifelt, verstehst du?"

Jimin nickte langsam und klopfte Yerin aufmunternd auf die Schulter: ,,Glaub mir, das kenne ich zu gut. Aber ich kann dir versichern, dass du Alles, wirklich Alles richtig gemacht hast. Du hast mich gerettet mit dieser Aktion."

,,Nicht ich, sie", lächelte Yerin und nickte auf Naeun, die das Ende des Waldes entdeckt hatte und nun aufgeregt nach ihrem Vater rief.

,,Ich komme!", lachte er und sah ein letztes Mal zu Yerin, ehe er anfing zu rennen, um zu seiner Tochter zu kommen.

Vor ihnen eröffnete sich eine wunderschöne Aussicht. Sie standen auf einer mit tiefgrünem Gras bewachsenen Klippe, vor ihnen lag das strahlend blaue Meer. Der Wind weht ihnen die frische, belebende Luft entgegen und er waren vereinzelt große, flauschige Wolken am Himmel zu sehen.

,,Was ist das?", fragte Naeun Jimin und zog an seiner Jacke, zeigte mit dem Finger auf etwas Anderes vor ihnen. Es war eine Art Denkmal, aus hellem, fast weißem Gestein, der in Form geschliffen worden und hier aufgestellt worden war. Nur, dass das Denkmal ein Grab war. Das Grab ihrer Mutter.

Jimin kniete sich neben Naeun, die auf den weißen Stein starrte und beim näheren Herantreten den Namen ihrer Mutter erkannte, der fein und säuberlich in den Stein eingearbeitet worden war.

,,Hier ist die letzte Ruhestätte deiner Mama, Kleines. Ich dachte wir besuchen sie gleich mit, wenn wir die Familie abklappern."

Naeun wimmerte und legte ihre Hände auf den Stein, fuhr ganz vorsichtig darüber und schluchzte leise auf, drehte sich mit wässrigen Augen zu ihrem Papa um: ,,Aber ich hab doch gar nichts mitgenommen, ich hab kein Geschenk, nichts-"

,,Brauchst du auch gar nicht",  beruhigte Jimin sie und zog einen Brief hervor, den er mit einem Kuss versah und dann seiner Tochter reichte, die ihn an sich nahm, ebenfalls einen Kuss darauf setzte und ihn dann langsam auf dem weißen Gestein ablegte.

,,Denkst du.. Mama wird den Brief lesen?"

,,Das wird sie ganz bestimmt, Naeun."

,,Und denkst du sie sieht uns jetzt?"

,,Da bin ich mir sicher. Wenn du deine Augen schließt kannst du ihre Anwesenheit vielleicht sogar spüren", flüsterte er und umarmte sie von hinten, währen sie sich an die Brust ihres Vater lehnte, der hinter ihr kniete und wie vorgeschlagen ihre Augen schloss.

Und tatsächlich. Der Wind, der mit ihrem Haar spielte, ähnelte den Fingern, den Händen ihrer Mutter, die sie immer berührt, gekitzelt und gehalten haben. Die Sonne in ihrem Gesicht erinnerte sie an die warmen Küsse ihrer Mama. Und die Arme von Jimin zeigten ihr, dass sie nicht alleine war, wie ihre Mutter es ihr versprochen hatte.

,,Danke, Papa."

,,Wofür denn, Prinzessin?"

,,Das du hier mit mir bist. Das du bei mir bist."

,,Ich hab es versprochen", flüsterte er nur und küsste liebevoll ihre Schläfe. Gemeinsam warteten sie noch ein wenig, genossen die Aussicht und überlegten, wie Eden wohl auf den Brief reagieren würde. In dem Brief waren Fotos, von dem Jahr, welches sie nicht mehr miterleben konnte, Worte von Jimin, Worte des Dankes, Beschreibungen über die Entwicklung ihrer gemeinsamen Tochter. So wie Eden es ebenfalls für Jimin getan hatte, ganz am Anfang.

Das würde er nun jedes Jahr tun, mit Naeun. Hierhin kommen und einen Brief mit Fotos und kostbaren Erinnerung für Eden platzieren. Die Frau, die als Erste wusste, dass Jimin sich den Namen Papa verdienen würde.

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PAPA || pjm.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt