t w e n t y - s e v e n

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,,All i need to know is how you are feeling right now"

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,,Und hat das Riesenrad dir gefallen?", fragte Taehyung Naeun und hockte sich auf ihre Höhe herunter, kurz nachdem Jimin und seine Tochter das Fahrgeschäft verlassen hatten. Sie sah zu ihm auf und lächelte kurz, drückte seine Hand leicht, welches er mit einem ebenso leichten und zaghaften Druck erwiderte.

,,Ja sehr", antwortete sie dann mit ihrem typischen Grinsen und kräuselte dann ihre kleine Nase, sah hilfesuchend zu Sohye hoch: ,,Ich muss mal ganz dringend.."

Die Sozialarbeiterin verstand sofort und Jimin gab Naeun in ihre Obhut, damit die beiden Damen sich gemeinsam nach einer Toilette umschauen konnten, während die Jungen auf die Beiden warten würden.

Einige ließen sich auf die Bänke nieder, die hier und dort standen, die Anderen bevorzugten es, zu stehen. Sie würden gleich auch fahren, es war schließlich schon ziemlich spät. Sie hatten alle den Abend genossen, mehr als ein jeder sich hat vorstellen können. Es tat nämlich verdammt gut, sich einfach mal in eine Achterbahn zu setzten, alle Pflichten und Aufgaben abzulegen und eine Fahrt lang an nichts anderes zu denken als die berauschenden Gefühle, die mehrere Loopings und scharfe Kurven in einem auslösten. Man würde in seinem Leben ja noch genügen Zeit zum Erwachsen sein haben.

,,Und.. wie war das Riesenrad für dich so?"; fragte Taehyung nun seinen besten Freund, der ihn überrascht ansah und dann seinen Blick wieder langsam zu Boden richtete.

,,Naeun vermisst ihre Mutter. So sehr.. es bricht mir das Herz, sie so zu sehen. Es tut so unglaublich weh Taehyung.. wieso.. wieso kann ich sie nicht immer lachend sehen?"

Der junge Mann, der neben Jimin an dem knallroten Geländer lehnte, verschränkte die Arme und schaute auf zum Himmel, legte sich die Worte in seinem Kopf zurecht, überlegte, was er wohl sagen sollte.

,,Du weißt erst, dass du lebst, wenn du sowohl gelacht, als auch geweint hast. Naeun ist ja ach nur ein Mensch. Und in unseren Leben gehört es nun mal zum Programm, das wir weinen, wenn uns das Herz gebrochen wird und uns freuen und glücklich sind, wegen etwas. Das ist halt so. Das Einzige, was du machen kannst und was wirklich eine gewisse Wirkung hätte.. ist für sie da zu sein", raunte Taehyung leise und verursachte Jimin somit eine Gänsehaut. Beinahe genau so stand es doch auch damals in dem Brief von Eden.

,,Das macht nämlich unter anderem den Unterschied zwischen Papa und Vater aus. Und glaub mir Jimin, du meisterst das Ganze besser, als wir Anderen es gemeinsam hinbekommen hätten. Du bist ein super Papa, wirklich", versuchte er ihn aufzumuntern und klopfte ihm auf den Rücken, massierte kurz lachend seine Schulter.

,,Dankeschön"; hauchte Jimin und sah mit einem Lächeln auf den Lippen zu Taehyung, der nur zufrieden nickte und sich danach zu Yoongi und Hoseok gesellte, die noch schnell nachsehen wollten, ob das eine Kettenkarussell noch geöffnet war. Bevor sie dann allerdings losgehen konnten, wurden sie von einer jungen Frau aufgehalten, die auf sie zugerannt kam.

Jimin brauchte zwei Sekunden um zu checken, dass es Sohye war. Eine weitere Sekunde, um zu erkennen, dass sie alleine und nicht in Begleitung Naeuns war, wie es eigentlich hätte sein sollen. Das Letzte was er registrierte war der aufgelöste und verzweifelte Ausdruck im Gesicht der Sozialarbeiterin, die sich direkt an Jimin wand, der nicht mal nach seiner Tochter fragen musste, da bekam er bereits seine Antworten.

,,Es tut mir so leid.. ich habe mich nur einmal umgedreht und d-dann war sie weg..! Ich kann es mir auch n-nicht anders erklären..! Oh Gott, es tut mir so leid, ich hätte sie nicht auch nur eine S-sekunde aus den Augen lassen dürfen..!"

,,Stimmt, das hättest du nicht", antwortete Jimin. Seine Stimme war so kühl, das selbst er beinahe zusammen zuckte. Die Sorge, die sich in seiner Magengegend ausbreitete, verdarb ihm die Laune. Er spürte, wie das Blut fast dreimal so schnell wie normalerweise durch seine Adern gepumpt wurde und sah die junge Frau giftig an, trat ziemlich nah an sie heran: ,,Wo. Wo hast du sie zuletzt gesehen? WO?!"

Zum Ende hin hob er seine Stimme an, dass er sie ungewollt angebrüllt hatte. Bewusst wurde ihm das erst, als Namjoon ihm warnend eine Hand auf den Arm legte. Jimin würdigte ihn jedoch keines Blickes. Ihm war es auch herzlich egal, dass er lauter geworden war. Wenn es sein musste, würde er sie noch aggressiver und lauter zusammen scheißen, denn er wollte nur Naeun wieder sicher in seinen haben.

,,E-es tut m-mir wirklich u-unendlich Leid..!"; wimmerte Sohye, der Tränen in die Augen stiegen. Sie fuhr sich immer wieder durch ihr Haar und sah entschuldigend zu Jimin, der sich längst von ihr weg gedreht hatte. Stattdessen klärte er schnell und präzise mit den restlichen Mitgliedern der Band, wie sie sich aufteilen und wo sie suchen würden.

,,I-ich kann .. ich möchte helfen..-"

,,Setz' dich einfach hin", fuhr Jimin sie gereizt an und schluckte feste: ,,Sonst müssen wir dich am Ende auch noch suchen."

,,Jimin, es reicht, es ist nicht ihre Schuld", schaltete sich nun auch Seokjin ein, der die Nase voll hatte. Jeder konnte verstehen, wie Jimin sich fühlen musste, aber zugleich war eben das auch das Problem: niemand verstand wirklich, wie er sich gerade fühlte.

,,Ist mir egal", knurrte er und joggte bereits los, Taehyung folgte ihm und blieb ihm dicht auf den Fersen. Jimin achtete auf nichts und niemanden mehr sondern konzentrierte sich auf Naeun, die momentan irgendwo in diesem Park war und vermutlich schreckliche Angst hatte. Und mit diesem Gedanken beschlich auch Jimin eine so verschluckende Form der Angst, dass sich mit jeder Sekunde der Klumpen in seinem Hals vergrößerte.

,,NAEUN!", rief er verdammt laut, dass ihm der Hals weh tat. Die Fahrgeschäfte hatten bereits allesamt geschlossen, sie konnte doch auch nirgendwo sein.. und was, wenn sie irgendwo eingesperrt war? Um Himmels Willen..

Jimin blieb stehen, atmete hektischer und sah sich um, in jede Richtung. Er war dabei jeden Weg schon einmal abgelaufen, mindestens zweimal. Er wollte sie doch nur in Sicherheit wissen, in seinen Armen, war das denn zu viel verlangt?

,,Jimin!", rief plötzlich Namjoon und der junge Vater fuhr zu ihm herum, stürzte dann auf den Leader der Band zu, der den kleinen Engel im Arm hielt. Namjoon musste nicht erklären, wo und wie er sie gefunden hatte, denn Jimin riss ihm seine Tochter behutsam aus dem Arm und presste sie erleichtert an seinen Körper. Während er seine Hand auf ihren Hinterkopf legte und die Augen schloss, damit sich sein Puls ebenfalls beruhigen konnte, schlang Naeun ihre Arme und Beine um ihren Papa.

,,Oh Gott, ich hab mir solche Sorgen gemacht.."

,,Tut mir leid, Papa."

,,Es ist Alles gut, dir geht es ja gut und du bist ja jetzt hier", flüsterte er leise. Der Schock saß ihm und den Anderen noch immer tief in den Knochen. Auch als sie in die Autos stiegen, waren sie eigentlich noch viel zu aufgewühlt, um sich jetzt zu setzen.

Jimin wechselte an jenem Abend auch kein weiteres Wort mehr mit Sohye. Auch wenn er es nicht wollte, so gab sein Unterbewusstsein ihr die Schuld an Naeuns kurzfristigem Verschwinden. Was er nicht wusste war, dass die junge Frau wirklich keine Schuld hatte, an dem Vorfall.

Was er ebenfalls nicht wusste war, dass ein Mann, der nicht um der Karusselle Willen im Freizeitpark gewesen war, den Zwischenfall zu Verantworten hatte. Der Fremde hat die Beleuchtung und Musik eines kleinen Süßigkeitenstands wieder aufleben lassen und das junge Mädchen so von ihrer Begleitung getrennt.

Und als dann alle nach dem Mädchen suchten, dass zuerst begeistert der Musik lauschte und danach verängstigt nach ihrem Papa und ihrer Gruppe suchte, machte der Fremde Fotos von ihr, von der Fünfjährigen. Fotos, die er jemand Anderem schicken würde.

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PAPA || pjm.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt