t h i r t y - n i n e

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,,I don't know who I am without you"

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Der Zusammenstoß mit der Frau und der Medikamentenskandal liegen nun etwas über eine Woche zurück. Jimin und die Jungs sind heute auch wieder im Management, für das Training, aber auch für eine weitere Besprechung der Dinge.

Sie alle versuchen möglichst wenig Druck auf Jimin auszuüben und ihn so weitgehend wie es nur irgend möglich ist, von allem abzuschirmen. Doch die Zweifel an seiner Unschuld wurden immer größer. Und mit den Zweifeln und der Voreingenommenheit, die Jimin natürlich irgendwie mitbekam, wurde er auch jeden Abend anfälliger für die Stimmen in seinem Kopf.

Jede Nacht aufs Neue dominierte sein Hass auf sich selbst seine Gedanken und Handlungen. Immer wieder kam ihm der Gedanke einfach zu gehen, wie er es auch in den letzten Monaten immer wieder überlegt hatte. Naeun war ihm allerdings der stärkste Anker, der stärkste Faktor, der ihn dennoch dazu bewegte, weiter zu machen und die Schmerzen zu ertragen. Dass er irgendwie überlebte, hieß jedoch nicht, dass er es sich einfach machte.

In den letzten Tagen hat er kein einziges Mal wirklich mit der Band gemeinsam gegessen. Er hungert sich, quält sich bis an den Rand der Erschöpfung und trainiert noch härter als so manch anderes Mitglied. Das ist seine Weise, sich selbst zu bestrafen. Jimin hat das Gefühl, dass es das Universum und das Schicksal auf ihn abgesehen haben. Wenn dem wirklich so wäre und sie ihn leiden sehen wollen, dann würde er ihnen behilflich sein.

Er hat auch oft mit dem Gedanken gespielt, sich auf anderen Wegen irgendwie die gewünschten Schmerzen zuzufügen. Seine Haut wollte er allerdings nicht verletzten. Immer wenn seine Fingerspitzen über die scharfen Klingen seines Rasierers fuhren, versuchte die Stimme in seinem Kopf ihm weiß zu machen, dass es ja genau das sei, was ihm die ersehnte Befriedigung bringen würde. Und genau dann flammte Naeuns Gesicht vor ihm auf und er malte sich aus, wie sie ihn nach den Narben fragen würde. Die Jungs haben ihm außerdem damals noch weiterhin vertraut, weil sie wirklich wussten, dass er sich nichts antun wollte. Seine unangetasteten Unterarme und narbenfreier Körper waren für sie Bestätigungen seines Wunsches gewesen.

Rückversicherungen, die er jetzt zum Beispiel nicht mehr hatte. Wie sollte er ihnen jetzt glaubhaft machen, dass er nicht damit zu tun hatte, wenn es nur sein Wort war, welches gegen die Handlungen sprach, die in der Öffentlichkeit weiterhin durchgekaut wurden?

,,..und abgesehen davon, gibt es schlechte Neuigkeiten", seufzte Sejin und rieb sich gestresst die Schläfen, Jimin setzte sich aufrecht auf. Naeun war wieder bei ihrer Lieblingsstylistin untergebracht, damit die Gespräche nicht an ihre Ohren gelangen würden.

,,Gibt es wirklich noch etwas, was die Situation noch verschlimmern würde?", fragte Hoseok und hatte versucht irgendwie seinen Optimismus in die Runde zu werfen, was ihm grandios misslang.

,,Der zweite Vaterschaftstest, den die Anwälte von Owen angeordnet haben.. scheint das komplette Gegenteil von unserem eigentlichen Ergebnis zu sein. Denn demnach scheint Jimin wirklich nicht der Vater zu sein."

Jimins Herz hat bereits dann ausgesetzt. Er hatte gehofft, sich verhört zu haben, aber als ihr Manager dann das Dokument auf die Tischplatte legte, welches diese irrsinnige Aussage tatsächlich belegte, wusste er wirklich einfach nicht, was er machen sollte. Weinen? Worüber? Wenn Naeun ihm genommen wurde, würde er auch dem letzten Bisschen seiner eigentlichen Identität beraubt werden. Und wenn das geschah.. was suchte er dann noch hier? Wieso hielt er dann noch durch?

,,Aber der Gerichtstermin, der entscheidet, ob Naeun bei Jimin bleibt oder nicht ist doch erst in drei, vier Wochen. Wir haben noch Zeit, das heißt doch noch nichts, ich meine.. dann machen wir halt noch einen..!", meldete sich Taehyung sofort zu Wort und sah immer wieder hilflos zu seinem besten Freund, dann in die restlichen Gesichter am Tisch.

Auch wenn er ihm vielleicht im Punkto Skandal nicht komplett vertraute, so würde er seine Hand für Jimin und Naeun ins Feuer legen. Sie waren Vater und Tochter, sahen sich ähnlich und waren vom selben Schlag. Und ob ihnen das nun über ein Blatt Papier versichert wurde oder nicht, diese Tatsache würde sich für ihn nicht ändern.

,,Also können wir nichts machen?", fragte Namjoon leise und der Manager lehnte sich zurück und schüttelte sachte den Kopf: ,,Nein. das Einzige, was wir machen könnten jetzt, ist abwarten. Die Anwälte von Owen wollten morgen ebenfalls schauen und die Begutachter und jemand den er selbst vom Jugendamt engagiert hat, wollten sich eigens von Naeuns Wohlbefinden überzeugen-"

,,Das ist doch der letzte Dreck", zischte Jungkook und presste seine Lippen sofort wieder zusammen, sah zur Seite. Irgendwie war es auch sein Kampf, andererseits würde es nichts bringen jetzt so zu fluchen.

,,Ich würde vorschlagen, ihr fahrt nach Hause. Es ist spät, ruht euch aus, tankt neue Kraft nach, das ist das Beste, was wir machen können. Wir müssen jetzt abwarten", beendete Sejin die Sitzung im Konferenzraum und sie packten ihre Sachen zusammen, machten sich auf den Weg nach draußen.

,,Taehyung..", hauchte Jimin leise und zog mit trübem Blick am Ärmel seines Freundes, der nur nickte und Jimin aufmunternd auf die Schulter klopfte, ehe er Naeun holen ging. Jimin wollte nicht, dass sie ihn so ausgelaugt sah. Er brauchte jetzt erst ein paar Minuten, um sich die Maske wieder über zu ziehen.

Währenddessen gingen sie bereits in die Eingangshalle des Managements, wollten dort auf Tae und Naeun warten, wurden dann allerdings bereits von jemand Anderem erwartet.

,,Was wollen sie hier?", fragte Namjoon in perfektem Englisch den Amerikaner, der mit einem selbstgefälligen Grinsen in dem Eingangsbereich stand und die Hände tief in seinen Manteltaschen vergraben hatte. Hinter ihm erkannten sie seinen Anwalt wieder und einen weiteren Mann, der sein Gesicht zum Großteil von seinem Haar und seiner Kapuze bedeckt hielt.

Owen gab seinem Anwalt ein Zeichen, der daraufhin etwas nach vorne trat und sich räusperte: ,,Herr Bishop ist hierher gefahren, um sie alle persönlich nochmals darauf hinzuweisen, dass sich das Ganze auch friedlich regeln ließe. Es muss nicht hässlich werden, wenn sie sich endlich dazu bereit erkennen, das Mädchen in die rechtmäßige Obhut Owens zu geben. Herr Bishop wollte sie jetzt ein letztes Mal ..", der Anwalt richtete seine Brille und leckte sich nervös über die Lippe: ,,.. freundschaftlich um ihre Kooperation bitten."

,,Wir haben es ihnen schon einmal gesagt. Wenn sie wirklich so weit gehen wollen und weiterhin nicht locker lassen, werden wir uns vor Gericht wieder sehen. Ende der Geschichte", knurrte Namjoon, baute sich vor dem Anwalt auf. Hoseok und Jungkook waren direkt hinter ihm und sahen so aus, als würden sie Namjoon mit Freuden helfen, würde sich der Leader dazu entscheiden, dem kleinen Mann die Fresse zu polieren.

Taehyung kam mit Naeun im Arm an gejoggt und reichte sie sofort Jimin, der sie stumm an seine Brust drückte und Owen die Stirn bot, der ihn mit einem kühlen Blick begegnete.

,,Also wenn sie uns jetzt entschuldigen würden; einen schönen Abend ihnen noch", brummte Namjoon und damit ließen sie den Amerikaner und seine Leute einfach stehen, verließen das Gebäude und machten sich auf den nach Hause Weg.

,,Sir?", fragte der unscheinbar Vermummte, der Informant, der Owen jegliche Information beschafft hatte.

,,Folge ihnen. Bleib auch diese Nacht nah beim Haus. Vielleicht schaffst du es, ein brauchbares Foto zu schießen. Kann mir gut vorstellen, dass die sich in die Haare kriegen werden", lachte Owen leise und wandte sich ebenfalls zum Gehen: ,,Und am Ende bin ich der nette Amerikaner, der viel besser auf ein Kind vorbereitet zu sein scheint. Die Sache sollte spätestens jetzt gelaufen sein."

Was Owen in diesem Moment nur so daher sagte, sollte sich sehr bald bewahrheiten.

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PAPA || pjm.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt