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Flashback Somi

Ich war den ganzen restlichen Tag aufgeregt. Ich hatte Angst. Angst davor, dass er das wieder machen wird. Aber ich muss jetzt gehen, sonst macht er etwas schlimmeres.

Es ist bereits 21:45 Uhr und ich ziehe mir gerade etwas dickes an. Es ist draußen zwar nicht kalt, aber bei ihm weiß man ja nie wo er hinschaut oder was er macht.

Genau um 21:57 Uhr bin ich fertig und gehe leise nach unten, damit ich nicht meine Eltern wecke. Ja, meine Eltern schlafen immer schon um 21:00 Uhr, weil sie viel arbeiten und deshalb auch sehr früh aufstehen müssen.

Vor der Haustür ziehe ich noch meine Schuhe und meine Jacke an und gehe so leise wie möglich raus. Ich sehe schon meinen Onkel, der vor seinem Auto steht und in meine Richtung schaut. Mit langsamen Schritten gehe ich zu ihm.

"Da bist du ja endlich. Steig ein!", er packt mich fest am Arm und schubst mich zur Beifahrerseite, als wäre ich ein Sack, dass er herumwirft. Ich schnalle mich schnell an und sehe zu, wie er einsteigt und ohne sich anzuschnallen einfach losfährt.

"W-wo fahren wir hin?", traue ich mich nach einigen Minuten der Stille zu fragen und schaue ihn an.

"Das wirst du schon sehen und jetzt sei leise!", zischt er. Ich nicke schwach und schaue auf meine Hände, die zusammengefaltet auf meinem Schoß liegen.

Die ganze Fahrt lang habe ich nicht aufgeschaut und nichts mehr gesagt. Ich hatte so große Angst, dass ich mich nicht einmal getraut habe zu atmen.

Flashback Ende

"Als wir dann dort endlich angekommen sind, standen wir vor einem Gebäude. Es war nicht klein, aber auch nicht groß. Ich habe ihn gefragt, was wir dort machen und er sagte, dass wir Spaß haben werden und hat mich pervers angegrinst. In diesem Moment verstand ich wo wir sind und auch was wir hier machen werden. Ich wollte mich umdrehen und weglaufen, aber er hielt mich am Arm fest und zog mich mit in das Gebäude", erzählt meine Schwester weiter.

"U-und hat er dich dann vergewaltigt?", will ich wissen.

"Nein, noch nicht. Er hat mich in ein Zimmer gebracht. Es war das Büro vom Besitzer. Er hat mich etwas unterschreiben lassen. Ich wollte es mir zuerst durchlesen, doch unser Onkel hat es nicht zugelassen, also musste ich einfach unterschreiben. Während ich unterschrieb (das hört sich irgendwie komisch an), habe ich ganz genau die Blicke von diesen perversen Schweinen auf mir gespürt", sie macht eine kurze Pause und schließt ihre Augen.

"Was ist dann passiert?"

Sie öffnet wieder ihre Augen und schaut tief in meine.

"Wir sind aus dem Büro gegangen. Vor der Tür sind wir dann stehen geblieben und unser Onkel hat mir erklärt, wieso wir hier sind"

"Was hat er gesagt?"

"Er sagte, ich hätte jetzt einen Job. Ich war verwirrt und habe ihn gefragt, was für eines es ist. Ich sollte ab jetzt jeden Tag um 22:30 Uhr hier sein und mit fremden Leuten...du weißt schon...rummachen und so", ich nicke und sie fährt fort.

"Dann sagte er, dass er mein erster Kunde ist. Er hat mich in eines der vielen Zimmer gezogen und mich auf das Bett geschmissen. Ich fing an zu weinen und versuchte zu fliehen, doch er fesselte mich ans Bett und hat mich dann vergewaltigt. Es war nicht mein erstes Mal, weil er mich mit 11 Jahren schon vergewaltigt hat, aber es tat wie beim ersten Mal weh. Vielleicht sogar mehr", erzählte sie zu Ende. Dann war es still. Ich war überrascht. Sie hat schon mit 11 Jahren ihre Jungfräulichkeit an ihrem Onkel verloren und musste dann mit fremden Männern jeden Tag vögeln.

"Nach einem Jahr", reißt sie mich aus meinen Gedanken,"war ich wie immer wieder auf dem Weg zu diesem Gebäude. Aber da habe ich nicht mitbekommen, dass ich verfolgt wurde. Von unseren Eltern. Unsere Mutter war an diesem Tag schwanger. 8. Monat. Wir haben dich erwartet und deshalb habe ich mich dazu entschlossen mit dem Ganzen aufzuhören. Ich war tief drinnen in einem schwarzen Loch gefangen und wurde immer mehr reingezogen. Es war schwer diese Entscheidung zu treffen, aber ich wollte nicht, dass du so eine Schwester hast. Eine Schwester die von mindestens fünf Männern in einer Nacht gefickt wird. Ich wollte mit dem Besitzer reden, aber ich wollte nicht, das unser Onkel etwas davon mitkriegt. Zu meinem Pech war mein Onkel genau in diesem Moment in seinem Büro und als er mich sah, wollte er wissen, wieso ich den Besitzer besuche, weil dort kein Arbeiter wie ich den Besitzer besucht. Nur in irgendwelchen Notfällen. Ich habe geschwiegen und wollte nichts sagen. Das hat ihn aggressiv gemacht und wieder wollte er mich in einem Zimmer vergewaltigen. Da sind unsere Eltern aber aufgetaucht und dann habe ich ihnen alles erzählt. Ich habe mit dieser Arbeit aufgehört, um beim Unternehmen zu arbeiten"

"Was ist dann mit unserem Onkel passiert?"

"Wir wollten die Polizei rufen, was wir auch getan haben. Doch bevor sie kommen konnten, hat sich unser Onkel vor meinen Augen erschossen"

Eigentlich weiß ich ja jetzt einiges, aber eines verstehe ich noch immer nicht.

"Wieso haltest du mich dann hier fest? Tae's Oma hat uns gesagt, dass du gegangen bist, weil du nicht wolltest, dass ich so wie du werde und dass unsere Eltern dir mit allem geholfen haben, als du nicht bei uns warst"

"Wieso? Ich sag dir wieso. Ich bin gegangen nach deiner Geburt, ja, aber ich wollte nie von meinen Eltern getrennt werden. Wegen dir musste ich sie verlassen! Ich habe sie jeden einzelnen Tag vermisst und konnte sie nicht einmal für eine Stunde besuchen. Ich habe sie im Jahr nur einmal gesehen und das war an meinem Geburtstag. Soll ich dir noch was sagen? Ich wusste nicht einmal, dass meine Eltern gestorben sind. Ich habe es erst 3 Monate später erfahren, als sie nicht zu meinem Geburtstag gekommen sind. Seit dem Tag feiere ich mein Geburtstag nicht mehr", haut sie alles raus, bevor sie eine kurze Pause macht.

"Ich will, dass du das selbe erlebst, was ich erlebt habe. Die ganzen Schmerzen. Eigentlich hab ich ihm gesagt, dass ich dich nicht verletzen werde, aber ich halte es nicht mehr aus. Ich habe all die Jahre auf diesen Moment gewartet", sagt sie. Ich kann ihren Hass ganz deutlich aus ihren Augen erkennen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich gerade keine Angst habe.

Plötzlich nimmt sie etwas aus ihrer Jackentasche. Eine Spritze.

Never Forget You || Vkook || fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt