s i x t e e n

1.1K 80 10
                                    

,,I'm scared to do something wrong"

• ────── ✾ ────── • 

Sie haben gemeinsam zu Mittag gegessen, für den Abwasch waren heute Yoongi und Taehyung eingeteilt worden. Der Rest stand mit einem Teil der Einkäufe in dem Gästezimmer und versuchte nicht, sich von der Verzweiflung übernehmen zu lassen.

,,Wie sollen wir das bis morgen schaffen?", räusperte sich Jungkook, der wirklich nicht die allgemeine Stimmung zerstören wollte, sondern lediglich die tragische Wahrheit und zugleich auch den Gedanken aussprach, den sie alle teilten. Ein Zimmer so kindgerecht wie möglich um zu gestalten klang eigentlich nicht so schwer.

,,Los jetzt, je länger wir jammern, desto länger wird es auch dauern. Wenn wir uns zusammen reißen, wird das was", lenkte Namjoon wie üblich die Konzentration wieder auf die Realität. Und mit wehmütigen Blicken in Richtung der gemütlichen Couch, dem Kopf voll von entspannenden Ideen für den Nachmittag, fingen sie an.

Namjoon und Hoseok bauten das große Doppelbett auseinander, für die es im Grunde nur das Zerstören eines Möbelstückes bedeutete, was für sie Beide ein Leichtes war. Gleichzeitig wurde bereits sauber gemacht, Jungkook und Jimin breiteten vor der einzigen, unberührten und kahlen Wand eine Schutzfolie aus. Sie wollten dieses schrecklich nichtssagende Weiß mit bunten Farben und einer ganz persönlichen Note verdrängen. Selbst Naeun wurde eingebunden. Am Ende artete der eigentlich positive Vorsatz etwas aus und jeder wollte sich irgendwie verewigen. Verschieden große Handabdrücke in allen Farben, Sonnen, Blumen, Hunde, die aussahen wie Schweine, Menschen, die aussahen wie Hunde und Jungkooks liebevolles Porträt von Namjoon, das die begeisterte Fünfjährige zuerst an ein Osterei erinnert hat, zogen sich über die große, einst leere Fläche.

Außerdem waren Taehyung, Namjoon und Hoseok der Meinung gewesen, ein Kinderbett ohne Anleitung zusammen schrauben zu können. Am Ende hatten sie aber zwei Leisten und einen Berg an Schrauben über, dass sie nochmal alles abbauen und nach Anleitung wieder vernünftig zusammen setzten, bevor Jin sie lynchte.

Unter anderem hatten sie auch ein neues Regal im Zimmer stehen, dass Jimin gemeinsam mit Naeun einräumte. Eigentlich befolgte er mehr die Anweisungen seiner Tochter, die ihn dirigierte und anwies, was er wo genau hin zu stellen hatte. In Jimin beruhigte sich die Sorge etwas, dass das Kind sich nicht wohl fühlen könnte, als er sah, wie sich die Fächer des Regals langsam mit Inhalt füllten. 

Die Zeit verging viel zu schnell für sie Alle, dass sie nicht einmal bemerkten, dass es schon lange dunkel draußen war, als sie aufgeräumt hatten und zufrieden mit dem Ergebnis waren. Die Jungs gingen auf ihre Zimmer, wollten sich duschen, vielleicht noch eine Kleinigkeit essen, ehe sie schlafen gehen oder sich noch einer anderen Aktivität widmen würden, um den Abend ausklingen zu lassen.

Jimin steckte das Nachtlicht wie am Tag zuvor in die Steckdose und betrachtete dann kurz die farbigen Lichtelemente im ganzen Raum. Die frisch bemalte Wand mit ihren einzigartigen Kunstwerken, schien lebendig zu werden, als sie von dem zarten Licht angestrahlt wurde. Jimin stand auf und drehte sich zu Naeun, die im Schneidersitz auf ihrem neuen Bett hockte, dass mit Kissen und Plüschtieren vollgestopft war. Der große Teddy saß direkt neben dem Kopfstück des Bettes, bewachte das Mädchen wie eine Art Traumfänger.

,,Und?", fragte Jimin leise und ließ sich vorsichtig neben ihr auf dem Bett nieder, hoffte, sich bloß auf keinen der neuen Freunde von Professor Stein zu setzen: ,,Gefällt dir dein Zimmer jetzt besser?"

,,Es ist besser, als ich es mir hätte vorstellen können", grinste sie sofort und schmiss sich auf seinen Schoß, schlang ihre Arme um seine Taille und legte ihren Kopf auf seinen Bauch.

,,Dankeschön, Papa. DankeDankeDanke", nuschelte sie in den Stoff seines Pullovers und er wra etwas steif, wusste nicht so Recht wohin mit seinen Händen, ehe er ihr instinktiv über den Kopf strich. Ganz leicht, ganz sanft berührte seine Handfläche ihr Haar und trotzem war es für Beide eine Geste mit einer tieferen Bedeutung, trotz, oder eben weil sie sich nicht so lange kannten.

,,Darf ich mich bei den Anderen auch bedanken gehen?", fragte Naeun und hob ihren Kopf, sah Jimin erwartungsvoll an, der sofort nickte, ein wenig ratlos mit den Schultern zuckte.

,,Natürlich, geh ruhig. Aber danach gehst du schlafen, okay?"

Die Brünette sprang sofort auf ihre Füße und rannte aus dem Zimmer. Jimin hörte noch, wie sie der Reihe nach die Namen der Jungs brüllte, um jedem ganz persönlich ihre Dankbarkeit mit einer Umarmung zu verdeutlichen.

Langsam ging das Idol auf sein Zimmer. Er war so glücklich, dass Eden das Mädchen bereits so gut erzogen hatte. Naeun hatte hervorragende Manieren, konnte sich benehmen, konnte bereits lesen, besaß ein wundervolles Lachen und war regelrecht ein Engel in der Gestalt eines Kindes. Nur fünf Jahre hat Eden mit ihrer Tochter gehabt und trotzdem ist sie in den Augen Jimins bereits zu einem der kostbarsten Dinge seines Lebens, so wollte er sagen, geworden.

Er schlos die Tür hinter sich und zog sich den Pullover über den Kopf, stieg aus der Jeans, die er einfach auf dem Boden liegen ließ. Er war müde, war erschöpft. Er kletterte in sein Bett und legte sich auf den Rücken, starrte an die Zimmerdecke.

Eden hat das Kind in dieser verdammt kurzen Zeit zu so einem Mädchen erziehen können. Jimin fragte sich, wie genau er eine solche Erziehung meistern sollte. Und wie erzog man ein Kind überhaupt vernünftig? Er wusste selbst kaum mit sich umzugehen und jetzt wurde ihm klar, dass er nun vielleicht wirklich ein Kind großziehen müsste. Er fragte sich wieso Yerin Naeun zu ihm brachte, wieso Eden gerade ihn so dringend darum gebeten hat, sich der Fünfjährigen anzunehmen. Hatte sie keine weiteren Verwandten? Für Jimin erschien in diesem Moment jeder Andere besser geeignet, die Vaterrolle zu übernehmen, als er selbst.

Er merkte, wie es wieder schleichend anfing. Dieses Brummen, das unerträglich zähe Surren in seinem Verstand, dass sich erst wie ein leichter Druck auf den Ohren, bis zu einem schmerzlichen Hämmern in seinem gesamten Kopf ausbreiten konnte.

Tief durchatmend legte er seine kühlen Finger über sein Gesicht. Nicht jetzt. Er wollte nur schlafen. Es müsste ihm nur gelingen irgendwie einzuschlafen und die Nacht irgendwie zu überstehen, dann würde es schon besser-

,,Papa?"

Jimin zuckte zusammen und sein Kopf schoss zur Seite. Naeun stand vor seinem Bett, in ihrem Pyjama und mit ihrem Hasenplüschtier über dem Arm. Ihre Augen sahen traurig aus, trüb, sie wirkte ein wenig bedrückt: ,,Habe ich dich geweckt?"

,,Nein alles gut, ich war wach", beschwichtigte er sie und stützte sich dann auf seinem Unterarm ab: ,,Aber was genau ist los? Was ist passiert?"

Naeun sah auf Professor Stein herunter, überlegte augenscheinlich irgendwas. Ihre Finger spielten mit den verwaschenen Hasenohren, sie ließ sie vor und zurück schwingen.

,,Das neue Bett.. es ist so kalt. Ich fühle mich alleine, trotz der ganzen Kuscheltiere und des Nachtlichts."

Das hätte vollkommen für Jimin genügt, um ihr anzubieten, bei ihm die Nacht zu verbringen, doch der Satz der darauf folgte, riss sein Herz entzwei.

,,Außerdem.. vermisse ich Mama. Darf ich vielleicht ... bei dir..?"

Ohne zu zögern rutschte Jimin etwas nach hinten und hob seine Decke an, dass die Fünfjährige zu ihm krabbeln konnte. Sie legte sich direkt neben ihn, schloss ihre Augen. Nur der Hase lag noch zwischen ihnen, ansonsten spürte Jimin ihren regelmäßigen Atem auf seiner Haut und ihre Wärme, die seinen Körper auf magische Art und Weise beruhigte. 

Als er vorsichtig einen Arm mitsamt Decke über sie legte und ebenfalls seine Augen schloss, verschwanden selbst die Gedanken an die Schmerzen, vor denen er sich Minuten zuvor noch gefürchtet hatte. Wieder einmal wirkte allein die Anwesenheit des Kindes wahre Wunder auf den Zustand des Idols, der sich leider nicht mehr lange so halten würde.

• ────── ✾ ────── •

PAPA || pjm.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt