- Bis nach einem Knall die womöglich schönsten Lichter der Welt auf uns hinab fielen -
Mit gierigen Blicken starrte ich auf die große weiße Uhr an der Wand, nahezu zählte ich die Sekunden. Auch, wenn es bewölkt war, schafften es dennoch vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke hindurch, und schienen durch das hohe Fenster meines Zimmers. Ich saß im Schneidersitz auf meinem Bett, wartete jede Sekunde darauf, das sich die Tür öffnete.
1...2...3...Ich musste schmunzeln. Die letzten Wochen waren gefühlt in eben diesen drei Sekunden vergangen. Ich verstand einfach nicht, warum die schönsten Momente die waren, die am ehesten endeten. All die Jahre zuvor hatten sich selbst Tage wie Monate und Monate wie Jahre angefühlt. Jetzt, wo alles perfekt war, musste ich nur zu blinzeln und eine weitere Woche war um.
Endlich klopfte es an der Tür. Ich brauchte gar nicht erst etwas entgegnen, denn in der selben Sekunde stand Mum mir strahlend gegenüber. Sie trug ihren Knielangen Rock, ihre weiße Bluse und den langen dunklen Mantel. Auch, wenn es gerade ein mal Oktober war, waren die Temperaturen in den letzten Tagen deutlich gesunken.
Schnell sprang ich auf und zog sie in meinen Arm. Noch immer war diese Geste so surreal. Noch immer konnte ich nicht glauben, dass sie tatsächlich zurück war. In den letzten Wochen war sie jeden Tag nach der Arbeit zu mir in die Klinik gefahren. Fast immer hatte sie mir Schokolade oder Kuchen aus meiner lieblings Konditorei mitgebracht.,,Du siehst großartig aus", sagte Mum lächelnd und küsste meinen Scheitel. ,,Danke", entgegnete ich und schielte an mir herunter. Meine blaue Jeans saß mittlerweile wieder perfekt an mir, vermutlich, da ich in letzter Zeit deutlich zugenommen hatte. Nicht, dass mich das störte - im Gegenteil, es fühlte sich endlich nicht mehr krank an. Ich wackelte mit meinen Füßen, an denen die neunen schneeweißen Sneaker saßen, die mir Mum aus Virginia mitgebracht hatte.
Mit einer sicheren Handbewegung fuhr ich mir durch die leichten Wellen, die ich in letzter Zeit nur noch trug, da sie mein Haar so viel voluminöser aussehen ließen.,,Hier", fuhr sie fort und reichte mir das quadratische Päckchen, welches mit rosafarbenem Geschenkpapier umwickelt war und mit einer großen pinken Schleife zusammen gebunden war. ,,Es sieht klasse aus. Oh Gott, hätte ich es eingepackt, würde sich Ruby vermutlich weigern, es auszupacken", lachte ich und richtete die Schleife. Auch Mum musste lachen. ,,Wie alt wird die kleine denn?"
,,Neun", entgegnete ich und war in Gedanken bereits an ihre glitzernden Augen, wenn sie das Geschenk aufmachen würde.
In der vergangenen Zeit hatte mich Davis eben so oft besucht, da er mir versicherte, dass es in der Schule super lief. Naja, jetzt war seine Klausurenphase vorbei. Ob er mich einfach als Ausrede genutzt hatte, würde sich in ein paar Wochen zeigen. Aber, was sollte ich mich schon beschweren. Manchmal brachte er Ruby mit, da sie ihn jedes Mal anflehte, sie mitzunehmen. Und ihren riesigen Augen und dem süßen Lächeln war wirklich nichts entgegen zu wirken. Jedes Mal wenn sie hier war, betrachtete sie eine halbe Ewigkeit die Fotowand, weshalb ich Mum gebeten hatte, die selbe Polaroid Kamera, wie ich sie von Davis bekommen hatte, in rosa zu kaufen. Ich war mir sicher, dass sie sie lieben würde.,,Ohh", gab Mum einen nahezu quietschenden Laut von sich, wie es Menschen taten, wenn sie in einen Kinderwagen sahen und von niedlichen Babys angestrahlt wurden.
,,Ich weiß noch ganz genau, wie süß du in dem Alter warst." ,,Ja?", fragte ich überrascht nach.,,Du hast so viel gelacht und warst jeden einzelnen Tag so fröhlich. Jedes mal, wenn du mit Cara und Mason unterwegs warst, hast du Stunden von dem tollen Nachmittag erzählt, dass ich dich immer nach einer halben Ewigkeit, bremsen musste, da du meistens noch immer mitten im Türrahmen standest. Und manchmal warst du so klitschnass, dass du gesamten Flur vollgetropft hast. Wie ich dich einfach auf den Arm genommen und dich samt deiner Kleidung und deinen Gummistiefeln in die Badewanne gesetzt habe. " Die Wehmut in ihrer Stimme war deutlich und nicht zu überhören. ,,Ich weiß", grinste ich und schnappte mir meine Jacke von der Stuhllehne.
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Herzenskämpfer
Ficção Adolescente»Wenn jeder Atemzug zu einem Geschenk wird« Seit sieben Jahren leidet Loucy an Leukämie. Ihr halbes Leben lang kämpft sie mit dem Tod. Ihre Kraft und ihr Glaube daran, gesund zu werden, sind längst verblichen. Dann trifft sie auf Davis. Ein Tumor, d...