f o u r t y - t w o

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,,And shower to the left and shower to the right"

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Jimin hat eigentlich nicht ins Krankenhaus fahren wollen, doch Taehyung drohte ihm damit einen Krankenwagen zu rufen, also hat er sich breitschlagen lassen. In neuen, dicken Klamotten und einer weiteren Decke um den Schultern saß er auf der Rückbank und hielt seine Tochter im Arm. Neben ihm waren Jungkook Taehyung, Seokjin fuhr und Yoongi auf dem Beifahrersitz informierte Namjoon und Hoseok, die noch immer auf der Polizeiwache waren.

Vorsichtig strich er mit seinen Lippen über die Stirn von Naeun. Weder die Jungs noch er haben richtig realisieren können, was vorhin passiert ist, geschweige denn es irgendwie verarbeiten können. Es war einfach so surreal, das Jimin starb, auch für Jimin selbst.

Er wollte leben. Er wollte es wirklich und das hatte er spätestens jetzt begriffen. Alles was er brauchte war seine Familie, waren seine freunde, die ihn liebten und sich um ihn sorgten. Nicht anderes zählte und für niemand anderen würde er sich mit irgendwas belasten.

Als er in der Stille verschwand, wie er es sich ursprünglich auch gewünscht hatte, hat er nicht bemerkt, wie er tatsächlich irgendwann ertrunken ist. So fixiert auf den Wunsch nach Ruhe, dass keine Stimme in seinem Kopf ihn dazu triezte dies oder jenes zu tun, keine Schicksalsschläge die ihm wieder unter die Nase rieben, wie viel besser die Welt ohne ihn dran wäre - er hat sogar das Versprechen gegenüber seiner Tochter nicht mehr gehört.

Oder vielleicht hat er es auch ignoriert? Als er unter Wasser glitt, auch als er wiederbelebt wurde, Jimin war wie in Watte gehüllt gewesen. Kaum ein Geräusch war zu ihm vorgedrungen und dennoch hat er die vagen Echos der Rufe wahrnehmen können. Er hat sie nur ausgeblendet, weil er sich sehnsüchtig an die Vorstellung geklammert hat, in seiner Isolation inneren Frieden finden zu können. Das er ihn jetzt endlich gefunden hat, nach dieser Nahtoderfahrung, nachdem er seine Liebsten so hat leiden lassen müssen, dass tat ihm unheimlich leid.

Taehyungs Kopf fiel auf Jimins Schulter und er schmunzelte ein wenig, sein Herz machte einen Satz, als Naeun sich enger an seine Brust kuschelte. Sie waren alle fix und fertig mit ihren Nerven. Jimin würde von nun an eine ganz neue Seite aufschlagen, dass wird er ihnen Allen noch erklären, wenn sie wieder komplett waren.

Allein der Gedanke, nicht mehr bei ihnen sein zu können.. es war so schmerzhaft, daran zu denken. Er wurde geliebt und hatte bei ihnen ein zu Hause. Und er hat sogar schon vor einigen Wochen angefangen, sich wieder selbst zu akzeptieren und zu lieben.

,,Kannst du wirklich gehen, sonst lauf ich eben los und frag nach einem Rollstuhl oder so", fragte Jungkook besorgt, als er die Tür für Jimin offen hielt, der mit Naeun auf dem Arm aus dem Auto stieg, das auf dem großen Parkplatz hielt.

,,Es ist wirklich alles gut", beschwichtigte Jimin ihn wahrheitsgemäß, denn es ging ihm tatsächlich überraschend gut, bemessen mit den gegebenen Umständen. Er schaute zu Naeun, die ihn die ganze Zeit mit leuchtenden Augen ansah: ,,Nicht wahr?"

Eifrig nickte das Mädchen und so machten sie sich auf den Weg ins Krankenhaus. Yoongi hat auch Sejin informiert, der sofort losgefahren war und bereits alles geklärt hatte. Sie wurden bereits erwartet und ein kleinen Ärzteteam führte die Jungs diskret in einen abgeschirmten Bereich, der sie von anderen Patienten und der Öffentlichkeit trennte.

Jimin wurde von Kopf bis Fuß durchgecheckt, ihm wurde Blut abgenommen, man überlegte ihn auch zum MRT zu schicken. Naeun wurde von Taehyung beschäftigt, der mit ihr alle Abbildungen auf der Wand durchging. Seokjin, Yoongi und Jungkook hatten sich an den Rand gesetzt und für ein paar Minuten die Augen geschlossen.

Die Ärzte waren irgendwann fertig und ließen sie nun eine Weile alleine, die Sejin nutzte, um sich räuspernd neben Jimin zu stellen. Er verschränkte die Arme und seufzte leise.

,,Jimin, vielleicht wäre es besser, wenn du eine kleine Pause machst. Wir holen uns professionelle Hilfe dazu und warten ab, bis es dir besser geht, dass du dann wieder dazu-"

,,Nein, ich brauche keine Pause", meinte Jimin leise und sah Sejin dann entschlossen an: ,,Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, ein paar Therapiestunden zu nehmen und ich verspreche auch, mich erst mal etwas zurück zu halten und nicht zu übertreiben und wirklich immer Bescheid zu geben, falls es mir zu viel werden sollte - aber ich denke, wenn ich direkt in meinem gewohnten Alltag weiter mache.. dass ich am schnellsten wieder auf die Beine komme."

Der Manager sah ihm tief in die Augen und suchte nach einem Zweifel, einem winzigen Stückchen Unsicherheit. Ansonsten hat Jimin nur so davon gesprüht; ein verlorener Junge, der den Glauben an sich selbst vergessen und dem die Lust am Leben genommen worden war. Davon war nichts mehr zu sehen. Und diese Tatsache stimmte Sejin dann um. Väterlich hob er seine Hand und klopfte Jimin sachte auf den Rücken.

,,Also gut, du wirst so weiter machen können, aber wir werden uns gemeinsam bei verschiedenen Kliniken vorstellen und dir Hilfe holen, dass wir uns komplett sicher gehen können, nie wieder in so eine Lage kommen zu müssen."

,,Danke", hauchte Jimin und rieb sich über die Augen. Er wollte nicht weinen, er hat doch schon so oft geweint. Er wollte stark sein, denn dass war er auch, er war endlich stark genug, um sich alles eingestehen zu können. Er war stark genug die Hilfe endlich ohne Umschweife annehmen zu können, die ihm angeboten wurde.

,,Dafür nicht."

,,Aber ich möchte mich bedanken", wimmerte Jimin und griff nach Sejins Hand, lächelte schwach: ,,..danke, dass du immer noch für mich da bist und mich stützt."

Sejin erwiderte das Lächeln und drückte seine Hand ebenfalls: ,,Das hat deine Band sehr viel mehr verdient zu hören, schließlich-"

Weiter kam er nicht, denn in jenem Moment ertönte der überraschte Aufschrei einer Krankenschwester, es schepperte kräftig vor der Tür, die kurz darauf so heftig aufgestoßen wurde, dass Jimin glaubte, sie würde gleich aus ihren Angeln reißen.

,,WO IST JIMIN", brüllte Hoseok außer Atem und stürzte dann auf diesen zu, während Namjoon der Schwester aufhalf und sich für Hoseok bei ihr entschuldigte, der sie in seinem Sprint buchstäblich umgelaufen hat.

,,MACH SOWAS NIE WIEDER VERDAMMT, SONST WERDE ICH VON JETZT AN IMMER MIT DIR BADEN GEHEN", schrie Hoseok, der Jimin von der Liege gerissen und an seine Brust gepresst hielt.

,,Fahr mal einen Gang runter, das ist ein Krankenhaus", grummelte Yoongi, der es beinahe geschafft hatte, einzuschlafen: ,,Hör auf so zu brüllen, jeder kann dich hören."

,,ABER ICH BIN SO ERLEICHTERT", wimmerte Hoseok und machte keine Anstalten von Jimin abzulassen.

Yoongis Augenbraue zuckte und kurz darauf entflammt wieder eine heftige Diskussion zwischen den Zweien, die binnen weniger Sekunden fast jedes Mitglied mit einschloss. Zum Verstummen brachte sie das helle Lachen Jimins, der aus dem Nichts heraus angefangen hat zu lachen.

Lange war es her, dass er so laut gelacht hatte, dass es sogar das Gebrüll von Hoseok übertönen konnte. Verwirrt, überrascht, glücklich und erleichtert waren die Blicke, die Jimin musterten, der sich vorsichtig von Hoseok löste, sich die Tränchen aus den Augenwinkeln wischte und dann nacheinander in die Runde sah.

,,Dankeschön Leute.. danke, dass ihr an mich glaubt und danke, dass ihr so seid, wie ihr seid."

,,Dank uns das, indem du von nun an wirklich nur noch mit Hoseok duschen gehst", war es Namjoon, der Jimin in eine Umarmung zog, die dieser nur zu gerne erwiderte.

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PAPA || pjm.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt