- Ich glaube das ist mein Paradies -
,,Kennst du das auch?"
,,Mmh?"
,,Das Gefühl, wenn du in die Wolken siehst und dir nichts sehnlicheres als Freiheit wünscht?", flüsterte ich und legte meinen Kopf schief, in der Hoffnung das Bild des strahlend blauen Himmels und den getupften Wolken, aus einer anderen Perspektive zu sehen. Wir waren nun schon das dritte mal hier. An unserem Ort. Denn wir beide merkten, dass es uns hier am besten ging. Es war, als würden sich unsere beiden Welten vereinen. Als könnten wir die Gefühle des anderen spüren. So nah wie hier waren wir uns sonst nirgendwo.
,,Ja", entgegnete Davis. Auch sein Blick war in den Himmel gerichtet.
Still lagen wir nebeneinander in dem hohen Gras. Zwischen all den schönen Blumen, welche die Lichtung so unfassbar gut riechen ließen. Das Gras kitzelte an meinem Nacken und meinen Beinen. Aber es fühlte sich gut an. Hinaufzublicken und für ein paar Stunden alles zu vergessen.,,Früher war ich schon als kleiner Junge oft am Silverlake. Wenn ich Probleme hatte oder es mir einfach scheiße ging. Ich habe oft in den Himmel gesehen und mir gewünscht, einfach wegzufliegen und dem ganzen hier zu entkommen. Bevor sich mein Leben vor einigen Jahren so sehr veränderte, war ich dem jetzigen Ich ziemlich ähnlich. Fast schon poetisch." Er grinste, dennoch merkte ich, wie ernst er seine Worte meinte. ,,Ich wollte schon früher immer weg von hier."
Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite. Die Haarsträhnen vielen in sein Gesicht. Sie Sonne warf verschwommene Muster auf seine strahlende Haut.
,,Das Paradies in deinem Kopf? Hast du es auch?"
,,Mag sein", murmelte er und schloss langsam seine Augen. ,,Erzähl mir davon."
Fast schon etwas überrumpelt versuchte ich mir die passenden Worte zurechtzulegen.,,Ich glaube ich habe noch nie darüber gesprochen. Es existiert, wie gesagt auch nur in meinem Kopf. In den vergangen Monaten ging es mir furchtbar. Ich war einsam und ich fühlte mich so zerdrückt. Als sei ich ein Lebewesen, welches jedoch nur Atmen konnte, wenn es jemand steuerte - wie determiniert. Ich lag Tage ich Bett. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, wie es ist einfach nicht aufstehen zu wollen. Nicht weil man faul ist, sondern weil man es nicht schafft. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass es nicht möglich war. Die weißen Wände und die Stille haben mich zerdrückt. Dann habe ich mich immer an diesen Ort gewünscht. Mein Paradies. Es war still, aber es war eine andere Stille. Und es war einsam, dennoch fühlte ich mich nicht allein. Ich habe mir nicht gewünscht zu sterben. Mein einziger Wunsch war es dort hin zu gelangen, was oder wo auch immer sich dieses Paradies auch befinden mochte - bislang dachte ich, mein Tod sei der einzige Ausweg."
,,Ja", flüsterte er und nickte. ,,Ich kenne das Paradies. Leider ist meines immer grau gewesen. Aus Asche und Alkohol bestehen. Ich habe mir all die Jahre eingeredet, dass das die Lösung meines Problems ist. Letztendlich hat es all das nur noch schlimmer gemacht. Willst du die Wahrheit hören?", fragte er, seine Augen noch immer geschlossen.
Ich nickte gespannt. Natürlich wollte ich.,,Ich denke, du solltest nicht zwanghaft versuchen dorthin zu gelangen. Aus deinem Leben zu entkommen und all die schönen Dinge wegzuwerfen, denn die gibt es ganz bestimmt. Egal, ob du sie sehen kannst oder nicht. Früher oder später werden wir ohnehin sterben müssen. Wir sollten einfach versuchen, dass unser Paradies Wirklichkeit wird. Keineswegs soll es unser Fluchtweg sein, unsere Lösung für unsere Probleme. Denn wir müssen Leben. Die harte Realität - und so ist es nun mal. Einen Ausweg aus dem Leben zu suchen ist vielleicht eine Zwischenlösung, aber wer sagt, dass aus einem Paradies nicht eines Tages die Hölle werden kann? Wir müssen das Paradies zu uns holen. In unsere kleine Wirklichkeit. Und ich bin mir sicher das wir das zusammen schaffen."

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Herzenskämpfer
Novela Juvenil»Wenn jeder Atemzug zu einem Geschenk wird« Seit sieben Jahren leidet Loucy an Leukämie. Ihr halbes Leben lang kämpft sie mit dem Tod. Ihre Kraft und ihr Glaube daran, gesund zu werden, sind längst verblichen. Dann trifft sie auf Davis. Ein Tumor, d...