e i g h t

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,,children's honesty can make your day"

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Jimin öffnete seinen Mund, wollte etwas sagen, ließ es dann allerdings bleiben. Er wusste nicht so Recht, was er dem Mädchen antworten sollte, ob er ihr Recht geben sollte. Eigentlich ja schon, schließlich war er sehr wahrscheinlich ihr Vater. Aber diese Tatsache war ihm noch immer so fremd, die Worte blieben ihm weiterhin so fern und so unaussprechlich, dass er es nur zu einem verlegenen Lächeln und verzweifelten Schulterzucken brachte, gefolgt von einem zaghaften Nicken.

Das allein reichte allerdings, um das Mädchen in Euphorie zu versetzen, die dann sofort von dem Stuhl sprang und laut kichernd um den Tisch rannte, um sich kurz darauf auf Jimins Schoß zu werfen. Sichtlich überfordert mit der Situation starrte er auf Naeun, die glücklich mit den Beinen strampelte und sich dann aufrappelte, um sich richtig hin zu setzten. Geschickt krallte sie sich dafür in seinem Pulli fest.

,,Bin ich froh, dich endlich zu sehen und umarmen zu können", grinste sie ihn an und verlieh ihrer Aussage an Kraft, indem sie ihre schlanken Ärmchen um seinen Oberkörper legte, die Augen schloss und auch ihren dunklen Lockenschopf gegen seine Brust drückte.

Es schmolz sein Herz und auch das der restlichen Anwesenden, die mit teils verzückten und teils überraschten Gesichtsausdrücken das Aufeinandertreffen des Vaters und seiner Tochter mit ansahen.

Aus reinem Reflex erwiderte Jimin die Umarmung und legte seine Arme um die zierliche Gestalt der Fünfjährigen, die sich sofort noch wohler zu fühlen schien. Jimin wusste nicht wie ihm geschah, denn urplötzlich kribbelte es in seinem Herzen. Die Wärme, die Naeun in ihm auslöste fuhr ihm durch die Haut hindurch, in seine Muskeln und Knochen, ganz tief in seine Zellen - er spürte diese Nähe, diese angenehme Wärme so intensiv, wie er lange nichts mehr empfunden hatte.

Ihr Körper in seinen Armen fühlte sich so real, so perfekt an. Er hielt zum ersten Mal dieses Mädchen in seinem Arm und wusste sofort, dass sie wie füreinander gemacht waren. Unmerklich senkte Jimin seinen Kopf, seine Nase berührte das weiche Haar Naeuns, welches ganz wunderbar duftete.

Der junge Mann war selbst völlig geflasht von seiner plötzlich so genauen Wahrnehmung und den Feuerwerken in seinem Inneren. Er wusste nicht wie er es beschreiben sollte. Normale Wörter besaßen zu wenig Ausdruck, zu wenig Bedeutung, um die Bindung auszudrücken, die sich binnen weniger Sekunden zwischen den Beiden entwickelt hatte.

,,Das Essen wir kalt", meldete sich dann Yerin, die als Einzige die Courage besaß, diesen intimen Moment zu unterbrechen: ,,Naeun, lass Jimin doch in Ruhe frühstücken und setz'dich erst mal."

Das Mädchen seufzte leise und löste sich dann von Jimins Brust, sah ihm in die Augen und schenkte ihm ein Lächeln, welches er nur erwidern konnte, selbst wenn er nicht wollte.

,,Ist gut."

Naeun rutschte von Jimins Schoß und begab sich wieder zu ihrem Platz am Tischende, neben Yerin, die ihr fürsorglich eine Haarsträhne hinter das Ohr strich und Hoseok, der nicht anders konnte, als die Fünfjährige wie ein Weltwunder zu betrachten, mit Augen so groß wie Billardkugeln.

,,Darf ich etwas von dem Rührei haben, bitte?", fragte sie ihren Tischnachbarn, der perplex blinzelte und sie fragend ansah, dass Yoongi neben ihm sich vorbeugte, um ihren Teller zu nehmen und etwas von dem Ei dort drauf zu legen.

Die Anderen lösten sich mit der Zeit ebenfalls aus ihrer Trance und fingen an zu frühstücken. Es herrschte eine peinliche Stille, niemand wollte etwas sagen, man sprach nur das Nötigste, wie die Bitte nach dem Käse oder einer weiteren Brotscheibe. Ansonsten klirrte hin und wieder leise das Geschirr, jeder kaute und versuchte sich einen Punkt in der Einrichtung zu suchen, auf den er sich fixieren konnte oder die Inhalte auf der Saftverpackung genauestens zu inspizieren.

Nur ein Augenpaar schwang zwischen Allen hin und her. Das von Naeun, die beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte, wieso auf einmal jeder schwieg.

,,Seid ihr immer so?"

Diverse Köpfe schossen zu der Fünfjährigen, die ihr Glas abgestellt hatte und ihre Stirn in Falten zog.

,,Was meinst du?", war es Namjoon, der für den Rest antwortete.

,,Ob ihr immer so.. langweilig seid?"

Taehyung musste lachen, da er jedoch gerade an seinem Wasser nippte, verschluckte er sich derbe. Hoseok klappte der Mund auf, der das auf jeden Fall als beleidigend empfand, von einem Kind als unlustig dargestellt zu werden, wo er mit Abstand sehr viel mehr war, als.. langweilig.

,,Wir sind nicht langweilig", verteidigte Yoongi sich und seine Band, hörte kurz auf in seinem Ei mit der Gabel herum zu stochern und zwinkerte dem Mädchen kurz zu: ,,Wir sind alle nur ein wenig eingeschüchtert von dir."

,,Also seid ihr Feiglinge?"

Jetzt war es Jin, der wegen der amüsanten, kindlichen Ehrlichkeit zusammenzuckte und seinen Stolz für den Moment herunter schluckte. Bevor er etwas darauf erwidern konnte, grinste Naeun etwas breiter:

,,Aber das geht doch gar nicht. Ihr seid unbesiegbar. Ihr seid doch bulletproof."

Sobald diese Formulierung fiel, konnte sich auch Jungkook nicht mehr zusammen reißen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, versuchte sein lautes Gelächter irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Auch auf Jimins Lippen brannte ein breites Grinsen. Taehyung hatte sich ein zweites Mal verschluckt und selbst Yerin sah die Fünfjährige verdutzt an, die sich nur stolz zurück lehnte und ihre Tante angrinste.

,,Das habe ich von Mama. Sie hat mir gezeigt, wie Flachwitze gehen. Mama meinte auch, dass die, die über diese Witze lachen, entweder einen schrecklichen Humor haben, oder... ", sie sah sich in der Runde um: ,,...sehr, sehr gute Freunde werden könnten."

Damit war die Anspannung am Esstisch gelockert und die Jungs fingen an Naeun und auch Yerin in kleine Gespräche zu verwickeln, sie nach belanglosen Dingen zu fragen. Jin zum Beispiel hatte als er fertig mit Essen war, Hoseok von seinem Stuhl geschubst, um sich mit der Gleichgesinnten auf dem Gebiet zu unterhalten, dass sie beide zu beherrschend verstanden. Sie tauschten sich über verschiedene Sprüche und Flachwitze aus, die für Jimins Ohren wirklich unfassbar schlecht und unlustig waren, aber der Fünfjährigen eine ungeheure Freude bereiteten.

Während er also mit einem unerklärlichen Glücksgefühl im Bauch dem hellen Lachen des Mädchens lauschte, das sich mit seinem Bandkollegen unterhielt, der ihr zuvor noch am skeptischsten eingestellt war - da musste natürlich etwas dieses harmonische Bild zerstören.

Diesmal war es die Klingel der Haustür. Sejin, ihr Manager war da.

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PAPA || pjm.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt